Donnerstag, 7. Januar 2010

Transphobes Meisterstück

Vor kurzem wurde von Präsident Obama eine Frau für ein wichtiges Amt berufen. 3 Akademische Titel und 30 Jahre breite Erfahrung auf dem entsprechenden Gebiet hatten sie zum idealen Kandidaten gemacht. Eigentlich kein sehr hohes Amt und selbst in den USA eigentlich kaum einer Erwähnung wert, doch die Nachricht schwappte sogar in Österreichische und Schweizer Boulevardmedien, die sich ansonsten nicht sehr politisch interessiert geben – denn die gute Frau hat eine transsexuelle Vergangenheit. Während aber diese Blätter, zumindest für ihre Verhältnisse, recht Neutral berichteten folgte nun, satte zwei Tage später, ein Artikel auf der Webseite der Welt.
Nach einer kurzen Einführung liest man dort:

Während Amanda Simpson in diesen Tagen aus begreiflichen Gründen keine Einzelheiten zu ihrer schmerzhaften Frauwerdung preisgibt, war sie in einem Interview mit dem "Arizona Daily Star" Ende Juni 2002 umso offener. Mehr als 70 000 Dollar für sechs Operationen hatte es sich Mitchell Simpson kosten lassen, Amanda, "die zu Liebende", und Renae, "die neu Beginnende", zu werden. Er ließ seinen Adamsapfel entfernen, einen Busen formen, seine Lippen aufwerfen und unterzog sich komplizierter genitaler Chirurgie. Mehr als 250 Stunden verbrachte er bei einem Hautarzt, der ihm die Barthaare verödete; unter dem Make-up, fand damals ein Beobachter, könne man bei genauem Hinsehen die Narben der Behandlung entdecken. Mitchell wuchs mit drei Brüdern in einer frommen jüdischen Familie in Kalifornien auf. Mitchells Mutter, die in Los Angeles lebt, brauchte lange, bis sie Amanda verzieh. Heute tauschen die beiden Schminktipps aus, und ihre Mutter genießt es, noch eine Frau in der Familie zu haben.

An den 1,75 Meter Körpergröße, muskulösen Beinen, der Schuhgröße 42 und den großen Händen kann Amanda nichts ändern. Ihr blendendes Lächeln, die (fast zu perfekt gelegten) blonden Haare, ihr betont weiblicher Gang und eine in Dutzenden Übungsstunden bei Logopäden höher und weicher geformte Stimme sind umso elaborierter. Sie ist, anders als Mitchell, ganz und gar ihre eigene Schöpfung. Dabei will sie nichts sehnlicher als in ein weibliches Leben einzutauchen: "Wir Transsexuellen sind normale Menschen, die ein normales Leben führen wollen." Ihr heute 14 Jahre alter Sohn, der seine Mutter liebt wie früher seinen Vater, gibt Simpson Normalität.

Was macht diese zwei Absätze nun so, nun ja, mir fällt gerade kein besserer Begriff ein; Hinterfotzig?

Der Autor Uwe Schmitt will dem Leser in diesem Text nur eines vor Augen führen: Die angebliche Künstlichkeit von Ms. Simpsons Geschlecht. Die Beziehung zur ihrem Sohn stellt Schmitt als “Notanker” in der Realität da, als ob Frauen mit transsexueller Vergangenheit nicht einfach ein normales Leben führen könnten.

Noch viel deutlicher ist, dass er Amanda Simpson als Mann sieht. Er betont es ja ausführlich: “Sie ist, anders als Mitchell, ganz und gar ihre eigene Schöpfung

Nein. Herr Schmitt. Sie ist die Frau, als die sie geboren wurde. Mit einem medizinischen Handlungsbedarf der verhinderte, das sich ihr Körper falsch entwickelt, was dennoch passiert ist. Sie hat mehr als 40 Jahre versucht, die Erwartungen ihrer Umwelt zu erfüllen und dazu ihre ganz eigene Schöpfung der Persönlichkeit ‘Mitchell’ aufgebaut, der die Menschen damals Begegnet sind. Und das kann auf Dauer nicht gutgehen. Statt sich zu freuen, dass diese Frau Hilfe finden konnte, machen Sie sich noch über sie und die Narben der falschen körperlichen Entwicklung Lustig. Soll das Journalismus sein?

Stattdessen muss Herr Schmitt auf seine Vorurteile bauen. Worte, die töten.

bilde Angie Zapatas Schwester Monica Murguia, links und ihre Mutter, Maria Zapata bei der Urteilsverkündung des Möders ihrer Tochter, Allen Andrade am 22. April 2009 in Greeley: Quelle: GreeleyTribune.com



Ein wenig Nachhilfeunterricht könnte Herr Schmitt sich bei meinem Artikel hier holen.

Desweiteren finde ich Schade, dass Herr Schmitt nicht weiter auf den Zitierten Satz eingeht:

Anders als Schwarze, die diskriminiert wurden, verdienten Transsexuelle keine ausgleichende Rücksichtnahme.

der Nicht einmal mehr durch Anführungszeichen als solcher kenntlich gemacht wird. Ich werte das einmal als Übereinstimmung des Autors mit Matt Barber, der es ursprünglich gesagt hat. Menschenrechte ja, aber nicht für alle?

Und ist nun irgendetwas daran, dass diese Nominierung mehr Politisch als Aufgrund von Qualifikation geschah? Wohl eher nicht.

Die geschätzte Zoe Brain, die im entsprechenden Berufsfeld arbeitet, drückt es in einem Kommentar bei ABC News folgendermaßen aus:

*SIGH* OK, I'm in the industry myself. I can think of a few names who have the same or better technical knowledge. None who have the business administration degree as well. There's probably a few, but they're heads of departments of major firms, or even CEOs. There might be a dozen on the entire planet who are US citizens. Probably not though. And of the 4 I know, 2 are intersexed, 2 transsexual. The atypical neurology they have is a mixed curse: they get intellectual gifts as well as problems with their mismatched bodies. // Dr Stephanie Langhoff, Chief Scientist at NASA's Ames Research centre is too weak in the military area. Prof Lynn Conway is too busy, and has no formal business administration experience. One other likewise. And another has neither the business experience, nor is a US citizen

*Seuzf*. In Ordnung ich bin selbst in dieser Industrie. Ich kann nur an wenige Namen [von Personen] denken, welche die selben oder bessere technologische Kenntnisse haben. Keine davon haben außerdem einen betriebswirtschaftlichen Abschluss. Da gibt es möglicherweise ein paar, aber sie sind Abteilungsleiter oder Geschäftsführer. Es könnte ungefähr ein Dutzend auf der Welt geben, die US Bürger sind. Vielleicht nicht ganz. Und von den Vier, die ich kenne, sind zwei Intersexuell und zwei Transsexuell. Die untypische Neurologie ist ein gemischter Fluch: Sie bekommen intellektuelle Talente genauso wie die Probleme mit den unpassenden Körpern. // Dr.Stephanie Langhoff, Chefwissenschaftlerin am NASA Ames Forschungszentrum ist zu schwach im militärischen Bereich, Professor Lynn Conway ist zu Beschäftigt und hat keine Betriebswirtschaftliche Erfahrung. Eine andere wahrscheinlich. Und eine andere hat weder betriebswirtschaftliche Erfahrung, noch ist sie US Bürger.

Was Zoe hier anspricht, ist so harter Tobak, dass ich eigentlich vermeide, darüber zu schreiben. Tatsächlich gibt es mindestens zwei wissenschaftliche Arbeiten, die auf einen durchschnittlich 30% höheren IQ gegenüber der Gesamtbevölkerung hin deutet. Das bedeutet nicht, dass jede transsexuelle (oder intersexuelle) Person hochintelligent ist, aber es macht sich auch bemerkbar. Die Statistik, dass 1,8% aller prominenten Programmierer eine transsexuelle Vergangenheit haben (und das sind nur diejenigen, bei denen es Bekannt ist) hatte ich ja schon einmal verlinkt.

Was statt dessen für ein Bild über transsexuelle Menschen nicht nur geschürt, sondern offensichtlich auch gewollt wird wurde mir in einer Diskussion im “Mamablog” kürzlich überdeutlich gemacht.

- Transsexuelle arbeiten alle in der Sexbranche
- 80% Prozent sind nach Behandlung Suizidial
- Transsexualität ist ein psychisches Problem, dass nicht geheilt, sondern durch chirurgischen Größenwahn unterstützt wird.

Das ging so weit, dass sogar Forderungen nach Lobotomien laut wurden (zerstört Dauerhaft die Persönlichkeit).

Gott sei Dank sind nicht alle geneigt, Aufgrund ihrer Ängstlichkeit vor unbekanntem, Talente zu verschwenden. Die meisten Fortune 500 Unternehmen haben mittlerweile eindeutige Policen in Bezug auf Nichtdiskriminierung und nicht wenige Krankenkassenpolicen, die in den USA, wo sonst Krankenkassen nichts übernehmen, die Behandlungskosten zahlen.