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Donnerstag, 21. Oktober 2010

Hormonersatztherapie

Bekanntermassen ist die Hormonersatztherapie nicht nur ein Thema im Kontext von TG, TS oder IS.
Und so liest man bei dieStandard gerade folgendes:

Hormonersatztherapie gefährdet Frauenleben
"Washington - Eine Hormonersatztherapie nach der Menopause mit kombiniertem Östrogen und Gestagen führt nicht nur zu mehr Herz-Kreislauf-Zwischenfällen (Infarkt, Schlaganfall) und Brustkrebserkrankungen, sondern auch zu mehr Todesopfern durch Mammakarzinome."

Was aus dem Artikel erstmal nicht hervor geht, ist, wie sich die Hormonersatztherapie denn nun gestaltet, aber es wird auf die entsprechende Studie verwiesen:
Estrogen Plus Progestin and Breast Cancer Incidence and Mortality in Postmenopausal Women

Womit auch klar wird, dass diese Frauen keine Hormonersatztherapie hatten. Ersatz bedeutet ja gewissermassen: Auffüllen was fehlt. Statt dessen bekamen sie aber ein Medikament, Progestin, dass die Wirkung des noch vorhandenen Hormons Progesteron geradewegs auch noch ausschaltet.
Progesteron wird in seiner Funktion selbst von ausgebildteten Endokrinologen falsch eingeschätzt, man spricht von einem "Schwangerschaftshormon". Tatsächlich ist es nicht nur selbst Wichtig und muss in einem angemesenem Verhältnis zu Estradiol stehen (Stichwort Estradioldominanz). Es ist auch noch die Basis für die Biosynthese vieler weiterer Hormone:
z.B.:
17a-hydroxyprogestrone
Dexycorticosterone
11- deoxycortisol
...Androstenedione
Estrone
17 Beta Estradiol (Natürliches)
Corticosterone
Cortisol
Aldosterone
(Auch die folgenden werden bei Frauen benötigt)
Testosterone
DHT

Progestin ist chemisch nicht identitsch mit Progesteron, kann aber an die Rezeptoren andocken. Erstens verdrängt es das wirksamere echte Progesteron, zweitens kann es nich weiter synthetisiert werden.

Das Problem gibt es mit vielen weiteren Produkten, die im Zusammenhang mit Hormonersatztherapien, die diesen Namen nicht verdienen, angewendet werden. Ich habe mich deshalb entschlossen, hier mal einen Text einzustellen, den ich vor kurzem in einem Forum gepostet habe:

Nachdem ich das abgesetzt habe, vieleicht mal ein wenig Erklärung. Die Standartanwort, "Spiel nicht damit rum" oder "geh lieber zum Arzt" ist vielfach einfach nicht sinnvoll.

Also, der Grund warum die Kräuterprodukte (Evanesce und Feminol sind eigentlich nicht wirklich ausschliesslich Pflanzlich) wirken und doch problematisch sind liegt in der Biosynthetisierung. Aus dem selben Grund sind Ethylestradiol und CPA (Beides in der unbedingt zu vermeidenden Diane 35) ziemlich schädlich.

Phytoöstrogene und Ethylestradiol sind chemisch 17 Beta Estradiol ähnlich und können an die Rezeptoren andocken. Ein feminisierender Effekt, Gynemastomie, tritt ein.

Aber das chemisch anders zusammengesetzt, wird die normale Biosynthese unterbrochen. Das bedeutet, wichtige Hormone werden nicht mehr hergestellt, und für trans* Frauen noch schlimmer: Das Gehirn hört nicht auf, Testosteron anzufordern, weil es nicht erkennt, das eigentlich genügend Geschlechtshormone vorhanden wären.

Daher kommt die Idee, man bräuchte auch ein Antiandrogen, wie zum Beispiel CPA (Androcur, Diane 35). CPA wiederum ist ähnlich wie die falschen Hormone und unterbricht die Biosynthesekette und verhindert das "registrieren" von Progesteron, da es "Gestagene" Wirkung hat.

CPA braucht kein Mensch, ein Ersetzen der Hormone 17B Estradiol und Progesteron sorgt dafür, dass der Körper die Testosteronproduktion drosselt, ohne das Mass zu unterschreiten, das Notwending ist. Wird das 17B Estradiol ausserdem noch Transdermal verabreicht, kommt es nicht zu einer steigerung des Tromboserisikos, dass immer wieder so laut beschrieen wird.

Samstag, 18. September 2010

Ein Abschied

Nein, auch wenn ich in letzter Zeit nicht viel geschrieben habe, und das wahrscheinlich auch so schnell nicht wieder sehr häufig tun werde, Gemeint ist eine andere. Ich hatte die traurige Aufgabe, Transray aus den Links herauszunehmen.

Transray war eine Datenbank, die Artikel zu Trans- und Intersexthemen sammelte, katalogisierte und Querverbindungen aufbaute. Eine sicher unglaublich mühselige Aufgabe. Aber das war nicht der Grund zum Einstampfen des Projekts und noch ist die Abschiedsnachricht auf der Seite zu sehen. Ich möchte sie hier im ganzen wiedergeben (bis auf die Kontaktmöglichkeiten, da diese nach Löschung oder Verkauf der Domain so wie so nicht mehr gültig sind):

Aus, vorbei

Warum?

Ich bin der Ansicht, dass die Gesellschaft und insbesondere die Politik nicht bereit sind, Transsexualität so anzunehmen, dass ein würdevoller Umgang mit transsexuellen Menschen in naher Zukunft möglich ist. Alle Bemühungen, zum Beispiel die Vornamenswahl/Geschlechtswahl zu vereinfachen, sind gescheitert.

Ebenfalls sind auch die Vorurteile nicht aus der Welt zu schaffen, die genau dies verhindern.

Bislang orientiert sich die Behandlung/der Umgang an Vorgaben, die nicht von Betroffenen verabschiedet wurden. Sie folgten einem paternalistischem Dogma, durch das transsexuelle Menschen zum Subjekt des Handelns werden.

Ich habe viele Menschen kennengelernt, die schon seit Jahren von der medizinischen Fraktion hingehalten werden, denen es seitens der Krankenkassen untersagt wird, sich operieren zu lassen, deren Erscheinung zu täglichen Kämpfen führt, nur weil „Standards“ und Medizinische Dienste (frühzeitige) Epilationen verhindern.

Viele dieser Menschen stehen dadurch im beruflichen Abseits. Diese Belastung schlägt sich auch in Aufenthalten in der Psychiatrie und Erwerbsunfähigkeiten nieder. Das Einzige was uns fehlt, ist die einfache Anerkennung. Wir benötigen keine Psychotherapie, noch Psychoanalyse über Jahre hinweg, sondern einfaches Vertrauen darauf, dass wir es selbst sind, die genau wissen, was uns nützt.

Ich dachte dem Themenkreis Transsexualität näher zu kommen, indem ich alle mir bekannten Quellen zusammenfüge. Das Ergebnis ist ernüchternd. Neben Moden gibt es keinen wissenschaftlichen Ansatz, der überhaupt irgendetwas erklärt.

Die „Wissenschaftler“ stochern also im Nebel und auch wenn einige sich nach Jahren dahingehend äußern, dass transsexuelle Menschen einfach ganz normale Menschen seien, dann ist das schon erschreckend, weil immer noch so getan wird, als wenn die Behandlung von Transsexualität nur gewissen Vorgaben zu folgen hat und dann alles gut wird.

Wird es nicht.

Und zwar deshalb weil transsexuelle Menschen in ihrer Verzweiflung alles unternehmen, was von professionellen „Helfern“ gefordert wird, die Bungee-Jumping-Theorie – wenn ein Kriterium der Diagnose wäre, sich mit einem Gummiband an den Beinen von einer Brücke zu stürzen, dann würden es alle tun, auch wenn es nichts damit zu tun hat – verdeutlicht es. Dies ist symptomatisch für die „Diagnose“, resp. „Behandlung“.

Zuletzt noch ein Wort zu Gutachten: Nirgendwo wird mehr Unsinn geschrieben und Ableitungen aus noch so weit hergeholten Angaben gemacht. Es wird Zeit, den Quatsch mit den Gutachten zu lassen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie zur Verelendung von transsexuellen Menschen beitragen.

Freitag, 14. Mai 2010

Psychosoziale Entwicklungsstörung?

In einem LGBT-Forum hatte ich kürzlich eine Diskussion darum, ob nun Homosexualität in der Psychoanalyse immer noch als psychosoziale Entwicklungsstörung gesehen wird.

Tatsache ist, dass 1973 nach massiven Protesten Homosexualität (als solche) als psychische Störung aus dem Diagnostischen Manual der Psychologenvereinigung APA (DSM) entfernt wurde.

Das ist aber für sich genommen nur eine Frage der Klassifizierung, nicht aber des Grundsätzlichen Modells der Psychoanalyse, die eine sogenannte psychosexuelle Entwicklung mit verschiedenen Stufen der Entwicklung, die auch durch äussere Einflüsse gestört werden können, stattfindet und die Sexualität eines Menschen fixiert. Es ist nicht eine von vielen Theorien der Psychoanalyse, es ist deren Grundlage. Für die Psychoanalyse entstehen "normabweichende" sexuelle Ausrichtungen und "Geschlechtsidentitäten" durch störungen in einem normalen Entwicklungsablauf.

Die Person, mit der ich Diskutiert habe, meint nun, sämtliche Psychoanalytiker und sämtliche Fachbücher/-artikel die sie gelesen hat, würden Homosexualität nicht als solche Betrachten - und erklärt meine Aussage, die Psychoanalyse sehe Homosexualität auch heute noch als Ergebnis einer psychosozialen Entwicklungsstörung, damit zur Lüge, oder sagen wir mal höflicher "Überreaktion".

Nun habe auch ich eine Menge Fachmaterial gelesen und bin zu eben diesem Ergebnis gekommen. Die interessante Frage ist also - wieso kommen wir da zu so unterschiedlichen Schlüssen?

Ich denke das liegt an der Ausgangssituation. Ich lese natürlich vor allem Material, dass sich um Transsexualität und Transgender Themen bewegt, während ihr Kontakt mit der Zunft wahrscheinlich wenig von diesem Thema geprägt war.

Und in mir keimt der Verdacht auf, dass sich die Analytiker, die zuvor mit Freude Homosexualität pathologisiert haben sich nach dem Maulkorb auf das Thema TS/TG gestürzt haben.

International sind das z.B. Leute wie Kenneth Zucker (Verbindungen zu NARTH), Ray Blanchard oder J. Michael Bailey.
Im deutschsprachigen Raum ist es vor allem der Kreis in und um die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung mit Leuten wie Volkmar Sigusch (im Unruhestand), Friedemann Pfäfflin oder Sophinette Becker.

In deren Texten wird Homosexualtität und Transsexualität dann gerne vermischt, indem zumindest ein Teil der Transsexuellen als homosexuell Motiviert (nicht durch unterdrückte Homosexualität) bezeichnet wird. Ganz plump und kurz gefasst sei die Motivation dieses Teils der Transsexuellen durch den Wunsch geprägt, mit hetereosexuellen Männern zu schlafen.

In der Begründung wird dann eben über psychosexuelle Entwicklung gesprochen und dass die Fehlentwicklung, die zu Homosexualität führt unter ein paar Bedinungen auch in die Transsexualität führt (gewissermassen zwei mal falsch abgebogen).

Aus den Augen, aus dem Sinn



Die (Unter-)Diskussion in jenem Thread begann damit, dass jemand meinte, Psychoanalyse wäre eh nicht als Wissenschaft anerkannt und hätte für die Praxis keine Relevanz. Auch wenn das für den Blick Homosexueller ein Stück weit zutreffen mag, sieht es für Transsexuelle ganz anders aus.

Diese "Forscher" arbeiten als Gutachter, Therapeuten, schaffen Behandlungsstandards für Transsexualität (deutsche "Standards of Care") und nehmen Einfluss auf die Gesetzgebung.

Wenn man so wenig über das Thema Homosexualität aus dieser Richtung hört, dann auch deshalb, weil es für Behandlungen keine Relevanz hat, was ja auch so sein sollte. Aber ich denke vernachlässigen sollte man es keine Sekunde - auch nicht aus dieser Perspektive. Das fängt mit "Gender Identity Disorder in Childhood" an, dass hauptsächlich homosexuelle Kinder in reparative Therapien drängt (von denen viele Homosexuelle gar nichts wissen) und wird bei jedem Versuch wichtig, die rechtliche Lage sexueller Minderheiten zu verbessern. Zum Beispiel beim Thema Adoption.

Montag, 8. März 2010

Die Stimme und das "Deutsch"

Ich habe im Verlauf des letzten Jahres eine interessante Beobachtung gemacht. So viele Betroffene, wie ich kennen gelernt habe, keine Person, die einen normalen Stimmbruch hatte, hat eine wirklich astreine Stimme entwickelt hat. Einzige Ausnahme ist eine fast blinde Person, die wahrscheinlich ein sehr feines Gehöhr entwickelt hat.

Sieht man sich die Partyszene aus Transamerica an, bemerkt man, dass es auch unter Amerikanern nicht immer so leicht ist. Bis auf Felicita Huffman sind in der Szene ja alle transsexuellen Menschen tatsächlich Betroffene:

Eigentlich nur Bianca Leigh (Mary Ellen, die auch singt), Calpernia Addams (die Geigenspielerin) und Andrea James haben die Stimme wirklich "sauber" im Griff, bei allen anderen hört man etwas raus. Aber es ist ziemlich sicher das zumindest Andrea James einen normalen Stimmbruch hatte. Von ihr stammt ja auch ein kommerzielles Lehrvideo (das am Anfang von Transamerica ausschnittweise zu sehen ist) und ein begleitendes Dokument, das auf Deutsch verfügbar ist. Und auch die bekannte Youtubeserie von CandyFLA ist von einer Person mit normalem Stimmbruch. In Chonburi (Thailand) wo ich wirklich vielen Betroffenen aus aller Herren Länder begegnet bin sah es allerdings auch nicht viel besser aus. Laut einer Aussage einer anderen waren nur zwei dabei, die eine wirklich gute Stimme hatten. Eine ohne Pubertät und Ich (nach CandyFLA Methode geübt). Später kam noch eine Deutsche hinzu, die jedoch auch keine richtige Pubertät hatte.

Irgendetwas scheint es für deutschsprachige Menschen noch schwieriger zu machen. Und wenn ich zurück denke, hatte mein Logopäde so etwas auch gesagt. Er meinte z.B. Italienisch würde viel mehr Möglichkeiten bieten.
Vor kurzem liess ich eine andere Person an meiner Überlegung teilhaben - und sie machte mich auf ein Youtube Video von Wandlungskünstler Hape Kerkeling aufmerksam. Und da fällt tatsächlich so richtig auf, wie Unterschiedlich sich die einzelnen Sprachen phonetisch Auswirken:


Interessant ist, dass Hape Kerkeling in seiner Alltagsstimme fast ohne Brusstimme spricht. Verkörpert er weibliche Rollen, haben sie fast immer holländischen Akzent. So bekommt aber auch er die Stimme nicht allzu gut hin und stürzt auch gelegentlich ab.

Nun möchte ich niemandem die Hoffnung rauben. Die Anzahl derer, die im Alltag und am Telefon ganz normal als Frau erkannt werden, ist schon hoch. Ich spreche hier gewissermassen vom höchsten Ziel. Und kürzlich erkannte ich meine Tante nicht an der Stimme, als sie mich anrief, tatsächlich dachte ich erst, es müsse eine andere Betroffene sein... so kritisch bin ich mittlerweile beim Beurteilen ;-)

Mittwoch, 10. Februar 2010

DSM V Entwurf

Die DSM ist die sogenannte Psychatriebibel, in der Arbeitsgruppen die Diagnosen und Diagnosekriterien festlegen. Die ICD Schlüssel der WHO übernehmen diese im Allgemeinen, so wie es auch für die ICD 11 zu erwarten sein wird. Es ist deshalb immens wichtig, wie hier mit den bisherigen Diagnosen:
302.6 Gender Identity Disorder in Children
302.85 Gender Identity Disorder in Adolescents or Adults
und
302.6 Gender Identity Disorder Not Otherwise Specified
also "Geschlechtsidentitätsstörung bei Kindern", "Geschlechtsidentitätsstörung bei jugendlichen und Erwachsenen" sowie die meist für Intersexuelle genutzte "Geschlechtsidentitätsstörung nicht weiter spezifiziert" verfahren wird.

Die schlechte Nachricht: Sie werden nicht entfernt (zugunsten einer medizinischen Diagnose), wie von vielen Betroffenen und Menschenrechtsorganisationen (wie z.B. ATME) gefordert und neurologische Ursachen werden weiterhin totgeschwiegen.

Intersexualität ist kein Ausschlusskriterium mehr (bzw. wird nicht auf 302.6 geparkt), was aber auch bedeutet, dass
a) Intersexuelle mit einer vergangenheit chirurgischer Zwangszuweisung im für sie falschen Geschlecht in einer "Psycho-"Gruppe mit Transsexuellen landen.
b) wenn es im ICD Schlüssel so übernommen wird, zumindest in Deutschland evt. weniger Probleme entstehen, gerade wenn eine IS Kondition erst im Rahmen der Behandlung entdeckt wird.
Ich kann mir vorstellen, dass es für diejenigen die sich immer für eine strikte Trennung von IS und TS eingesetzt haben eine mittlere Katastrophe ist und es eine Menge Schuldzuweisungen an TG/TS Organisationen geben wird.
Ein weiterer Ärgernis für viele intersexuelle Menschen dürfte die Verwendung der DSD (Disorders of sexual development) Nomenklatur darstellen.

Es gibt aber auch eine Menge Positives.

"Gender Identity Disorder in Children" soll zu Gender Incongruence (in children) werden.

Insgesamt gibt es jetzt 8 Diagnosekriterien, von denen mindestens 6 erfüllt sein müssen (früher 4 von 5) und eine davon muss in jedem Fall der Wunsch, dem anderen als dem zugewiesenem Geschlecht anzugehören oder die überzeugung, dem anderen als dem zugewiesenem Geschlecht anzugehören, sein.

Die Zwangspathologisierung geschlechtsrollenunkonformer Kinder (Jungen, die mit Puppen spielen oder Mädchen, die Fussball lieben und lieber kurze Haare haben usw.) wird damit stark eingeschränkt.

Die Kriterien gehen hauptsächlich auf Cohen-Kettenis zurück, die sich sehr um die Behandlung von betroffenen Kindern und Jugendlichen Verdient gemacht hat.

"Gender Identity Disorder in Adolescents or Adults" zu
Gender Incongruence (in Adolescents or Adults)

Die Formulierung ist dahingehenden abgeändert worden, das nicht mehr vom "anderen Geschlecht" sondern vom zugewiesenem Geschlecht gesprochen wird. Begründet wird dies damit, dass das zugewiesene Geschlecht recht beliebig sein kann und dass die Diagnose damit nach Behandlung und Zufriedenheit des Patienten auch verschwindet. Gleichzeitig gilt dies dann auch für Rückkehrer.

Es gibt noch vieles weiteres Interessantes, unter dem Reiter [Rationale] finden sich jeweils ausführliche Begründungen.

Edith sagt: Noch ein kleiner Nachrtrag. Es wird auch sehr darauf geachtet, dass das Erfahrene Geschlecht binäres sein muss: the other gender (or some alternative gender different from one’s assigned gender)

Sonntag, 4. Oktober 2009

Artikel in den Brainlogs

Die Brainlogs sind Blogs von Autoren des Fachmagazins Gehirn und Geist. Blogger Stephan Schleim bat mich nach einer längeren Diskussion seines Beitrages "Psychiatrie-Bibel unter Beschuss " einen Gastbeitrag zu schreiben, indem ich die diskutierten Phänomene und deren Probleme beschreibe. Nun ist der Artikel (etwas entschärft) veröffentlich worden:

Mann, Frau und das Tabu der Uneindeutigkeit

Ich bin bereits sehr gespannt auf die Diskussion.

Samstag, 3. Oktober 2009

Rückschläge

Vor kurzem zeigte ich mich noch erfreut, dass die Berichterstattung über Transsexualität sich stark verbessert hat. Ausgerechnet die ambitionierte Welt(.de) schaffte es allerdings, sich in einem einzigen Artikel, Transsexuelle lächerlich zu machen, Intersexuelle auszuradieren und dem Leser dabei noch das Gefühl zu geben, moralisch gegenüber Arabischen Ländern zu stehen.
Frau darf Auto fahren – nach Geschlechtsumwandlung Von Dietrich Alexander
Die Haltung Saudi Arabiens, nur "Transsexuelle" zu behandeln, die eine intersexuelle Kondition nachweisen können spiegelt sich übrigens auch mit der Agyptens, die letztes Jahr gross ankündigten, Behandlungen für "Transsexuelle" nach international anerkannten Standarts einzuführen - aber in Wirklichkeit eben mit genau diesem Haken.

Auch Thailand, einstmals Vorbild im unkomplizierten Umgang mit Geschlechtsvarianzen (außer im Personenstandsrecht), verkompliziert den Zugang zu notwendigen Behandlungen immer weiter. Während vergangenes Jahr die Orchitektomie für unter 18 jährige Verboten wurde, ist kürzlich angekündigt worden dass keine Geschlechtsangleichende Operationen an unter 18 jährigen Erlaubt sind und 18 - 20 Jährige die Erlaubnis der Eltern brauchen. Das Betrifft auch junge Patienten aus Europa, die von Suporn mit Einverständnis der Eltern bereits ab 16 behandelt werden konnten, Ich weiß von mindestens einer deutschen, die das zwei Jahre vor Kim Petras in Anspruch genommen hat. Ab 18 wahr das Einverständnis der Eltern auch nicht mehr Erforderlich. Warum sollten die es auch besser wissen als die konsultierten Ärzte? Ohne Überweisung macht nämlich auch Dr. Suporn keine Operation.

Samstag, 22. August 2009

80% oder die lebenden Toten

In der Berichterstattung über Coco, eine Transfrau (ich schreibe bewusst nicht Transsexuelle) die vor mehr als einem Jahrzehnt grosse Medienaufmerksamkeit genoss, lass ich in einem Bericht von einer Selbstmordrate von 80% der Transsexuellen, was angeblich auf einer Studie aus Basel stammte. Desweiteren äusserte Udo Rauchfleisch, der das Behandlungssystem in der Schweiz entscheidend geprägt hat, dass laut einer Studie, die er betreut hat Transsexuelle nach der Behandlung kaum glücklich werden. (siehe Schweiz, das Land der unglücklichen Transsexuellen?)

Da Rauchfleisch zu der Zeit die entsprechende Abteilung in Basel leitete, wandte ich mich auch direkt an ihn, um diesen Aussagen auf den Zahn zu fühlen. Er antwortete dann auch dahingehend, dass ihm die Aussagen schleierhaft waren:

Keine 80% Selbstmordrate, Erfindung eines Journalisten?

Sehr geehrte Frau XXX, nach meiner über 35jährigen Erfahrung mit der Begutachtung und therapeutischen Begleitung von transsexuellen Menschen ist Coco keineswegs "exemplarisch für Transsexuelle". Zum einen gibt es nicht "die transsexuelle Persönlichkeit", sondern es sind Menschen mit den verschiedensten Lebensgeschichten und Persönlichkeitsausformungen (wie auch sonst in der Bevölkerung). Zu anderen stimmt die Angabe von einer Selbstmordrate von 80% nicht. Der Weg transsexueller Frauen und Männer ist zwar schwierig, aber keineswegs eine Gratwanderung, sondern bei entsprechender Begleitung ein Weg der Selbstfindung. Ich habe diese Fragen ausführlich in meinem Buch "Transsexualität - Transidentität" (2006) behandelt.

Mit freundlichen Grüssen, Udo Rauchfleisch

Aber es gibt ja eben die Studie, die von Rauchfleisch in einem damaligen Interview erwähnt wird und endlich habe ich ein paar Puzzleteile zusammen:
So findet sich in der Studie "Postoperative Ergebnisse bei Transsexualität
unter besonderer Berücksichtigung der Zufriedenheiteine
Nachuntersuchung" von Friederike Johanne Happich folgendes

Die 1998 veröffentlichte Untersuchung von Rauchfleisch et al. umfasst den längsten
Katamnesezeitraum von fünf bis 20 Jahren mit einer durchschnittlichen Katamnesedauer von
14 Jahren. Von 69 Patienten und Patientinnen, die zwischen 1970 und 1990 die Psychiatrische
Universitätsklinik in Basel aufgesucht hatten, konnten 13 Mann-zu-Frau und vier Frau-zu-
Mann Transsexuelle nachuntersucht werden. Das lost-to-follow-up ist –auch verglichen mit
anderen Studien- erheblich

...

Bei den retrospektiven Untersuchungen finden sich
lost-to-follow-up Raten von 21 % (Sörensen 1981) bis 81 % (Rauchfleisch 1998)

Lost-to-follow-up bedeutet hier: Man konnte die ehemaligen Patienten nicht mehr finden und das waren in der Rauchfleisch Studie 81% - und da sind sie. Nicht tot, sondern nicht mehr auffindbar, und das hat zwei Gründe:
1. Wie Rauchfleisch in oben genannten Buch erwähnt, war es lange Praxis, die Personen, die den Prozess durchlaufgen hatten, aus ihrem Umfeld zu lösen und Umsiedeln zu lassen, damit sie ihr Leben praktisch neu Beginnen - ohne Kenntnisse des neuen Umfelds bezüglich ihrer Medizinischen Vergangenheit. Kein Wunder, wenn diese dann "Deep Stealth (*)" sind, nicht mehr auffindbar sind und sein wollen.
2. Das System der schweizer Behandlung ist ziemlich traumatisierend für einige Betroffene - die wollen dann auch nie wieder etwas mit den Schändern zu tun haben.

Und dann wird es noch ganz interessant. Rauchfleisch lieferte in seiner Studie auch Weltweit die schlechtesten Zufriedenheitsdaten ab. Nicht einmal die berüchtigte CAMH / Northwestern Qulique erreichte dermassen schlechte Zufriedenheitsraten.

Ein deutlicheres Zeichen, dass mit dem Schweizer System etwas nicht stimmt, gibt es gar nicht mehr.

(*) Deep Stealth bedeutet, dass nicht einmal die engsten Freunde und teilweise Ehepartner etwas von der medizinischen Vergangenheit wissen.

Freitag, 12. Juni 2009

Good Hair Days

Nachdem ich nur noch wenige Tage in Chonburi habe und weitere grossartige Personen kennen lernen durfte - eine davon feierte heute einenn unvergesslichen Geburtstag - kam ich dank einer der Frauen, die sich die Haare färben wollte, auf die Idee, mal nach Extensions zu fragen. Die können mein Bad Hair zwar nicht beseitigen - aber immerhin das Vorhandene verlängern. Also sass ich zwei Stunden geduldig vor dem Spiegel, der mir meine männliche Haarlinie zeigt - gepaart mit irritierten Blicken anderer Kundinnen. Als ich nach 2 1/2 Stunden aber fertig war, meine Mütze wegen die nicht wirklich geschickt mögliche Haarverdichtung und meinen Schal umlegte, waren nicht nur die "bezahlten" Frisösen, sondern sogar die Kundinnen begeistert. Der Abschied war äusserst Herzlich :-)
Die Extensions sparen mir definitv mindestens 2 Jahre Eigenwachstum und ich bin so Happy wenn ich in den Spiegel (mit Mütze) schaue. Ein perfektes Abschiedsgeschenk dass ich mir da gemacht habe.

In Bezug auf Post Op(eration) hatte ich heute mein Abschlussgespräch und obwohl ich eigentlich nicht wollte, liess ich mir Bilder von der Operation zeigen. Eines zeigte, dass mit meiner Penislänge (knapp über Mikropenisdefinition) keine Penile Inversion möglich gewesen wäre. Schon das nächste zeigte meine Hoden - ausserhalb. Weitere Beschreibungen von Bildern der OP möchte ich selbst geneigten Lesern ersparen... das Ergebnis ist auf jeden Fall sehr gut, und in dieser Hinsicht möchte ich einmal den aktiven Kühen danken (Betroffene und Hasser wissen wen ich meine) für den Tipp Progesteron weiter zu nehmen. Alte Narben schwinden und natürlich hatte ich auch einen aussergewöhnlichen Heilfolg, der nur deshalb aussergewöhnlich ist, weil nicht einmal Suporn selbst Progesteron für eine gute Idee hält - angeblich würde es Entzündungen der Scheide fördern.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Sonntag geht es Heim.

Nachdem ich hier in Chonburi viele tolle Menschen kennen lernen durfte, geht es am Sonntag nacht wieder Richtung heimat und am Dienstag werde ich wieder bei meinem Arbeitgeber vorstellig - an einen neuen Tagesrythmus muss ich mich allerdings gewöhnen, mit den zweimaligen Dilationen am Tag. Ansonsten verläuft die Heilung bislang absolut wünschenswert und das bei mir Risikomenschen, Übergewicht und Rauchen.

Ich freue mich Wahnsinnig, meine Freunde und Famillie zu hause wieder zu sehen, die ich hier sehr vermisst habe, gleichzeitig konnte ich hier neue Bekanntschaften knüpfen, die ich sicher auch ein wenig vermissen werde :-)

Abteilung gute, allgemeine Nachrichten:
- Thomas Beattey hat einen gesunden Jungen entbunden :-)
- In USA wurde eine Radiosendung wegen massiver Proteste abgesetzt, nachdem bösartige Kommentare bis hin zum Aufruf zur Gewalt gegen trans* Kinder aufgerufen wurde.

Samstag, 6. Juni 2009

Chonburi Flap (Suporn) vs. penile Inversion

Achtung, nicht beim Essen lesen.

In den Anfängen der geschlechtsangleichenden Operation (GaOP) wurde mehr oder weniger die Eichel entfernt, der Penis entkernt (also die sensible Haut vom inneren getrennt, dann eine Höhlung geschaffen und mit der Penishaut ausgeglichen. Später fing man in Kairo, damals eine Hochburg für geschlechtsangleichende Operationen die Eichel nicht zu Entfernen, sondern daraus eine Klitoris zu Bilden. Dr. Daverio aus Lausanne zum Beispiel ist sehr stolz darauf, die Sensitivität der Eichel vorllständig zu erhalten (Operiert aber nur Privatpatienten)

Diese Technik nennt sich "Penile Inversion"

Um etwa 2000 herum entwickelte Dr. Suporn aus Thailand eine völlig alternative Methode. Wer ein wenig Biologie kennt, weis das jeder Embrio weiblich beginnt, und dann verschieden stark maskulinisiert wird. Dr. Suporn entwickelte eine Technik die sich sehr stark daran orientiert, welches Gewebe (daher auch bei transsexuellen Frauen mit Bodymap entsprechend verdrahtet) denn letztlich verwendet wird. So so wird zum Beispiel wird die Penishaut zu Schamlippen die Hodenhaut zur Vaginahaut. Eine Ausnahme besteht darin, dass die eigentliche Klitoris ja sehr klein ist gegen die Eichel und er einen netten Trick für seine Patientinnen entwickelt hat: Der Rest der Eichel wird mit in die Scheide eingebaut. Für die eigentliche Scheide wird mit der Hodenhaut ausgekleidet - erstens entspricht dies dem entprechendem Gewebe und der Verdrahtung, zweitens steht selbst bei Leuten mit Mikropenis genügend Gewebe zur Verfügung. Diese Haut ist sensitiv und Orgasmusfähig - gerade weil es der natürlichen Entwickluing entspricht.

Dr. Schaff in Deutschland ist gerade dabei diese Technik auch in Deutschland (auf Krankenkasse) einzufügenn (*) - so dass die Wahl zwischen beiden Methoden zumindest für Deutsche keine Geldfrage mehr ist.

Deshalb ist es vielleicht keine schlechte Idee sich mal Vor- und und Nachteile der Methoden anzusehen

Chonburi Flap:
Vorteile:
- Sehr natürliche Optik
- Sehr Nahe an der eigentlichen sensitiven Struktur
- Erhalt von Drüsen die das Scheidengewebe mit mehr natürlicher Feuchtigkeit versorgen
Nachtteile:
- Sehr lang andauernde Heilung
- Entweder unerfahrener Arzt oder selbst zu bezahlende Operation (etwa 10.000 Euro)
- In den ersten 6 Monaten täglich bis zu 2 Stunden Dilation, die unangenehm bis Schmerzhaft ist
- Diletation ist ein Leben lang nötig, wenn sich auch die Zeit reduziert (**).

Penile Inversion
Vorteile:
- sehr verbreitete und von vielen Chirurgen praktizierte Methode
- Durchaus ebefalls hohe Satisfaktionsrate, die meisten geben an, Orgasmusfähig zu sein.
- Weniger Dilation, die auch nach einiger Zeit eingestellt werden kann.
- kürzere Heilzeiten
- wird in den meisten Ländern von der Krankenkasse bezahlt.
Nachteile
- Neuronal nicht dem Sinn entsprechend, stimuliert wird bei Sexualität eigentlich nur, was früher Penis war, was nicht ganz der weiblichen Sexualität entspricht.
- Optisch sieht es nicht unbedingt sehr natürlich aus. Bei männlichen Sexualpartnern dürfte das aber ziemlich egal sein, die sehen eh nur einen Schlitz.

Aus meinem persönlichen Bekanntenkreis kenne ich einbe Freundin die nach zwei Monaten peniler Inversion absolut Begeistert und Orgasmusfähig ist - das wird mir als Suporn Patientin nicht passieren. Gerade der 2. und 3. Monat der Heilung sollen mit die schmerzhaftesten sein. Richtig "Einsatzbereit" ist das ganze wohl erst nach 6 Monaten.

(*) wie mir mitgeteilt wurde, entspricht das nicht ganz der Wahrheit, offensichtlich versucht Schaff beide Varianten zu kombinieren.
(**) Obwohl es so empfohlen wird, haben mir mittlerweile mehre langjährig postoperative Supornpatientinnen versichert, dass es nicht so ist, natürliche Dilation, sprich aktiver Sex, ist ausreichend.

Achtung: Nachtrag 8.1.2010:
Schaff macht keinen Chonburi Flap... im Gegenteil ist, was mir an OP Ergebnissen von ihm zugetragen wurde, eine einzige Katastrophe.

Donnerstag, 4. Juni 2009

Tag 7 - zurück ins Hotel

Heute ist endlich der 7. postoperative Tag und die Suporn Klinik hat mich denn heute auch entlassen und ich schreibe aus dem Hotelzimmer. Auch die Vaginalpackung ist heute entfernt worden und die ersten zwei Diletierungen (Diletationen?) habe ich auch bereits hinter mir. Mit dem glatten Dilator und dem Gleitgel ist da noch nicht viel zu spüren, aber laut Handbuch ist eine Suporn-Scheide auch erst nach zwei Monaten zur sexuellen Benutzung empfohlen (deutlich längere Heilungszeit als bei peniler Invertation)

Wer eimal im Chon Inter Hotel verweilt (es gibt ja auch noch andere Gründe) dem empfehle ich auf jeden Fall den gebackenen Lachs (Baked Salmon).

Dienstag, 2. Juni 2009

Post Op Tag 4

Heute konnte ich erstmals wieder ein paar Schritte gehen.

Nach den kurzen Notizen dich noch hier geschrieben hatte, ging es dann recht schnell in die Chierurgie - durchs ganze Haus gefahren, und das ohne Kappe (bin manchmal doch auch ein wenig Eitel). Interessanterweise meinte eine der Frauen die mich begleiteten, "You have a face like a genetic woman". Die Wissen wie man Leute aufbaut ;-) Andererseits glaube ich den Satz in etwa so sehr, wie; es wäre leicht in Tailand passende Kleidung für mich zu finden.
Da ich ziemlich Feige vor Nadeln bin war das "Anstechen" für den Tropf usw. meine Hauptsorge - was wohl gezeigt hat wie Naiv ich bin. Der Anästhesist hat dann doch etwas mehr als 2-3 Sekunden gebraucht (ich kam auf 10) bis ich weg war, danach wars erst mal gar nicht mehr schön.
Ich fühlte mich als währe ich nach einer Alkoholvergiftung aufgewacht (hatte ich leider auch schon, oder war zumindest knapp dran) nur doppelt so schlimm.

Das dominante Gefühl aus meiner Körpermitte war etwas unerwartet - da fühlte sich alles so an wie wenn man Stunden nicht auf die Toilette kann. Das war die ersten zwei Tage prägend. Einmal hatte ich das Gefühl etwas währe bei gerissen, wurde aber beruhigt, Tatsächlich verläuft die Heilung recht gut.

Gestern kam nun die obere Verpackung herunter und alles Äussere wurde Befreit, mein neues Organ wurde mir Erklärt und mir angekündigt dass dank Schwellungen die kommende Woche das ganze noch viel schlimmer Aussehen wird als jetzt. Das war auch der Tag der grössten Schmerzen bislang. Und diesmal waren es echte Wundschmerzen. Das meine Klit funktioniert, konnte ich zuvor schon feststellen, aber unter der Dusche (und nach sehr vielen Schmerzen um da hinzu kommen) zeigte mir der Duschstrahl das endlich alles stimmt - nach den ganzen Schmerzen so Herrlich dass er noch mal ran musste...

Donnerstag, 28. Mai 2009

OPs

Jetzt sind es nur noch Stunden die mich von der OP, und vermutlich Tage, die mich von einem Kaffee trennen. Einlauf, rasieren usw. kams gestern schon und meine morgendlichen, vorbereitenden Massnahmen sind auch erledigt.

Sonntag, 17. Mai 2009

Die Zeit wird kommen...

... nur wird es nicht der 20. sein. Der Termin für die eigentliche OP um ein paar Tage.

Von der Suporn Klinik wird man umsorgt wie eine VIP Person, nur dass das für jede gilt. Gestern meinte eine Frau zu mir, es wäre das erste mal in ihrem Leben gewesen, dass sie es bedauert hätte ein Krankenhaus zu verlassen. Aber auch in der Zeit vor und nach dem Klinikaufenthalt wird man schon grossartig betreut.


Mein zukünftiges Werkzeug für die weitere Pflege habe ich bereits übergeben bekommen und das persönliche Beratungsgespräch mit Dr. Suporn hatte ich auch bereits. Er war zwar etwas skeptisch, da ich Beschnitten wurde (eine Zwangsverstümmelung, die hoffentlich bald mal aus unserer Kultur verschwindet) aber im wesentlichen war er zufrieden mit dem vorhandenen Baumaterial :-)

Interessant ist auch was er in Bezug auf Garantien gesagt hat. Da die Tiefe in der Zukunft von der eigenen Pflege abhängt gibt es dafür keine Garantien - für die Ästethik jedoch schon. Allerdings meint er, bevor man in diesem Punkt einschreitet, sollte man ein Jahr Postoperativ sein.

Montag, 27. April 2009

Eilmeldung bezüglich Stimme

Andrea James hat schon seit längerem eine DVD zum Stimmtraining. Das Trainingsbuch zur DVD war bereits zuvor frei erhältlich.
Ein Team von TX-Köln hat nun dieses Begleitbuch übersetzt und in Einverständnis mit Andrea James veröffentlicht.
Die Orginalmitteilung dazu ist in Deutsch auf Andrea James Seite zu lesen.

Ein wichtiger Ausschnitt:
Dass eine stimmliche Veränderung wichtig ist, belegt zudem eine Studie, die im Rahmen einer Diplomarbeit an der RWTH Aachen1 durchgeführt wurde. Demnach ist die Stimme das entscheidende Element bei der geschlechtlichen Zuordnung einer Person: Über 71% aller Befragten gaben an, eine Person primär anhand ihrer Stimme einem Geschlecht zuzuordnen.

Das kann ich Bestätigen, obwohl ich selbt noch nicht zufrieden mit meiner Stimme bin, hat sich mit zunehmendem Training mein Passing deutlichst verbessert (auf jeden Fall schaffe ich es schon 24/7 ohne Bruststimme zu sprechen).

Das Begleitbuch auf Deutsch ist hier zu finden.

Sonntag, 15. März 2009

Artikelsammlung

Ich bin gestern über eine Interessante Artikelsammlung gestossen.

Zusammenleben in Berlin
männlich – weiblich – menschlich? Trans- und Intergeschlechtlichkeit

Sie enthält verschiedenste Themen um Transgender, Transsexualität und Intersexualität – aus verschiedenen Perspektiven.

Kritisieren muss ich Hertha Richter-Appelt vom Institut für Sexualforschung, Uniklinik Hamburg den Unterschied zwischen IS und TS erklärt ist das Grundsätzlich nicht schlecht, wenn sie dann aber schreibt:

”Biologische Grundlagen hat man bisher für
Transsexualität nicht gefunden”

Dann ist sie entweder eine Lügnerin oder für ihre Spezialisierung Ungeeignet.

An anderer Stelle Kritisch, finde ich die Mitschrift einer Diskussionsrunde zur Reform des TsG bedenklich.

Wenn selbst Helma Katrin Alter von der DTGI so einen Satz sagt:

Ich habe Extremfälle kennen gelernt, wo das Alter 18 Jahre einfach zu hoch war für
geschlechtsanpassende Eingriffe, zum Beispiel die Selbstkastration eines 14-Jährigen

Dann frage ich mich, für wen sie eigentlich steht. Wie soll sich ein Transjunge kastrieren, er hat ja keine Hoden, also meint sie ein Transmädchen, und gerade SIE enthält ihr ihr Geschlecht vor.

Und Sabine Augstein ist keinen Deut besser, spricht sie doch die ganze Zeit von Geschlechtsumwandlung, wenn die GaOP gemeint ist.

Besonders gefallen hat mir der Artikel:

Psychosoziale Beratung bei Konflikten im Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität (S. 46)

Und sehr lehrreich waren einige Artikel zu den Kulturen, in denen es ein drittes Geschlecht gibt. Ich habe nun schon einiges gelesen über Hirja, Kathoe und andere, aber es hat lange gedauert, bis ich zum Beispiel wusste, dass intersexuelle zu den Hirjas und Kathoe gezählt werden und erst hier habe ich erfahren, dass sie in allen Kulturen als die “Echten” 3. Geschlechtlichen angesehen werden.

Was ich mich aber lange Gefragt habe, und was mir hier endlich berichtet wurde, war, was mit Transmännern ist, die gab es in der Berichterstattung über das Thema, die ich bislang gelesen hatte, eigentlich gar nicht? Von wegen, auch diese sind bekannt, und haben in diesen Gesellschaften einen Platz. Die “Sensation” liegt aber wieder nur bei Transfrauen (wie gesagt, auch das Thema Intersexualität ging immer unter).

Also, Empfehlung: Lesenswert für alle TG, TS und IS und sonst wie Betroffenen.

Donnerstag, 5. März 2009

Die Suche nach dem heiligen Gral

Während die ersten Forscher, die sich mit dem Thema Transsexualität befassten, noch körperliche Ursachen annahmen, die sich für sie schon aus der Beschäftigung mit transsexuellen Menschen als ziemlich selbstverständlich darstellten, begannen andere die Quelle von Transsexualität in der psychosozialen Entwicklung zu suchen. Freud war und ist vielen hier noch eine Inspiration, mit seinen Theorien von Ödipuskomplex, Penisneid und so weiter.

Mit am häufigsten hört man folgendes (Ich bediene mich hier und an weiteren Stellen einem 20 Jahre alten Text: “Ethische Aspekte der Transsexualität” )

Die psychoanalytische Hypothese (Stoller und Socarides)

Nun komme ich zu der Ätiologiehypothese, die von den amerikanischen Psychoanalytikern Stoller und Socarides entwickelt wurde. Vorausschicken möchte ich, dass ich sehr viel von der Psychoanalyse halte, solange sie sich auf ihre bewährten Gebiete beschränkt und sich nicht in wilden Spekulationen ergeht. So behaupten also Stoller und Socarides, Transsexualität entstehe psychodynamisch im Kleinkindalter bei folgender familiärer Konstellation:

  1. eine nach außen hin dominante, im Grunde aber ichschwache Mutter entlässt das Kind nicht aus der Symbiose; während
  2. der Vater emotional (oder auch physisch) nicht anwesend ist und so das Kind nicht aus der Symbiose mit der Mutter lösen helfen kann (Fachbegriff: Triangulierung).

Zwar findet sich bei Transsexuellen tatsächlich oft diese Situation, doch die Überraschung weicht, wenn man feststellt, dass genau dieselbe Konstellation für die überwiegende Mehrzahl aller Neurosen und psychosomatischen Erkrankungen verantwortlich gemacht wird und im übrigen die übliche Situation in unserer heutigen bürgerlichen Kleinfamilie ist, in einer Zeit, da die überkommenen Geschlechterrollen zunehmend in Frage gestellt werden und mit ihnen bei vielen Männern und auch Frauen ihr darauf gründendes Selbstverständnis als Mann oder Frau. Dass Frauen, die sich aus traditionellen Rollenzwängen befreien, von Psychoanalytikern leicht als »dominant« oder »phallisch« bezeichnet werden, spricht für sich selbst.

Aufgrund der gesellschaftlich bedingten enormen Häufigkeit dieser familiären Situation müsste es – folgt man Stoller und Socarides – erheblich mehr Transsexuelle geben!

Anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass ich nicht die Transsexualität an sich als Neurose ansehe, dass sehr wohl aber das Verleugnen und Verdrängen der Tatsache, transsexuell zu sein, überaus häufig zu neurotischen Fehlentwicklungen und psychosomatischen Erkrankungen führt.

Nun ja, die alleinerziehende Mutter ist gerade in Deutschland in den letzten 20 Jahren fast zum typischen Bild geworden. Hier zeigt sich auch bereits, worauch ich später noch weiter eingehen werde, wie Symptome (Neurose) immer wieder zur Ursache verklärt werden.

Andere beliebte Theorien sind sexuelle Motive, Zum Beispiel die Blanchard, Bailey, Lawrence Theorie (BBL) oder die hier zitierte:

Die Hypothese der uneingestandenen Homosexualität

Als nächstes muss ich mich mit Alfred Springer in Wien auseinandersetzen: Er geht zunächst einmal davon aus, dass Homosexualität ein zu akzeptierendes und nicht therapiebedürftiges Phänomen sei; insoweit möchte ich ihm voll zustimmen. Dann aber postuliert er, Transsexualität sei stets eine uneingestandene Homosexualität. Diese Hypothese hat schon Herr Kockott widerlegt, und so muss ich ihn hier nicht wiederholen. Interessant ist freilich Springers Argumentationsweise, bei der er am Ende der Argumentationskette seine implizierten Voraussetzungen wiederfindet, also eine raffinierte Zirkelschlusslogik:

Einen transsexuellen Mann (biologisch natürlich weiblichen Geschlechts), der sich das Zusammensein mit einer Frau wünscht, beschreibt er von vornherein folgendermaßen: »Zu mir kam eine homosexuelle Frau mit dem Wunsch, ein Mann zu sein.« Dies nimmt er als Prämisse, dreht es durch seine Mühle, macht einen argumentatorischen Salto mortale, und heraus kommt eine homosexuelle Frau, die eben bloß zu ihrer Neigung stehen müsse. So einfach geht das.

Weiterhin schreibt er, er stelle fest, dass männliche Homosexuelle im 19. Jahrhundert ähnlich beschrieben wurden, wie sich heute Mann-zu-Frau-Transsexuelle beschreiben: »Mulier in viri corpore inclusa« – eine Frau, die in einen männlichen Körper eingeschlossen ist. Ganz abgesehen davon, dass dies nur ein Bild war, um ein damals unverstandenes und den gesellschaftlichen Normen gänzlich zuwiederlaufendes Phänomen zu beschreiben, nun herzugehen, und von der Ähnlichkeit irgendwelcher Beschreibungen – noch dazu zu unvergleichbaren Zeiten – auf die Gleichheit der beschriebenen Phänomene zu schließen, ja, also da sträuben sich in mir irgendwo alle Haare. Die Frucht »Birne« die wir alle kennen, ist nun einmal auch keine Glühbirne, auch wenn beides »Birnen« sind!

Stellenweise auftretende Forschungen, die körperliche Ursachen tatsächlich nahelegten wurden weitgehend ignoriert (übrigens auch im verlinkten Artikel), schon früh (50er Jahre des vergangen Jahrhunderts) wurden Unterschiede im Hypatalamus zwischen Mann und Frau entdeckt, und dass diese bei transsexuellen Menschen dem gefühlten Geschlecht entsprechen. Weiterverfolgt wurde es jedoch nicht. In Ostdeutschland wurde in den 80ern noch in diese Richtung von Günter Dorner geforscht – auch seine Ergebnisse fanden wenig Anerkennung. Als 1996 die ersten Postmortem Studien (Untersuchungen an den Gehirnen von Verstorbenen) veröffentlicht wurden, zeigte sich eine ganz klare Korrelation – und wurde von der Psychokaste, die sich die Behandlung und damit auch die Ursachenforschung unter den Nagel gerissen hatte, marginalisiert. Heute, 2009,  haben wir derartig viele Studien zum Thema, die Teils mit unterschiedlichsten Methoden immer wieder zu dem einen Ergebnis haben. Das eines Bewiesen ist: Das Gehirn ist dem empfundenen Geschlecht entsprechend ausgeprägt. Dennoch hört die Psychopathologisierung von Transsexualität nicht auf. Seit gut 80 Jahren wird eine Theorie nach der anderen aufgestellt - und wiederlegt.

Es ist die Suche nach dem Heiligen Gral.

Macht man sich die Realität klar, dass, wie Kim es immer so schön ausdrückt, Mädchen mit Hoden und Penis geboren werden, und Jungen mit Eierstöcken und Vagina, dass diese sich, wie jedes Kind schon bevor es ihnen Bewusst wird, an Vorbildern des gleichen Geschlechts orientieren und mit diesen Menschen gewisse Instinkte, zum Beispiel im Umgang miteinander, Teilen, nur dann kann man Transsexualität und die Entwicklung, die transsexuelle Menschen Durchmachen, verstehen. Milton Diamond hat das in seiner “Biased Interaction Theory” ganz gut beschrieben. Die Frage dagegen, warum ein Mann eine Frau werden will (oder interessanterweise seltener gestellte Frage, warum eine Frau ein Mann sein will wird selten gestellt), kann dagegen nur in Sackgassen führen – da dies so gut wie nie der Fall ist.

Zum Beispiel folgende Theorie:

Die Borderline-Hypothese (Sigusch)

Der bekannte Frankfurter Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch ist selbst homosexuell und hat so auch ein großes Verständnis für Homosexuelle. Im einzelnen schreibt er (zusammen mit Dannecker, Schmidt und Schorsch in der Zeitschrift »Psychologie heute«, Juni 1981):

»Es ist an die elementaren Sätze einer Theorie der Homosexualität zu erinnern: Homosexualität ist zunächst einmal eine anthropologische Kategorie. Als solche bezeichnet sie eine in der menschlichen Anlage bereitliegende Verhaltensmöglichkeit. Homosexualität verweist demnach auf alle Menschen, nicht nur auf manifest homosexuelle. Die manifeste Homosexualität wiederum ist als eine Persönlichkeitsstruktur zu betrachten und nicht als ein Symptom einer Person oder einer Krankheit. Deshalb kann sie nicht beseitigt werden, ohne einen Menschen als gesamte Person in Gefahr zu bringen.« (Sic!)

Konsequenterweise müsste er nahezu wortwörtlich dasselbe für Transsexuelle postulieren (wobei ich ihm hocherfreut voll zustimmen würde). Doch weit gefehlt! Transsexualität – so behauptet er einfach – sei eine besondere Erscheinungsweise des sogenannten »Borderline-Syndroms« – auf deutsch: Grenz-Syndrom. Es ist sehr schwierig, hier in der Kürze der Zeit das Phänomen »Borderline-Syndrom« verständlich zu erklären: deshalb nur einige Stichpunkte: man versteht darunter eine psychische Erkrankung, die in Schwere und Symptomatik zwischen Neurosen und Psychosen liegt. Dabei wird eine fehlende Ich-Identität notdürftig durch sogenannte Ersatz-Ichs geflickt, die im Allgemeinen stabil genug sind, dass es die meiste Zeit über nicht zu psychotischen Durchbrüchen mit Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Halluzinationen kommt. Nach außen hin erscheinen diese Menschen auf den ersten Blick völlig angepasst und gut funktionierend. Auf den zweiten Blick jedoch erkennt der Geübte die fassadenhafte Ersatz-Ich-Bildung.

Bei Transsexuellen will Sigusch nun in besonderem Maße fassadenhaft wirkende Ich-Ersatz-Identitäten beobachtet haben, und so postuliert er, Transsexualität sei eine besondere Symptombildung eines Borderline-Syndroms. Wie bei solchen Kennern der menschlichen Psyche üblich, vernachlässigt er dabei völlig die besondere biographische Entwicklung von Transsexuellen im allgemeinen, sowie die spezielle Situation von Gutachtergesprächen; kurz: er hält seinen ganz besonderen Sichtwinkel der vielleicht größten Lebenskrise dieser Menschen unter dem besonderen Druck eines kurzen Begutachtergespräches für die ganze Wahrheit dieses Menschen.

Außerdem offenbart Sigusch indirekt, dass er allem Anschein nach keine Nachuntersuchungen nach der operativen Genitaltransformation kennt. Nur so kann es kommen, dass er die spezifische Situation von Transsexuellen so gründlich missversteht. Nun bauen freilich Transsexuelle vor ihrem »Coming out« eine Art von fassadenhafter Identität auf. Sie zeigen nämlich zuallererst das Verhalten, das von Ihnen – ihrem biologischen Geschlecht entsprechend – erwartet wird. Teils um nicht aufzufallen, teils freilich auch als »Selbsttherapie«-Versuche, übersteigern vielfach ihre Rolle in bisweilen groteskem Bemühen, schon um nicht selbst an der gespielten Rolle zu zweifeln. Typisch dafür ist beispielsweise Jan Morris, die nach einer harten Offiziers-Karriere bei der Mount-Everest-Erstbesteigung dabei war.

Während der Zeit des »Coming out« zerbricht diese Ich-Fassade, und eine zunächst ziemlich orientierungslose Zeit muss durchgestanden werden. Gerade eben in diese Zeit fällt in der Regel die psychiatrische Begutachtung, so dass der auf diese Perspektive eingeengte Psychiater geneigt ist zu übersehen, dass unter den äußeren Schichten der abblätternden Rollen-Fassade und der darauf folgenden suchenden Orientierungslosigkeit die eigentliche und echte Identität bereits keimhaft angelegt ist. Doch muss dieser noch sehr zarte Keim in diesen Stadien des transsexuellen Weges vor den allzu rauen Stürmen – wie sie bei den üblichen psychiatrischen Härtetests offenbar unvermeidlich sind – meist noch eine Weile schützend geborgen werden.

Transsexuelle machen in ihrer Jugend nur eine recht unvollständige Pubertät durch: sie werden zwar erwachsen – körperlich wie psychisch –, doch die übliche Reifung und Festigung der Geschlechtsidentität bleibt aus. Stattdessen entwickelt sich die eben beschriebene fassadenhafte Rolle.

Erst in der Zeit des transsexuellen Übergangs kann der zweite – geschlechtsspezifische – Teil der Pubertät beginnen. Wirklich vervollständigt kann sie freilich erst nach der operativen Genitalkorrektur werden, da erst jetzt der selbstverständliche Umgang mit dem eigenen Körper erfahren und gelernt werden kann. Außerdem unternimmt jetzt kaum einer der lieben Mitmenschen mehr ernsthafte Versuche, diese Entwicklung doch noch umzukehren. Erst dann hat der Kampf ein Ende. So entwickelt sich – Monat um Monat reifend – allmählich der stattliche Baum der Geschlechtsidentität gemeinsam mit einem wahrhaften Ich.

Wir haben also gesehen, dass bei der Transsexualität ein Fassaden-Ich nicht entwickelt wird, um mittels eines »Hilfs-Ich« die fehlende Ich-Identität zu ersetzen. Vielmehr ist bei Transsexuellen sehr wohl eine Ich-Identität vorhanden, freilich mit einer dem biologischen Geschlecht widersprechenden Geschlechtsidentität als integralem und nicht herauslösbaren Bestandteil der Ich-Identität. Zum Schutz vor gesellschaftlicher Diskriminierung und aus Angst vor dem Verlust der engsten Bezugspersonen errichten Transsexuelle vor ihrem »Coming out« ihre neurotische Ich-Fassade – quasi als eine Art »Mogelpackung« –, die wiederum das Fundament für eine Menge weiterer Neurosen und psychosomatischer Erkrankungen abgeben kann.

Viele früher ganz selbstverständlich als Ursachen angenommene Konzepte wie hier Borderline oder auch Schizophrenie sind längst Erkrankungen, die via Differentialdiagnose ausgeschlossen werden. Beide können den Erkrankten kurze Zeit den Glauben geben, sie währen im anderen Geschlecht besser aufgehoben.

Allgemeine Kritik an den Ätiologiehypothesen

Meine Damen und Herren, wir haben gesehen, dass jede der besprochenen Ätiologiehypothesen unhaltbar wird, wenn man sie sich einmal genauer ansieht und in allen Einzelheiten, Prämissen und Konsequenzen durchdenkt. In der Zusammenschau fallen allerdings noch einige erwähnenswerte Gemeinsamkeiten auf: Fast alle orientieren sich an viel zu geringen Fallzahlen sowie nahezu ausschließlich an Mann-zu-Frau-Transsexuellen. Offensichtlich sind sie das größere gesellschaftliche Skandalon. Frau-zu-Mann-Transsexuelle scheinen für viele Autoren gar nicht zu existieren.

Keiner der Autoren unterscheidet mit wirklich wissenschaftlicher Exaktheit zwischen »echten« Transsexuellen, also Menschen, bei denen eine primäre Transsexualität vorliegt, und Menschen, bei denen im Rahmen anderer Krankheiten und Phänomene phasenhaft ähnliche Wünsche vorkommen können (z.B. bei den verschiedenen Formen von Transvestitismus, uneingestandene Homosexualität, Adoleszenzkrisen, halluzinoid-wahnhafte Psychosen und andere). Da diese »unechte Transsexualität« gar nicht so selten vorkommt (ich habe für jedes der soeben angeführten Bilder Betroffene kennengelernt) und die Differentialdiagnose bisweilen wirklich nicht leicht zu sein scheint, nehmen die Autoren diese Fälle in unzulässig vereinfachender Weise zum Vorwand, um das Vorkommen einer primären Transsexualität gänzlich zu leugnen.

So differenzieren die Autoren allesamt nicht zwischen der zugrunde liegenden Transsexualität und den sich aus der inneren Abwehr und dem Sich-nicht-eingestehen-können der Transsexualität entwickelnden psychischen Veränderungen, Neurosen wie Psychosomatosen.

Eine der witzigsten Hypothesen habe ich kürzlich in dem Buch “Gehirn und Geschlecht” gefunden:

Neben dem erneuten aufgreifen der psychoanalytischen Theorien und auch hier wieder Pathologisierung ausschliesslich von Transmädchen in Form von “ängstlichem Temperament” (Natürlich von Zucker und Bradley, wem sonst) meinen sie:

“Das Erscheinungsbild von Kindern kann bei den Eltern Gefühle und Verhaltensweise auslösen welche die kindliche Geschlechtsentwicklung beeinflussen. Tatsächlich zeigen klinische und experimentelle Untersuchungen (Green 1987; Zucker et al. 1993), dass Jungen mit GIS das ein attraktives äusseres haben, während für Mädchen das Gegenteil gilt (Fridell et al. 1996). Es ist denkbar dass die körperlichen Merkmale (Gesicht) des Kindes von klein auf zu Verstärkung einer atypischen Geschlechterrolle durch die Eltern Beitragen.

Transmädchen (hier Jungen mit GIS genannt) bewegen sich sehr zart und legen teilweise im Rahmen ihrer Rolle sehr untypischen Wert auf äusseres – Transjungen (hier Mädchen mit GIS genannt) tollen rum, versauen sich die Kleidung tragen gerne die Haare kurz und ziehen sich beim Spielen gerne kleine Verletzungen zu – wie andere Jungens eben auch.

Also sehen Transmädchen eher Zart und ungewöhnlich Hübsch für Jungen aus – Transjungen dagegen ganz und gar nicht, wie man es von einem Mädchen erwarten würde. In dem alter sind gerade diese Faktoren nach stark prägend, der (sichtbare) Körper selbst ist ja noch nicht all zu sehr in eine Richtung geprägt.  Wenig überraschend also.

Dem Buchtitel wird das Kapitel über transsexuelle Gehirne Erwartungsgemäss nicht gerecht. Obwohl das Buch von 2007 stammt, wird als einziger Hinweis auf die Gehirnanatomie von transsexuellen Menschen die 1996er Studie erwähnt und dann natürlich als viel zu schwacher Hinweis auf eine körperliche Ursache gewertet, den man kaum ernst nehmen könne. Das in den 10 Jahren (ich gehe davon aus dass zwischen Abgabe und Veröffentlichung sicher Ein Jahr vergangen ist) eine Menge weiterer Studien zum Thema gemacht wurden wird bewusst Unterschlagen.

Die psychischen Ursachen müssen verteidigt werden, die Suche nach dem heiligen Gral darf nicht aufgegeben werden.

Um noch mal den Eingangs genannten Text zu zitieren:

…sie sind politisch höchst unerwünscht, sind aber derzeit nicht einfach brutal unterdrückbar; also wird versucht, ihre Zahl mittels Schikanen gering zu halten (ein psychiatrischer Gutachter bekannte mir freimütig, er fühle sich von der Gesellschaft dafür bezahlt, nach Möglichkeit alle genitalkorrigierenden Operationen zu verhindern).

Zu diesen Schikanen gehören:

  • Hinhaltetaktiken jeglicher Art,
  • starke Erschwerung von Gutachten bei Patienten unter 25 Jahren;
  • bewusst falsche Schilderung der juristischen und sozialen Situation;
  • Bruch der Schweigepflicht;
  • Gutachten wird abhängig gemacht von der Zustimmung der Eltern oder des Ehepartners; diese aber werden gegen den körperlichen Geschlechtswechsel aufgewiegelt;
  • es wird ein »Alltagstest« ohne vorherige Hormontherapie verlangt, obgleich die Reaktionen der Umwelt dabei völlig irrelevant sind für die Akzeptanz in der Zukunft (nach Hormontherapie und Epilation);
  • Verschleppung der Absendung von versprochenen Gutachten bis zu einem halben Jahr (Austesten der Selbstmordschwelle).

Der Text ist 20 Jahre alt, aber immer noch beschreibt er die reale Situation, insbesondere in der Schweiz.

Die Suche nach dem heiligen Gral ist ein religiöses Thema, das irgendwie an die ältere Artus-Legende angehängt wurde. Der Gral steht als Symbol für einen Glauben und die Suche ist das Ziel – den Gral jedoch gibt es nicht.

Sonntag, 1. März 2009

Alltagstest – Hier und Anderstwo

Eine Bloggerin mit dem Nick “Hear me roar” hat vor kurzem die Geschichte Ihrer Transition veröffentlicht hätte, und wie sie die Behandlung fast getötet hätte: I Changed Sex and Died.

Wie viele andere wurde sie gezwungen, den sogenannten Alltagstest ohne vorhergende Hormonbehandlung zu durchlaufen. Womit sie wie jede transsexuelle Person erst einmal wie eine Persiflage des Wunschgeschlechts wirkt. Sie verlor ihre Familie, ihr Einkommen, Freunde, die dasselbe durchmachten und es nicht überlebten – und war so weit, ihr eigenes Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten zu beenden. Ein Polizist wurde auf die leblose Person aufmerksam und brachte sie ins Krankenhaus – sie überlebte und war dennoch mehr Tod als Lebendig. So konnte sie die Transition nicht fortführen. Sie kam bei Freunden unter lebte nach Außen wieder als Mann, fand wieder ein Einkommen und sparte, bis sie es sich leisten konnte, alles selbst in die Hand zu nehmen, Hormone, FFS bei Dr. Ousterhout, GaOP bei Dr. Suporn. Als alles Vorbei war, kehrte sie wieder in ihr Heimatdorf zurück, in Deep Stealth (daher, niemand weis von ihrer Vergangenheit) und seitdem führt sie ein glückliches und zufriedenes Leben – Unerkannt selbst von ehemaligen Freunden.

Die Geschichte liegt bemerkenswert Nahe an meiner eigenen, nur dass ich mich nie zu dem Alltagstest durchgerungen habe, weil für mich die Angst vor genau einem solchen Ergebnis zu Gross war. Das hat mich gute 15 Jahre meines Lebens gekostet. Als ich schliesslich den sozialen Umstieg machte (für mich ist es kein Test) hatte ich zumindest ein halbes Jahr Hormone, und das hatte bereits Gewaltiges ausgemacht. Meine Begegnung mit dem Schweizer System, das noch rigider als das in Deutschland ist, und die Erlebnisse die ich von anderen gehört habe, haben mich darin bestärkt, meinen Weg ohne diese “Hilfe” zu gehen, und sowohl Dr. Ousterhout als auch Dr. Suporn werden meine Chirurgen sein. Was ich mir ironischerweise auch erst jetzt leisten kann, wenigstens ein Vorteil, das sich alles so verzögert hat. Als positives Ergebnis werde ich aber ganz sicher nicht in den Statistiken auftauchen – das bleibt für die Reserviert, die man mit diesem System der Existenzgrundlage, dem sozialen Umfeld und teilweise auch jeder Chance auf eine echte Sexualität genommen hat.

Jamison Green, der im Vorstand der WPATH sitzt, welche die International Standards of Care (Internationale Behandlungsempfehlungen) reagierte in einem Blogpost auf den Bericht von “Hear me Roar” dass dies eben nicht den herausgegebenen Richtlinien entspricht und das heute keine Alltagserfahrung ohne vorhergehende Hormonbehandlung (gängig sind gut 4 Monate) gibt. Und den Begriff Test gibt es nicht mehr, dies ist kein Test den die Behandler zur Diagnose benötigen, sondern soll die vor der endgültigen Entscheidung zur Operation zu einer Erfahrung verhelfen. Und man weis bei WPATH dass eine Alltagserfahrung ohne Hormone gar nicht möglich ist.

In den Kommentaren machte ich ihn darauf Aufmerksam, dass das leider in der Schweiz und Teils in Deutschland auch nichts hilft, da diese sich an eigene, sehr zynische Behandlungsrichtlinien halten. In Deutschland weicht das auf, in der Schweiz dagegen wird es Dogmatisch befolgt. Selbst Dr. Sophinette Becker, die die Leitung bei dem Projekt “Deutsche Standards of Care” hatte, hält das für einen grossen Fehler.

Jamison Green meinte, dass die iSOCs nun einmal nicht bindend sind und es allen Behandelnden frei steht zu tun und zu lassen, was sie wollen, eine Kontrollinstanz gibt es nicht. Und er meinte, dass die Situation in Frankreich wohl sogar noch Schlimmer für transsexuelle Menschen ist. Wenig Erfreuliches also.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Ein Dialog

(etwas gekürzt)

Sie: "... ist schon ganz Aufgeregt."
Ich: "Ja, hoffentlich klappts."
Sie: "Sie wäre dann die jüngste der Schweiz."
Ich bekomme grosse Augen: "Das ist dann allerdings wieder nicht so toll, und alles nur wegen diesem 25er Gerichtsbeschluss."
Sie: "Ich verstehe gar nicht was die damit erreichen wollen. Hoffen die, dass die sich vorher umbringen?"
Ich: "Wahrscheinlich steckt eher die Hoffnung dahinter, dass sie sich doch noch Umentscheiden."
Sie: "Das müssten die doch Mittlerweile gelernt haben, dass das eigentlich nie passiert?"

Der Dialog wäre sicher typisch für ein Gespräch von zwei Betroffenen, aber "Sie" ist tatsächlich meine Therapeutin. An solchen Beispielen, weis ich, dass ich die richtige gefunden habe. Natürlich empfehle ich sie als gerne weiter und wünschte nur, ich wäre einer Fachperson wie ihr schon vor Jahrzehnten begegnet.