Eine Bloggerin mit dem Nick “Hear me roar” hat vor kurzem die Geschichte Ihrer Transition veröffentlicht hätte, und wie sie die Behandlung fast getötet hätte: I Changed Sex and Died.
Wie viele andere wurde sie gezwungen, den sogenannten Alltagstest ohne vorhergende Hormonbehandlung zu durchlaufen. Womit sie wie jede transsexuelle Person erst einmal wie eine Persiflage des Wunschgeschlechts wirkt. Sie verlor ihre Familie, ihr Einkommen, Freunde, die dasselbe durchmachten und es nicht überlebten – und war so weit, ihr eigenes Leben mit einer Überdosis Schlaftabletten zu beenden. Ein Polizist wurde auf die leblose Person aufmerksam und brachte sie ins Krankenhaus – sie überlebte und war dennoch mehr Tod als Lebendig. So konnte sie die Transition nicht fortführen. Sie kam bei Freunden unter lebte nach Außen wieder als Mann, fand wieder ein Einkommen und sparte, bis sie es sich leisten konnte, alles selbst in die Hand zu nehmen, Hormone, FFS bei Dr. Ousterhout, GaOP bei Dr. Suporn. Als alles Vorbei war, kehrte sie wieder in ihr Heimatdorf zurück, in Deep Stealth (daher, niemand weis von ihrer Vergangenheit) und seitdem führt sie ein glückliches und zufriedenes Leben – Unerkannt selbst von ehemaligen Freunden.
Die Geschichte liegt bemerkenswert Nahe an meiner eigenen, nur dass ich mich nie zu dem Alltagstest durchgerungen habe, weil für mich die Angst vor genau einem solchen Ergebnis zu Gross war. Das hat mich gute 15 Jahre meines Lebens gekostet. Als ich schliesslich den sozialen Umstieg machte (für mich ist es kein Test) hatte ich zumindest ein halbes Jahr Hormone, und das hatte bereits Gewaltiges ausgemacht. Meine Begegnung mit dem Schweizer System, das noch rigider als das in Deutschland ist, und die Erlebnisse die ich von anderen gehört habe, haben mich darin bestärkt, meinen Weg ohne diese “Hilfe” zu gehen, und sowohl Dr. Ousterhout als auch Dr. Suporn werden meine Chirurgen sein. Was ich mir ironischerweise auch erst jetzt leisten kann, wenigstens ein Vorteil, das sich alles so verzögert hat. Als positives Ergebnis werde ich aber ganz sicher nicht in den Statistiken auftauchen – das bleibt für die Reserviert, die man mit diesem System der Existenzgrundlage, dem sozialen Umfeld und teilweise auch jeder Chance auf eine echte Sexualität genommen hat.
Jamison Green, der im Vorstand der WPATH sitzt, welche die International Standards of Care (Internationale Behandlungsempfehlungen) reagierte in einem Blogpost auf den Bericht von “Hear me Roar” dass dies eben nicht den herausgegebenen Richtlinien entspricht und das heute keine Alltagserfahrung ohne vorhergehende Hormonbehandlung (gängig sind gut 4 Monate) gibt. Und den Begriff Test gibt es nicht mehr, dies ist kein Test den die Behandler zur Diagnose benötigen, sondern soll die vor der endgültigen Entscheidung zur Operation zu einer Erfahrung verhelfen. Und man weis bei WPATH dass eine Alltagserfahrung ohne Hormone gar nicht möglich ist.
In den Kommentaren machte ich ihn darauf Aufmerksam, dass das leider in der Schweiz und Teils in Deutschland auch nichts hilft, da diese sich an eigene, sehr zynische Behandlungsrichtlinien halten. In Deutschland weicht das auf, in der Schweiz dagegen wird es Dogmatisch befolgt. Selbst Dr. Sophinette Becker, die die Leitung bei dem Projekt “Deutsche Standards of Care” hatte, hält das für einen grossen Fehler.
Jamison Green meinte, dass die iSOCs nun einmal nicht bindend sind und es allen Behandelnden frei steht zu tun und zu lassen, was sie wollen, eine Kontrollinstanz gibt es nicht. Und er meinte, dass die Situation in Frankreich wohl sogar noch Schlimmer für transsexuelle Menschen ist. Wenig Erfreuliches also.