Montag, 30. März 2009

Internetfundstücke

Inkomplette Stimm Mutation: Pumps und Seelenpein, Welt.de, berichtet darüber, wie Frauen an zu hohen und eintönigen Stimmen leiden können. Eine ein weiteres mal interessante Quersumme – wieder wird psychologisch zu Erklären versucht, was eigentlich Körperlich ist. Aber auch hier hilft die Logopädie.

Und bei den Brainlogs mach ein älterer Herr den Selbstversuch mit Testosteronpflastern –mit Interessanten, aber für eine transsexuelle Person wenig überraschenden Erfahrungen.

Fortsetzung

Das kleine Lehrvideo unter Verstehen sie Mann? hat seine Fortsetzung gefunden:


Donnerstag, 26. März 2009

Privilegiert

Wenn man feministische Themen liest, so geht es oft um das Thema, wer ist privilegiert und merkt es nicht einmal und macht so anderen Vorschriften (a la “Streng dich doch einfach mehr an…”).

Durch meine Kondition eigentlich fast immer ein Stück unterprivilegiert muss ich nun mittlerweile fest stellen, dass ich privilegiert bin. Ich musste, wie viele andere Frauen, weibliche Interaktion nicht erst erlernen, Teils auch weil ich sie bewusst verlernt habe, sondern ich habe so ab 18 / 19 einfach gelernt “Sperren” aufzubauen auf meinem Verhalten – Sperren die ich wieder abbauen konnte und auch habe. Einige haben nie Sperren aufgebaut, dafür ist Lorielle ein gutes Beispiel, andere haben keine Sperren aufgebaut sondern ein komplett neues Verhalten erlernt und für wieder andere ist es nicht natürlich, sondern sie müssen es wirklich lernen.

Trotz der nach wie vor relevanten Tatsache, dass ich zu Dr. Outsterhout will um ihm viel Geld dafür zu geben, die Narben meiner Pupertät aus meinem Gesicht zu entfernen muss ich sagen, dass ich nur noch wenige Probleme mit meinem Passing habe. Ich (oder besser mein Auto) fallen mehr auf, wenn ich im roten Porsche Unterwegs bin, als wenn ich am Bahnsteig stehe. Es ist ein Leichtfertiger Gedanke dass es auch anderen so geht. Andere Denken sogar dass sei das Zeichen wahrer Transsexualität und wer ein schlechtes Passing hat, könne demnach auch nicht Transssxuell sein (zumindest nicht so genannt Primär).

Ich habe keinen Bedarf mich zu erhöhen, stattdessen nur einen, meinen Göttern zu danken (und bis ich die definiert habe, liegt der Dank ein wenig auf Halde).

Was mir so hilft ist ein angeborener femininer Habitus. Haben den alle Transsexuellen? Wenn man so auf die Studien guckt, liegt das nahe, alle transsexuell Diagnostizierten, die dort auftauchen, haben ein gegengeschlechtliches Gehirn. Alle.

Aber nicht alle haben so viel Glück mit dem Passing, schneller Wirkung der Hormone oder ähnlichem, und ich bin gerade überhaupt nicht die äusserst positive Form. Da kenne ich Andere (persönlich)

Was noch viel mehr quertreibt, für alle, die meinen es gäbe die “echte” Transsexualität ist eine Studie (Bericht dazu), die über Phantomorgane schreibt. 60% aller CIS Männer, die ihren Penis verloren haben, fühlen einen Phantom-Penis, dasselbe gilt für 30% der geschlechtsangeglichenen Frauen (Post Op TS) Das zeigt auf der einen Seite einmal mehr, dass es so etwas wie eine Body Map gibt, ein Gedanke der mir ganz klar macht, dass ich nicht zu den 30% gehören werde - aber andererseits auch folgende Fragen aufwirft:

Wenn 30% einen Phantompenis haben, wären sie ohne OP (aber mit allen anderen Maßnahmen) nicht besser dran gewesen? Riftgirl, die einen entsprechenden Post online hatte, hat das Rechtzeitig gemerkt. Sie ist Frau, da gibt es kein Zweifel… aber die Ausprägung ihrer primären Geschlechtlsorgane war im Gehirn dann doch männlich vernetzt. Sie entschied sich zu einem Leben als NonOp. Andere taten es offensichtlich nicht… und extrem bereut haben sie es wohl auch wieder nicht, denn nur 0.5 - 1.5% kehren in die alte Rolle zurück, Post Op.

Offensichtlich haben die primären Geschlechtsorgane nicht sehr viel mit der wesentlichen Identität zu tun. Und manchmal ist ein missgestaltetes Gefühl da unten wohl besser als ein gefühlt falsches Leben (in dem Fall als Mann oder Geschlecht “dazwischen”)

Andererseits. Wenn 100% aller irgendwie diagnostizierten Transsexuellen ein mit allen verfügbaren (und das sind viele) Methoden immer Aufzeigen: Gehirn dies, Körper dagegen gleich anderes Geschlecht – bedeutet das nichts anderes, als das NonOPs genau die selben körperlichen Gehirnmerkmale teilen. Mit leichten, nach heutigem Stand nicht messbaren, Abweichungen

Einen Mix aus psychischen (für alles TG) und körperlichen Ursachen (für alles “Primär” TS) gibt es also nicht, sondern nur einen, wie von mir, Zoe Brain und Dr. Drantz erwarteten, Fluss der verschiedensten Geschlechterebenen. Der eine Häufung in der einen oder anderen Richtung hat, aber doch nie Eindeutig ist.

HBS Advokaten, packt bitte die Koffer. Ach so, Ihr sprecht meine Sprache ja nicht. Dann müssen wir, die Englisch verstehen, euren Unsinn vielleicht noch länger anhören.

Montag, 23. März 2009

Aus dem Ruder

Es dürfte meinen Lesern aufgefallen sein, dass ich in letzter Zeit kaum schreibe – an mangelndem Material liegt es allerdings nicht, ich will unbedingt noch einen Artikel zu Anne Lawrence, dann BBL und dann den Auswirkungen dieser “Theorie” schreiben.

Aber mir fehlt es im Augenblick an Kraft. Die wird mir ausgesaugt von den Grabenkämpfen, Abgrenzungsgefechten auf der einen Seite und der oben erwähnten Pathologisierung auf der anderen Seite. Manche, die sich auch noch Aktivisten nennen, schaffen es sogar noch, beides in einem zu vereinen, wie Melissa G. auf dieser Seite demonstriert. Körperursache selbstverständlich nur für heterosexuelle transsexuelle (Frauen), die unter 25 transistiert haben und alles andere sind Perverse nach der Blanchard Bailey Lawrence (BBL) Theorie. Transmänner wie Thomas Beattie sind nur “Butch”-Lesben, die einen Schritt zu weit gegangen sind, usw.

Das die OII ausgerechnet eine Vertreterin dieser Haltung (HBS) zur Partnerin in Fragen TS als IS Variante gemacht hat, trifft auf mein Unverständnis, sie wiederspricht der Grundhaltung der OII zutiefst.

Und bei Zoe Brain, die aktuell wohl die Anlaufstelle für Wissen und Überlegungen rund um das Gehirngeschlecht ist (so ein Name verpflichtet ja irgendwie ;-) ) fragte OII auch schon konkret nach HBS Vertretern in Australien, um Partnerschaften zu knüpfen. Sie zeigt aber die selbe Haltung wie ich.

Vor kurzem sagte eine Bekannte zu mir: “Du brauchst Urlaub” – genau, nicht vom Beruf, sondern von TS-Themen.

Sonntag, 15. März 2009

Artikelsammlung

Ich bin gestern über eine Interessante Artikelsammlung gestossen.

Zusammenleben in Berlin
männlich – weiblich – menschlich? Trans- und Intergeschlechtlichkeit

Sie enthält verschiedenste Themen um Transgender, Transsexualität und Intersexualität – aus verschiedenen Perspektiven.

Kritisieren muss ich Hertha Richter-Appelt vom Institut für Sexualforschung, Uniklinik Hamburg den Unterschied zwischen IS und TS erklärt ist das Grundsätzlich nicht schlecht, wenn sie dann aber schreibt:

”Biologische Grundlagen hat man bisher für
Transsexualität nicht gefunden”

Dann ist sie entweder eine Lügnerin oder für ihre Spezialisierung Ungeeignet.

An anderer Stelle Kritisch, finde ich die Mitschrift einer Diskussionsrunde zur Reform des TsG bedenklich.

Wenn selbst Helma Katrin Alter von der DTGI so einen Satz sagt:

Ich habe Extremfälle kennen gelernt, wo das Alter 18 Jahre einfach zu hoch war für
geschlechtsanpassende Eingriffe, zum Beispiel die Selbstkastration eines 14-Jährigen

Dann frage ich mich, für wen sie eigentlich steht. Wie soll sich ein Transjunge kastrieren, er hat ja keine Hoden, also meint sie ein Transmädchen, und gerade SIE enthält ihr ihr Geschlecht vor.

Und Sabine Augstein ist keinen Deut besser, spricht sie doch die ganze Zeit von Geschlechtsumwandlung, wenn die GaOP gemeint ist.

Besonders gefallen hat mir der Artikel:

Psychosoziale Beratung bei Konflikten im Zusammenhang mit der Geschlechtsidentität (S. 46)

Und sehr lehrreich waren einige Artikel zu den Kulturen, in denen es ein drittes Geschlecht gibt. Ich habe nun schon einiges gelesen über Hirja, Kathoe und andere, aber es hat lange gedauert, bis ich zum Beispiel wusste, dass intersexuelle zu den Hirjas und Kathoe gezählt werden und erst hier habe ich erfahren, dass sie in allen Kulturen als die “Echten” 3. Geschlechtlichen angesehen werden.

Was ich mich aber lange Gefragt habe, und was mir hier endlich berichtet wurde, war, was mit Transmännern ist, die gab es in der Berichterstattung über das Thema, die ich bislang gelesen hatte, eigentlich gar nicht? Von wegen, auch diese sind bekannt, und haben in diesen Gesellschaften einen Platz. Die “Sensation” liegt aber wieder nur bei Transfrauen (wie gesagt, auch das Thema Intersexualität ging immer unter).

Also, Empfehlung: Lesenswert für alle TG, TS und IS und sonst wie Betroffenen.

Samstag, 14. März 2009

Zweifelhafte Ehre, Teil 2

Lustigerweise haben auch die Moderatoren bei Souled.in für das betreffende Forum gedacht, ich müsse etwas falsch gemacht haben und posteten den Link noch einmal neu- was natürlich auch nicht funktionierte. Moderatorin Maya meinte, das sei doch längst abgeklärt... und zwar öffenlich? Erst meint sie wir hätten meine Sperrung ausdiskutiert (wir hatten sie in PNs vielleicht erwähnt) und dann so was, öffentlich?

Da hab ich schon Drohungen bekommen, mein Forum zu schliessen, zu Inklusiv - nein nicht von Intersexuellen, die können gerade noch unterscheiden, dass ich Ihre Sache ernst nehme (aber nicht mehr, dass ich mir selbst deswegen jeden Unsinn andichten lasse) sondern - von anderen TS:

Und das passt ins Bild mit den Keinzwitterkommentaren. "Nein ich will nicht, und das ist so weil ich das sage" Keinzwitter hats nicht mit den körperlichen Ursachen, TS mit speziellen Bezeichnungen haben es mit Wie? Wir haben körperliche Ursachen aber TG (NonOps und mehr) nie. Dasselbe Lied. Keinzwitter sagt, ich bin zu inklusiv.

Ja.

Meine Meinung ist nicht gefagt. Ich denke Interdisziplinär, ich weis dass es oft genug keine eindeutige Trennung gibt. Alleine, das zu sagen, hat mir oft schon den niedrigsten Status (TG) in Diskussionen eingebracht.

OK, ich kenne die Motivation der meisten HBS.... usw. Was ist deine Motivation, Keinzwitter?

Samstag, 7. März 2009

Transgender Gesetz?

Seelenlos hat mich darauf Aufmerksam gemacht, dass ich mir mal den aktuelle Entwurf der Revision des TSG ansehen soll.

Ja, hab ich getan.

Als erstes hatte ich ein Stück weit die Frage: Hä, wie hilft das TS und TG, aber was die Intersex Community vor allem aufgeregt hat, war die gleich am Anfang enthaltene Passage, die Zwangsops verhindert. Hm Moment. weil das Ding Transgender im Namen hat, soll die Chance verworfen werden, dass euer höchstes (und mehr als legitimes) Ziel erreicht wird? Ich frag mich, wer da noch unterstützt wird. Echt.

Dennoch, wie gesagt, ich finde es unter den aktuellen Bedinungen weniger Prickelnd:

Nachdem ich jetzt auf der Seite der DGTI war weis ich wieder, wo das Gschmäckle her kommt. Zu wenig Kritik an der Behandlung, da wo sinnvolle Forschung betrieben wird, wird sich sogar noch dagegen ausgesprochen, und dass der Entwurf für die Erneuerung des TSG mir nicht gefällt, dürftet ihr ja bereits erahnen.

Bei einem Gesetz wie diesem, dass gerade mal nach ein paar Jahrzehnten mit viel Mühe mal zur Erneuerung vorgeschlagen wird, darf man keine Kompromisse eingehen.

Ich denke die Forderungen sollten so lauten:
- 3. Geschlechtseintrag "Undefiniert" möglich a la Australien (Und ja, bitte auch für TG)
- Die Passagen dahingehend angepasst, die sich im Vorschlag befinden und IS betreffen entsprechend anpassen und als eigenes IS Gesetz veröffentlichen
- Gender Recognition Act a la GB (evt. mit Therapeutischem / Ärztlichen Empfehlungsschreiben ohne 3 Jahre nachgewiesener öffentlicher Benutzung der Identität, wie in GB vorgeschrieben)

Solche Forderungen sollten nicht ganz unmöglich sein, schliesslich kann man ja schon auf entsprechende Initiativen oder "Acts" verweisen.

In diesem Sinne bräuchte es ein TSG dann auch nicht mehr, und ein IS Gesetz auch nur, um die Selbstherrlichkeit der Ärztekaste in Hinsicht Menschenrecht zu durchbrechen.

Freitag, 6. März 2009

Stimme – Fortschritte und Rückschläge

Eine Freundin von mir, der ich das Konzept mit der Kopfstimme, wie es im amerikanischen mittlerweile recht verbreitet ist, anhand der Videos von CandyFLA (Suchbegriff auf Youtube “Transgender Voice”) ziemlich gut angenommen und klingt nicht mehr wirklich maskulin. Als sie das letzte mal vor einer Woche zu Besuch war hatte ich da fast schon ein schlechtes Gewissen. Ich bekomme es nämlich auch ganz gut hin, zwei Tage davor zum Beispiel ging es sehr gut, sogar als ich mit ihr telefonierte. Als sie zu Besuch war, hatte ich nur meine Notfall-“klassische Stimmtheapie” Stimme zur Verfügung. Allerdings habe ich die ganze vergangene Woche meine Kopfstimme zur Verfügung gehabt, und das Trotz einer Erkältung mit Halsschmerzen. Und auch als mich meine Mutter anrief. Wie meine Freundin am Freitag musste sie allerdings verunsichert Nachfragen, ob ich es bin.

Es ist wohl ein Teil der Transition, den man Bezahlen muss(*). Man verändert sich nach Aussen so stark, dass man häufig nicht wieder Erkannt wird. Wenn dann noch die FFS dazukommt? Ich muss dringend meinen Onkel und seine Frau besuchen, sonst fehlt denen ohne Übergang vielleicht jeder Bezug zwischen dem was sie von mir kannten und dem was ich bin.

In Bezug auf Passing ist das alles natürlich toll. In der Firma wissen manche Leute Aufgrund ihrer Funktion ja Bescheid, aber während ich unglaublich viel, wie soll ich es sagen Frau zu Frau Interaktion oder auch Mann zu Frau Interaktion in Bezug auf mich erkenne, fällt mir auf dass selbst die, die es Wissen, gar nicht ständig im Kopf haben. Allerdings hatte ich auch schon das Gefühl dass es inzwischen Rum ging, kann aber auch Paranoia sein. Ein Kollege sagte mal in dritter Rede er, genauso wie ein Kellner. Aber sonst ist nicht gerade so extrem viel passiert, was es vermuten lässt.

(*) Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde von transsexuellen Menschen nach Abschluss des Transitionsprozesses gefordert, ein völlig neues Leben in einer unbekannten Umgebung zu beginnen und alle alten Kontakte abzubrechen. Klar, um als das gelebte Geschlecht anerkannt zu werden sicher das beste, aber ich glaube ich muss niemandem Erzählen, was passiert, wenn man von Freunden und Famillie, selbst “alten Bekannten” auf einen Schlag getrennt wird?

Donnerstag, 5. März 2009

Die Suche nach dem heiligen Gral

Während die ersten Forscher, die sich mit dem Thema Transsexualität befassten, noch körperliche Ursachen annahmen, die sich für sie schon aus der Beschäftigung mit transsexuellen Menschen als ziemlich selbstverständlich darstellten, begannen andere die Quelle von Transsexualität in der psychosozialen Entwicklung zu suchen. Freud war und ist vielen hier noch eine Inspiration, mit seinen Theorien von Ödipuskomplex, Penisneid und so weiter.

Mit am häufigsten hört man folgendes (Ich bediene mich hier und an weiteren Stellen einem 20 Jahre alten Text: “Ethische Aspekte der Transsexualität” )

Die psychoanalytische Hypothese (Stoller und Socarides)

Nun komme ich zu der Ätiologiehypothese, die von den amerikanischen Psychoanalytikern Stoller und Socarides entwickelt wurde. Vorausschicken möchte ich, dass ich sehr viel von der Psychoanalyse halte, solange sie sich auf ihre bewährten Gebiete beschränkt und sich nicht in wilden Spekulationen ergeht. So behaupten also Stoller und Socarides, Transsexualität entstehe psychodynamisch im Kleinkindalter bei folgender familiärer Konstellation:

  1. eine nach außen hin dominante, im Grunde aber ichschwache Mutter entlässt das Kind nicht aus der Symbiose; während
  2. der Vater emotional (oder auch physisch) nicht anwesend ist und so das Kind nicht aus der Symbiose mit der Mutter lösen helfen kann (Fachbegriff: Triangulierung).

Zwar findet sich bei Transsexuellen tatsächlich oft diese Situation, doch die Überraschung weicht, wenn man feststellt, dass genau dieselbe Konstellation für die überwiegende Mehrzahl aller Neurosen und psychosomatischen Erkrankungen verantwortlich gemacht wird und im übrigen die übliche Situation in unserer heutigen bürgerlichen Kleinfamilie ist, in einer Zeit, da die überkommenen Geschlechterrollen zunehmend in Frage gestellt werden und mit ihnen bei vielen Männern und auch Frauen ihr darauf gründendes Selbstverständnis als Mann oder Frau. Dass Frauen, die sich aus traditionellen Rollenzwängen befreien, von Psychoanalytikern leicht als »dominant« oder »phallisch« bezeichnet werden, spricht für sich selbst.

Aufgrund der gesellschaftlich bedingten enormen Häufigkeit dieser familiären Situation müsste es – folgt man Stoller und Socarides – erheblich mehr Transsexuelle geben!

Anmerken möchte ich an dieser Stelle, dass ich nicht die Transsexualität an sich als Neurose ansehe, dass sehr wohl aber das Verleugnen und Verdrängen der Tatsache, transsexuell zu sein, überaus häufig zu neurotischen Fehlentwicklungen und psychosomatischen Erkrankungen führt.

Nun ja, die alleinerziehende Mutter ist gerade in Deutschland in den letzten 20 Jahren fast zum typischen Bild geworden. Hier zeigt sich auch bereits, worauch ich später noch weiter eingehen werde, wie Symptome (Neurose) immer wieder zur Ursache verklärt werden.

Andere beliebte Theorien sind sexuelle Motive, Zum Beispiel die Blanchard, Bailey, Lawrence Theorie (BBL) oder die hier zitierte:

Die Hypothese der uneingestandenen Homosexualität

Als nächstes muss ich mich mit Alfred Springer in Wien auseinandersetzen: Er geht zunächst einmal davon aus, dass Homosexualität ein zu akzeptierendes und nicht therapiebedürftiges Phänomen sei; insoweit möchte ich ihm voll zustimmen. Dann aber postuliert er, Transsexualität sei stets eine uneingestandene Homosexualität. Diese Hypothese hat schon Herr Kockott widerlegt, und so muss ich ihn hier nicht wiederholen. Interessant ist freilich Springers Argumentationsweise, bei der er am Ende der Argumentationskette seine implizierten Voraussetzungen wiederfindet, also eine raffinierte Zirkelschlusslogik:

Einen transsexuellen Mann (biologisch natürlich weiblichen Geschlechts), der sich das Zusammensein mit einer Frau wünscht, beschreibt er von vornherein folgendermaßen: »Zu mir kam eine homosexuelle Frau mit dem Wunsch, ein Mann zu sein.« Dies nimmt er als Prämisse, dreht es durch seine Mühle, macht einen argumentatorischen Salto mortale, und heraus kommt eine homosexuelle Frau, die eben bloß zu ihrer Neigung stehen müsse. So einfach geht das.

Weiterhin schreibt er, er stelle fest, dass männliche Homosexuelle im 19. Jahrhundert ähnlich beschrieben wurden, wie sich heute Mann-zu-Frau-Transsexuelle beschreiben: »Mulier in viri corpore inclusa« – eine Frau, die in einen männlichen Körper eingeschlossen ist. Ganz abgesehen davon, dass dies nur ein Bild war, um ein damals unverstandenes und den gesellschaftlichen Normen gänzlich zuwiederlaufendes Phänomen zu beschreiben, nun herzugehen, und von der Ähnlichkeit irgendwelcher Beschreibungen – noch dazu zu unvergleichbaren Zeiten – auf die Gleichheit der beschriebenen Phänomene zu schließen, ja, also da sträuben sich in mir irgendwo alle Haare. Die Frucht »Birne« die wir alle kennen, ist nun einmal auch keine Glühbirne, auch wenn beides »Birnen« sind!

Stellenweise auftretende Forschungen, die körperliche Ursachen tatsächlich nahelegten wurden weitgehend ignoriert (übrigens auch im verlinkten Artikel), schon früh (50er Jahre des vergangen Jahrhunderts) wurden Unterschiede im Hypatalamus zwischen Mann und Frau entdeckt, und dass diese bei transsexuellen Menschen dem gefühlten Geschlecht entsprechen. Weiterverfolgt wurde es jedoch nicht. In Ostdeutschland wurde in den 80ern noch in diese Richtung von Günter Dorner geforscht – auch seine Ergebnisse fanden wenig Anerkennung. Als 1996 die ersten Postmortem Studien (Untersuchungen an den Gehirnen von Verstorbenen) veröffentlicht wurden, zeigte sich eine ganz klare Korrelation – und wurde von der Psychokaste, die sich die Behandlung und damit auch die Ursachenforschung unter den Nagel gerissen hatte, marginalisiert. Heute, 2009,  haben wir derartig viele Studien zum Thema, die Teils mit unterschiedlichsten Methoden immer wieder zu dem einen Ergebnis haben. Das eines Bewiesen ist: Das Gehirn ist dem empfundenen Geschlecht entsprechend ausgeprägt. Dennoch hört die Psychopathologisierung von Transsexualität nicht auf. Seit gut 80 Jahren wird eine Theorie nach der anderen aufgestellt - und wiederlegt.

Es ist die Suche nach dem Heiligen Gral.

Macht man sich die Realität klar, dass, wie Kim es immer so schön ausdrückt, Mädchen mit Hoden und Penis geboren werden, und Jungen mit Eierstöcken und Vagina, dass diese sich, wie jedes Kind schon bevor es ihnen Bewusst wird, an Vorbildern des gleichen Geschlechts orientieren und mit diesen Menschen gewisse Instinkte, zum Beispiel im Umgang miteinander, Teilen, nur dann kann man Transsexualität und die Entwicklung, die transsexuelle Menschen Durchmachen, verstehen. Milton Diamond hat das in seiner “Biased Interaction Theory” ganz gut beschrieben. Die Frage dagegen, warum ein Mann eine Frau werden will (oder interessanterweise seltener gestellte Frage, warum eine Frau ein Mann sein will wird selten gestellt), kann dagegen nur in Sackgassen führen – da dies so gut wie nie der Fall ist.

Zum Beispiel folgende Theorie:

Die Borderline-Hypothese (Sigusch)

Der bekannte Frankfurter Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch ist selbst homosexuell und hat so auch ein großes Verständnis für Homosexuelle. Im einzelnen schreibt er (zusammen mit Dannecker, Schmidt und Schorsch in der Zeitschrift »Psychologie heute«, Juni 1981):

»Es ist an die elementaren Sätze einer Theorie der Homosexualität zu erinnern: Homosexualität ist zunächst einmal eine anthropologische Kategorie. Als solche bezeichnet sie eine in der menschlichen Anlage bereitliegende Verhaltensmöglichkeit. Homosexualität verweist demnach auf alle Menschen, nicht nur auf manifest homosexuelle. Die manifeste Homosexualität wiederum ist als eine Persönlichkeitsstruktur zu betrachten und nicht als ein Symptom einer Person oder einer Krankheit. Deshalb kann sie nicht beseitigt werden, ohne einen Menschen als gesamte Person in Gefahr zu bringen.« (Sic!)

Konsequenterweise müsste er nahezu wortwörtlich dasselbe für Transsexuelle postulieren (wobei ich ihm hocherfreut voll zustimmen würde). Doch weit gefehlt! Transsexualität – so behauptet er einfach – sei eine besondere Erscheinungsweise des sogenannten »Borderline-Syndroms« – auf deutsch: Grenz-Syndrom. Es ist sehr schwierig, hier in der Kürze der Zeit das Phänomen »Borderline-Syndrom« verständlich zu erklären: deshalb nur einige Stichpunkte: man versteht darunter eine psychische Erkrankung, die in Schwere und Symptomatik zwischen Neurosen und Psychosen liegt. Dabei wird eine fehlende Ich-Identität notdürftig durch sogenannte Ersatz-Ichs geflickt, die im Allgemeinen stabil genug sind, dass es die meiste Zeit über nicht zu psychotischen Durchbrüchen mit Realitätsverlust, Wahnvorstellungen und Halluzinationen kommt. Nach außen hin erscheinen diese Menschen auf den ersten Blick völlig angepasst und gut funktionierend. Auf den zweiten Blick jedoch erkennt der Geübte die fassadenhafte Ersatz-Ich-Bildung.

Bei Transsexuellen will Sigusch nun in besonderem Maße fassadenhaft wirkende Ich-Ersatz-Identitäten beobachtet haben, und so postuliert er, Transsexualität sei eine besondere Symptombildung eines Borderline-Syndroms. Wie bei solchen Kennern der menschlichen Psyche üblich, vernachlässigt er dabei völlig die besondere biographische Entwicklung von Transsexuellen im allgemeinen, sowie die spezielle Situation von Gutachtergesprächen; kurz: er hält seinen ganz besonderen Sichtwinkel der vielleicht größten Lebenskrise dieser Menschen unter dem besonderen Druck eines kurzen Begutachtergespräches für die ganze Wahrheit dieses Menschen.

Außerdem offenbart Sigusch indirekt, dass er allem Anschein nach keine Nachuntersuchungen nach der operativen Genitaltransformation kennt. Nur so kann es kommen, dass er die spezifische Situation von Transsexuellen so gründlich missversteht. Nun bauen freilich Transsexuelle vor ihrem »Coming out« eine Art von fassadenhafter Identität auf. Sie zeigen nämlich zuallererst das Verhalten, das von Ihnen – ihrem biologischen Geschlecht entsprechend – erwartet wird. Teils um nicht aufzufallen, teils freilich auch als »Selbsttherapie«-Versuche, übersteigern vielfach ihre Rolle in bisweilen groteskem Bemühen, schon um nicht selbst an der gespielten Rolle zu zweifeln. Typisch dafür ist beispielsweise Jan Morris, die nach einer harten Offiziers-Karriere bei der Mount-Everest-Erstbesteigung dabei war.

Während der Zeit des »Coming out« zerbricht diese Ich-Fassade, und eine zunächst ziemlich orientierungslose Zeit muss durchgestanden werden. Gerade eben in diese Zeit fällt in der Regel die psychiatrische Begutachtung, so dass der auf diese Perspektive eingeengte Psychiater geneigt ist zu übersehen, dass unter den äußeren Schichten der abblätternden Rollen-Fassade und der darauf folgenden suchenden Orientierungslosigkeit die eigentliche und echte Identität bereits keimhaft angelegt ist. Doch muss dieser noch sehr zarte Keim in diesen Stadien des transsexuellen Weges vor den allzu rauen Stürmen – wie sie bei den üblichen psychiatrischen Härtetests offenbar unvermeidlich sind – meist noch eine Weile schützend geborgen werden.

Transsexuelle machen in ihrer Jugend nur eine recht unvollständige Pubertät durch: sie werden zwar erwachsen – körperlich wie psychisch –, doch die übliche Reifung und Festigung der Geschlechtsidentität bleibt aus. Stattdessen entwickelt sich die eben beschriebene fassadenhafte Rolle.

Erst in der Zeit des transsexuellen Übergangs kann der zweite – geschlechtsspezifische – Teil der Pubertät beginnen. Wirklich vervollständigt kann sie freilich erst nach der operativen Genitalkorrektur werden, da erst jetzt der selbstverständliche Umgang mit dem eigenen Körper erfahren und gelernt werden kann. Außerdem unternimmt jetzt kaum einer der lieben Mitmenschen mehr ernsthafte Versuche, diese Entwicklung doch noch umzukehren. Erst dann hat der Kampf ein Ende. So entwickelt sich – Monat um Monat reifend – allmählich der stattliche Baum der Geschlechtsidentität gemeinsam mit einem wahrhaften Ich.

Wir haben also gesehen, dass bei der Transsexualität ein Fassaden-Ich nicht entwickelt wird, um mittels eines »Hilfs-Ich« die fehlende Ich-Identität zu ersetzen. Vielmehr ist bei Transsexuellen sehr wohl eine Ich-Identität vorhanden, freilich mit einer dem biologischen Geschlecht widersprechenden Geschlechtsidentität als integralem und nicht herauslösbaren Bestandteil der Ich-Identität. Zum Schutz vor gesellschaftlicher Diskriminierung und aus Angst vor dem Verlust der engsten Bezugspersonen errichten Transsexuelle vor ihrem »Coming out« ihre neurotische Ich-Fassade – quasi als eine Art »Mogelpackung« –, die wiederum das Fundament für eine Menge weiterer Neurosen und psychosomatischer Erkrankungen abgeben kann.

Viele früher ganz selbstverständlich als Ursachen angenommene Konzepte wie hier Borderline oder auch Schizophrenie sind längst Erkrankungen, die via Differentialdiagnose ausgeschlossen werden. Beide können den Erkrankten kurze Zeit den Glauben geben, sie währen im anderen Geschlecht besser aufgehoben.

Allgemeine Kritik an den Ätiologiehypothesen

Meine Damen und Herren, wir haben gesehen, dass jede der besprochenen Ätiologiehypothesen unhaltbar wird, wenn man sie sich einmal genauer ansieht und in allen Einzelheiten, Prämissen und Konsequenzen durchdenkt. In der Zusammenschau fallen allerdings noch einige erwähnenswerte Gemeinsamkeiten auf: Fast alle orientieren sich an viel zu geringen Fallzahlen sowie nahezu ausschließlich an Mann-zu-Frau-Transsexuellen. Offensichtlich sind sie das größere gesellschaftliche Skandalon. Frau-zu-Mann-Transsexuelle scheinen für viele Autoren gar nicht zu existieren.

Keiner der Autoren unterscheidet mit wirklich wissenschaftlicher Exaktheit zwischen »echten« Transsexuellen, also Menschen, bei denen eine primäre Transsexualität vorliegt, und Menschen, bei denen im Rahmen anderer Krankheiten und Phänomene phasenhaft ähnliche Wünsche vorkommen können (z.B. bei den verschiedenen Formen von Transvestitismus, uneingestandene Homosexualität, Adoleszenzkrisen, halluzinoid-wahnhafte Psychosen und andere). Da diese »unechte Transsexualität« gar nicht so selten vorkommt (ich habe für jedes der soeben angeführten Bilder Betroffene kennengelernt) und die Differentialdiagnose bisweilen wirklich nicht leicht zu sein scheint, nehmen die Autoren diese Fälle in unzulässig vereinfachender Weise zum Vorwand, um das Vorkommen einer primären Transsexualität gänzlich zu leugnen.

So differenzieren die Autoren allesamt nicht zwischen der zugrunde liegenden Transsexualität und den sich aus der inneren Abwehr und dem Sich-nicht-eingestehen-können der Transsexualität entwickelnden psychischen Veränderungen, Neurosen wie Psychosomatosen.

Eine der witzigsten Hypothesen habe ich kürzlich in dem Buch “Gehirn und Geschlecht” gefunden:

Neben dem erneuten aufgreifen der psychoanalytischen Theorien und auch hier wieder Pathologisierung ausschliesslich von Transmädchen in Form von “ängstlichem Temperament” (Natürlich von Zucker und Bradley, wem sonst) meinen sie:

“Das Erscheinungsbild von Kindern kann bei den Eltern Gefühle und Verhaltensweise auslösen welche die kindliche Geschlechtsentwicklung beeinflussen. Tatsächlich zeigen klinische und experimentelle Untersuchungen (Green 1987; Zucker et al. 1993), dass Jungen mit GIS das ein attraktives äusseres haben, während für Mädchen das Gegenteil gilt (Fridell et al. 1996). Es ist denkbar dass die körperlichen Merkmale (Gesicht) des Kindes von klein auf zu Verstärkung einer atypischen Geschlechterrolle durch die Eltern Beitragen.

Transmädchen (hier Jungen mit GIS genannt) bewegen sich sehr zart und legen teilweise im Rahmen ihrer Rolle sehr untypischen Wert auf äusseres – Transjungen (hier Mädchen mit GIS genannt) tollen rum, versauen sich die Kleidung tragen gerne die Haare kurz und ziehen sich beim Spielen gerne kleine Verletzungen zu – wie andere Jungens eben auch.

Also sehen Transmädchen eher Zart und ungewöhnlich Hübsch für Jungen aus – Transjungen dagegen ganz und gar nicht, wie man es von einem Mädchen erwarten würde. In dem alter sind gerade diese Faktoren nach stark prägend, der (sichtbare) Körper selbst ist ja noch nicht all zu sehr in eine Richtung geprägt.  Wenig überraschend also.

Dem Buchtitel wird das Kapitel über transsexuelle Gehirne Erwartungsgemäss nicht gerecht. Obwohl das Buch von 2007 stammt, wird als einziger Hinweis auf die Gehirnanatomie von transsexuellen Menschen die 1996er Studie erwähnt und dann natürlich als viel zu schwacher Hinweis auf eine körperliche Ursache gewertet, den man kaum ernst nehmen könne. Das in den 10 Jahren (ich gehe davon aus dass zwischen Abgabe und Veröffentlichung sicher Ein Jahr vergangen ist) eine Menge weiterer Studien zum Thema gemacht wurden wird bewusst Unterschlagen.

Die psychischen Ursachen müssen verteidigt werden, die Suche nach dem heiligen Gral darf nicht aufgegeben werden.

Um noch mal den Eingangs genannten Text zu zitieren:

…sie sind politisch höchst unerwünscht, sind aber derzeit nicht einfach brutal unterdrückbar; also wird versucht, ihre Zahl mittels Schikanen gering zu halten (ein psychiatrischer Gutachter bekannte mir freimütig, er fühle sich von der Gesellschaft dafür bezahlt, nach Möglichkeit alle genitalkorrigierenden Operationen zu verhindern).

Zu diesen Schikanen gehören:

  • Hinhaltetaktiken jeglicher Art,
  • starke Erschwerung von Gutachten bei Patienten unter 25 Jahren;
  • bewusst falsche Schilderung der juristischen und sozialen Situation;
  • Bruch der Schweigepflicht;
  • Gutachten wird abhängig gemacht von der Zustimmung der Eltern oder des Ehepartners; diese aber werden gegen den körperlichen Geschlechtswechsel aufgewiegelt;
  • es wird ein »Alltagstest« ohne vorherige Hormontherapie verlangt, obgleich die Reaktionen der Umwelt dabei völlig irrelevant sind für die Akzeptanz in der Zukunft (nach Hormontherapie und Epilation);
  • Verschleppung der Absendung von versprochenen Gutachten bis zu einem halben Jahr (Austesten der Selbstmordschwelle).

Der Text ist 20 Jahre alt, aber immer noch beschreibt er die reale Situation, insbesondere in der Schweiz.

Die Suche nach dem heiligen Gral ist ein religiöses Thema, das irgendwie an die ältere Artus-Legende angehängt wurde. Der Gral steht als Symbol für einen Glauben und die Suche ist das Ziel – den Gral jedoch gibt es nicht.

Witze

Nein, ich werd jetzt keine erzählen, aber ein Witz ging vor kurzem im Büro rum. In Bezug auf "Out of office" Nachrichten (Abwesenheitsmeldungen) im bevorzugten Emailprogramm.

10 // I will be out of the office for the next two weeks for medical reasons. When I return, please refer to me as 'Kate' instead of Dave.

Punkt 10 (sozusagen die über Pointe) war
10. Ich werde die nächsten zwei Wochen aus medizinischen Gründen nicht erreichbar sein. Wenn ich zurück komme, nennt mich bitte "Kate" statt "Dave".

Der Witz hatte für mich eine besondere Ironie, denn mein "Coming Out Mail" mein Offenbarungs Mail in der Firma war schliesslich ähnlich. Nein, selbstvertändlich greift das Vorurteil der plötzlichen Entscheidung nicht - ich hatte keine OP, sondern einen sehr schönen Urlaub mit meiner Mutter - aber der Grundgedanke war der gleiche *G*
Übrigens haben ein paar Leute, die nur solche Witze kennen tatsächlich geglaubt ich wäre mal urz aus medizinischen Gründen abwesend, unter anderem der damalige HR-Verantwortliche, den ich erstmal einen Grundkurs geben musste ;-)

Ich werde meine damaligen Chefs nochmal Anfragen, denn mein Mailing (bzw, ein Mailing der Geschäftsleitung) kam sehr gut an, vielleicht kann ich es anonymisiert veröffentlichen.

Das so ein Witz rum gehen konnte, zeigt mir allerdings, das ich in der neuen Firma noch nicht geoutet bin :-)

Hier die anderen Optionen für Abwesenheitsnachrichten, für die, die Englisch können:
Please choose from the below message accordingly…. ?.


1 // I am currently out of the office at a job interview and will reply to you if I fail to get the position. Please be prepared for my mood.


2 // You are receiving this automatic notification because I am out of the office. If I was in, chances are you wouldn't have received anything at all.


3 // Sorry to have missed you, but I'm at the doctor's having my brain and heart removed so I can be promoted to our management team.


4 // I will be unable to delete all the emails you send me until I return from vacation. Please be patient, and your mail will be deleted in the
order it was received.


5 // Thank you for your email. Your credit card has been charged $5.99 for the first 10 words and $1.99 for each additional word in your message.


6 // The email server is unable to verify your server connection. Your message has not been delivered. Please restart your computer and try sending again.


7 // Thank you for your message, which has been added to a queuing system. You are currently in 352nd place, and can expect to receive a reply in approximately 19 weeks.


8 // Hi, I'm thinking about what you've just sent me. Please wait by your PC for my response.


9 // I've run away to join a different circus.

Mittwoch, 4. März 2009

Zweifelhafte Ehre

Ich werde generell skeptisch, wenn jemand in einem ansonsten sehr öffentlichen Raum Zensur verübt. Ich hatte meine Kommentare am Anfang auf Moderation gestellt fand aber dass ich noch nie einen echten Grund hatte einen Kommentar nicht zu veröffentlichen. Wenn allerdings nur noch Gehässigkeiten geäussert werden, die jeder Grundlage entbehren, würde ich auch löschen und die mittlerweile wieder sofortige Veröffenlichung einstellen.

Nun musste ich feststellen, dass badhairdaysandmore bei Souled.in , einem der meistfrequentierten und damit eines der wichtigsten Foren für transsexuelle Frauen in Deutschland offensichtlich auf der Badword Liste steht - so dass keine Links auf dieses Blog möglich sind. Das finde ich in der Tat interessant. Diese zweifelhafte Ehre Teile ich mir unter anderem mit Transident.ch, einer Seite mit sehr interessanten Berichten zum Thema Transsexualität in der Schweiz - die aber leider seit gut vier Jahren nicht oder kaum noch aktualisiert wird. Auch die Kontaktmöglichkeit auf der Seite dort wurde deaktiviert. Offensichtlich kam es zu grossen Streitereien zwischen dem Verein (Transident) und anderen Organisationen wie Souled oder Transensyndika.net . Aber es hat schon einiges gebraucht um zumindest von letzteren, die ich persönlich kenne, den Grund zu erfahren. Und der kann kaum der Grund sein, warum auf Souled meine Seite gesperrt wurde (es ging um einen Punkt, an dem Transident und ich eher weniger einer Meinung sind ). Maya, die das Forum betreibt, wollte allerdings trotz mehrfacher Bitten nicht mit der Sprache herausrücken, was da mit Transident war.

Da meine Seite auch gesperrt ist habe ich eine Vermutung:
Ich stehe für Eigenmedikation, Rebellion gegen die medizinische Zunft und vertrete recht klare Ansichten in Bezug auf die Ursachendiskussion.
Transident spart(e) auch nicht mit ähnlichen Kritiken, hinweisen auf die körperlichen Ursachen und so weiter.

Das sind wohl alles Punkte die Maya so gar nicht ins Konzept passen - Sie will wohl mit ihrem Forum wohl lieber für "Anständige TS" stehen, die nichts in Frage stellen und ihren vorgeschriebenen Weg wie ein Lemming folgen.
Abweichler werden im Allgemeinen gerne recht Hart behandelt - allerdings nicht von Maya, mehr von den Stammbesuchern.

Übrigens bedeutet das nicht, dass ich generell von Souled.in abraten möchte, das Forum ist generell eine gute Informationsquelle und Hilfe für Betroffene - und mehr trifft man wohl in keinem anderen deutschsprachigen Forum an.

Ausserdem zeigt sich mir mittlerweile, dass das ein allgemeines Problem ist. Menschen die sich im Prozess befinden, kritisieren ihn nicht, schliesslich wollen sie Ihr Verhältnis zu den Behandlern nicht in Frage stellen oder gar gefährden - und nach einer Weile helfen sie manchmal ja wirklich (für mich ist es bei den kritisierten Behandlern/Gatekeepern häufig so, dass das als eine Art "Aufgeben" von den selben Empfunden wird) und selbst das strenge Schweizer System wird mit Nachplappern der Ärztemeinungen verteidigt, obwohl sich schlicht durch die Behandlung anderstwo gezeigt hat, wie Unsinnig und Zerstörerisch das ganze System ist - fast schon so eine Art Stockholm-Syndrom.

Montag, 2. März 2009

Werben pro Ana

Ich habe ja vor kurzem schon mal etwas in Bezug auf Anorexia Nervosa (sogenannte Magersucht) geschrieben, und wie ein Journalist dort locker eine Empfehlung abgegeben hat, die Leben kosten kann. Die Mortalitätsrate bei Anorexia Nervosa liegt bei etwa einem Drittel.
Ausgelöst wird die, von den Betroffenen fast liebevoll Ana genannte Krankheit meist durch ein gestörtes Selbstbild, gerade Leute, die von einem höheren Gewicht an abnehmen, finden sich schnell in einem Teufelskreis wieder. Zuerst gibt einem das Abnehmemen ein gutes Gefühl, aber man ist ja immer noch zu fett, und dann wird immer weitergehungert, die Selbstdisziplin zum Lebensinhalt. Es gibt kein zu Schlank - dünner ist immer gleich Schöner in unserer Welt. Wie hat das ganze Angefangen?
Zum grössten Teil mit einer ewigjungen 50 Jährigen. Barbie. Barbie hat Körpermasse, die keine Frau entsprechen kann, und doch nehmen sich viele schon im Kindesalter unterbewusst zum Vorbild. Nun passiert aber noch etwas dämlicheres:
In einer Werbekampagne, die eigentlich gegen ungesunde Obesitität steht und Eltern für die Verbesserung der Ernährung ihrer Kinder einnehmen soll, wird ausgerechnet wieder Barbie herangezogen. Statt Thinspiration (extradünnes Vorbild) diesmal als Fatspiration (Bilder von Dicken zur Abschreckung):
«Werde nicht so dick wie Barbie»
Auch das wieder ein Schuss, der gut nach hinten losgehen kann und gutes Futter für die Pro Ana Foren.

Begegnet bin ich dem Thema übrigens, da ich selbst sehr zum Übergewicht neige und mir im Naschkatzen-Forum öfter Hinweise auf Pro Anas und Anas im Anfangsstadium begegnet sind. Inklusive einiger leidvoller Geschichten von Eltern.
Das Forum selbst allerdings hält nichts vom Krankhungern, dort geht es um Sport, gesunde Ernährung und gesundes, langsames Abnehemen (zu schnell ist eh nicht gut für die Haut, Gesundheit und dauerhaften Erfolg)

Sonntag, 1. März 2009

Alltagstest – Hier und Anderstwo

Eine Bloggerin mit dem Nick “Hear me roar” hat vor kurzem die Geschichte Ihrer Transition veröffentlicht hätte, und wie sie die Behandlung fast getötet hätte: I Changed Sex and Died.

Wie viele andere wurde sie gezwungen, den sogenannten Alltagstest ohne vorhergende Hormonbehandlung zu durchlaufen. Womit sie wie jede transsexuelle Person erst einmal wie eine Persiflage des Wunschgeschlechts wirkt. Sie verlor ihre Familie, ihr Einkommen, Freunde, die dasselbe durchmachten und es nicht überlebten – und war so weit, ihr eigenes Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten zu beenden. Ein Polizist wurde auf die leblose Person aufmerksam und brachte sie ins Krankenhaus – sie überlebte und war dennoch mehr Tod als Lebendig. So konnte sie die Transition nicht fortführen. Sie kam bei Freunden unter lebte nach Außen wieder als Mann, fand wieder ein Einkommen und sparte, bis sie es sich leisten konnte, alles selbst in die Hand zu nehmen, Hormone, FFS bei Dr. Ousterhout, GaOP bei Dr. Suporn. Als alles Vorbei war, kehrte sie wieder in ihr Heimatdorf zurück, in Deep Stealth (daher, niemand weis von ihrer Vergangenheit) und seitdem führt sie ein glückliches und zufriedenes Leben – Unerkannt selbst von ehemaligen Freunden.

Die Geschichte liegt bemerkenswert Nahe an meiner eigenen, nur dass ich mich nie zu dem Alltagstest durchgerungen habe, weil für mich die Angst vor genau einem solchen Ergebnis zu Gross war. Das hat mich gute 15 Jahre meines Lebens gekostet. Als ich schliesslich den sozialen Umstieg machte (für mich ist es kein Test) hatte ich zumindest ein halbes Jahr Hormone, und das hatte bereits Gewaltiges ausgemacht. Meine Begegnung mit dem Schweizer System, das noch rigider als das in Deutschland ist, und die Erlebnisse die ich von anderen gehört habe, haben mich darin bestärkt, meinen Weg ohne diese “Hilfe” zu gehen, und sowohl Dr. Ousterhout als auch Dr. Suporn werden meine Chirurgen sein. Was ich mir ironischerweise auch erst jetzt leisten kann, wenigstens ein Vorteil, das sich alles so verzögert hat. Als positives Ergebnis werde ich aber ganz sicher nicht in den Statistiken auftauchen – das bleibt für die Reserviert, die man mit diesem System der Existenzgrundlage, dem sozialen Umfeld und teilweise auch jeder Chance auf eine echte Sexualität genommen hat.

Jamison Green, der im Vorstand der WPATH sitzt, welche die International Standards of Care (Internationale Behandlungsempfehlungen) reagierte in einem Blogpost auf den Bericht von “Hear me Roar” dass dies eben nicht den herausgegebenen Richtlinien entspricht und das heute keine Alltagserfahrung ohne vorhergehende Hormonbehandlung (gängig sind gut 4 Monate) gibt. Und den Begriff Test gibt es nicht mehr, dies ist kein Test den die Behandler zur Diagnose benötigen, sondern soll die vor der endgültigen Entscheidung zur Operation zu einer Erfahrung verhelfen. Und man weis bei WPATH dass eine Alltagserfahrung ohne Hormone gar nicht möglich ist.

In den Kommentaren machte ich ihn darauf Aufmerksam, dass das leider in der Schweiz und Teils in Deutschland auch nichts hilft, da diese sich an eigene, sehr zynische Behandlungsrichtlinien halten. In Deutschland weicht das auf, in der Schweiz dagegen wird es Dogmatisch befolgt. Selbst Dr. Sophinette Becker, die die Leitung bei dem Projekt “Deutsche Standards of Care” hatte, hält das für einen grossen Fehler.

Jamison Green meinte, dass die iSOCs nun einmal nicht bindend sind und es allen Behandelnden frei steht zu tun und zu lassen, was sie wollen, eine Kontrollinstanz gibt es nicht. Und er meinte, dass die Situation in Frankreich wohl sogar noch Schlimmer für transsexuelle Menschen ist. Wenig Erfreuliches also.