Dienstag, 27. Juli 2010

Die Grenzen der Empathie?

Vor ein paar Wochen entdeckte ich das interessante Blog von Hannelore Vonier, Rette sich, wer kann!

Dort vergleicht sie in einem Beitrag Eigenschaften von Matriarchat, Patriarchat und Web 2.0

Dort verweist sie unter dem Thema Homosexualität auf einem Artikel über die Muxes und Marimacha Mexicos auf einen Buchauszug von "Juchaitán – Stadt der Frauen. Vom Leben im Matriarchat (Veronika Bennholdt-Thomsen) auf ihrer Webseite matriarchat.info .
Muxes sind in Mexico in etwa vergleichbar mit den Kathoe in Thailand oder die Hirja in Indien. Eine Art drittes Geschlecht, in dem Transgender, transsexuelle und intersexuelle Menschen eine halbwegs gesellschaftlich gesicherte Heimat finden können (vgl. Artikelsammlung )

Die Autorin Veronika Bennholdt-Thomsen überschlägt sich dort, in Juchitán fast vor Freude darüber wie gut homosexuelle Männer dort akzeptiert sind. Moment? Homosexuelle Männer? Gerade sprach ich doch noch von Transgendern, transsexuellen und intersexuellen Menschen?

Für Frau Bennholdt-Thomsen sind diese nicht existent. Den ganzen Artikel hindurch spricht sie über die Personen im falschen Geschlecht und beschreibt ihr sein als performanten Akt:
Lachend und mit unverhohlenen Gesten werden die Fremden auf die Muxe's aufmerksam gemacht, was in der Regel völlig überflüssig ist, denn deren Aufmachung und aufreizendes Verhalten sind nicht zu übersehen. Und wie auf viele andere Eigenheiten auch, ist man in Juchitán stolz auf diesen Unterschied. Das ungenierte Hindeuten auf die Muxe's ist Bestandteil des Verhaltenskodex der Akzeptanz. Kreischend freuen sich die Frauen über die anzüglichen Späße und Gesten der " afeminados "‚ der sich weiblich gebenden Männer.”

Und genauso landete die Akzeptanz uneindeutiger Geschlechtsidentität und Körperlichkeiten in Hannelore Voniers Übersicht in der Schublade Homosexuell.

Deshalb schrieb ich einen Kommentar, in dem ich versuchte, Hannelore Vonier zu erklären, das Homosexualität und Geschlechtsidentität, um die es vorangig bei den Muxe und Marimacha geht, nichts miteinander zu tun haben und letztere verschiedenste sexuelle Orientierungen haben. Darüberhinaus die Einordnung in ein 3. Geschlecht für transsexuelle und intersexuelle Menschen nicht unbedingt ihrem Menschenrecht auf Selbstbestimmung entspricht (für Transgender und einige intersexuelle Menschen jedoch schon).

Jedoch zeigte sich, das Hannelore Vonier eine sehr strenge Kommentarphilosophie hat und Kommentare freigeschaltet werden müssen, was sie nicht tat.

So richtig zu ihrem Fürsprechen den Prinzipien des Matriarchats, die sie aufführte und teils auch Web 2.0 zuordnete, wie eine hohe Bewertung von Neuem und Unbekanntem, Selbstregulierung, Selbstbestimmung, Individualismus und Ablehnung von Lob/Tadel und Hierarchie wiederspricht. Aber gut, sie führt es auf, sie heisst es gut, aber sie muss es ja nicht leben.

Letztlich fragte ich sie nach dem Grund, warum sie diesen Kommentar nicht freigeschalten hat.

Ihre Antwort lies lange auf sich warten, und sie viel Knapp aus.

“Du hast da ein Statement abgegeben, mit dem ich nichts anfangen kann. Sieht so aus, als wärst du mir nicht ähnlich: http://rette-sich-wer-kann.com/bist-du-mein-publikum/

Ähnlich… hm. Tatsächlich nicht unbedingt. Meine Kommentare musste ich bislang nicht moderieren, um die dargebotenen Informationen vor allen Zweifeln zu schützen. Dennoch war ich sehr enttäuscht, unter anderem deshalb, weil Hannelore Vonier in ihrem Blog gerade das Thema Empathie beleuchtet unter anderem präsentiert sie folgendes Video:


Und dort wird darauf eingegangen, wie Empathie funktioniert:
Durch das Nachvollziehen der Gefühle eines anderen durch die eigenen Erfahrungen. Gleichzeitig ist die Empathie einer der wichtigsten Instinkte, mit dem sich ein Gemeinschaftsgefühl bildet.

Und so versagt die Empathie in Bezug auf eine andere Geschlechtlichkeit, denn eine Cis (Nichtbetroffene) Person ist sich der Geschlechtsidentität nicht bewusst und sucht so nach allen möglichen Erklärungsmustern, die sich mit vergangenen Erfahrungen verbinden lassen.
Zwar mögen Hannelore Vonier und Veronika Bennholdt-Thomsen nicht unbedingt selbst Homosexuell sein, ihnen sind aber sicher schon Drag Queens oder Butch-Lesben begegnet – und so rechnen sie diese Erfahrung “hoch”. Auch in LGB Kreisen herrscht oft die Meinung, Transsexualität sei nichts anderes als selbsverleugnende Homosexualität, so dass Betroffene ihr Geschlecht der sexuellen Orientierung anpassen. Unter Transvestiten glaubt man gerne, Transsexuelle wären Transvestiten, die ihr spezielles Vergnügen Real machen, teils leitet sich daraus sogar fehlgeleitete Bewunderung ab.
Aber auch ich bin dieses Verbrechens Schuldig. So bin ich davon ausgegangen, dass sich Transsexualiät für alle Betroffenen ziemlich gleich darstellt, bis ich lernte, anderen zuzuhören und so endlich entwirren konnte, warum ich in Foren teils ziemlich Schräge Antworten und Meinungen bekam, die ich zuerst gar nicht Nachvollziehen konnte. Dazu werde ich demnächst einen eigenen Artikel schreiben.

Gottseidank kann man Empathie lernen, aber dazu müssen sich Menschen, die sich z.B. mit Transsexuellen befassen, sich von dem Gedanken frei machen, es seien Männer, die eine Geschlechtsumwandlung suchen, oder eine effimierte Rolle spielen, wen von Frauen des Transspektrums oder intersexuellen Frauen mit maskulinem Phänotyp die Rede ist – und sich die simple Wahrheit klar machen – Diese Menschen wollen sie selbst sein, diese Menschen brauchen einen stimmigen Körper.

Sonst kann die Empathie sogar zur Falle werden. Wie eine Freundin mal über ihren Vater schrieb:
”Er findet dich ja nett und alles, aber jedesmal wenn wir auf das Thema kommen, gruselts ihn und er sagt, er würde jeden Umbringen, der ihm den Penis abschneiden will.”

Und wenn ich sowas höre denke ich jedes mal; “du bist doch schon halb da?” Offensichtlich kann er sich ja sehr gut in die Rolle eines transsexuellen Mannes oder eines intersexuellem Opfer frühkindlicher Verstümmelung hineinversetzen.

Aber es geht nicht. Wenn der erste Schritt nicht stimmt, kann der zweite nicht folgen.

Und noch etwas. Das Veronika Bennholdt-Thomsen keine empathische Verbindung zu den Muxe aufbauen kann, zeigt sich auch darin, dass es für sie kein “wir” gibt: Sie berichtet über die Frauen, als seien es Touristenattraktionen.

Und Hannelore Vonier bringt es auf den Punkt: “Wir sind uns nicht ähnlich”.

Sonntag, 25. Juli 2010

Wer braucht schon User?

Das ich von der Politik der “Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität e.V.” nicht gerade begeistert bin, ist kein Geheimnis. (Siehe z.B. Transgender Gesetz?, oder Artikelsammlung)

Doch Anfang des vergangenen Jahres baute der Verein ein Forum auf, zu dem viele User vom privat Betriebenen ForumSouled” überwechselten, da dort die Besitzerin sehr streng reglementierte und so wirkliche Diskussionen verhinderte. Souled existiert noch, aber es hat nur noch wenig Traffic. Zum Forum der DGTi stiess ich dann letztlich etwa Mitte letzten Jahres und fand dort sehr interessante Diskussionen und Umfragen vor.

Kindergarten


Ich fing an mich zu Beteiligen und wurde zur richtigen Vielschreiberin dort. Leider kam es schon zu Beginn zu einem ziemlichen Streit zwischen Kim, einem der Gründungsmitglieder von ATME und Jaczy, entbrannt über Grundrechte von Betroffenen. Beide Streithähne wurden gesperrt, beide beantragten darauf hin Löschung ihres Useraccounts. Das ganze blieb allerdings nicht Folgenlos. Christina, die Mitgründerin von ATME e.v. hatte auf ihrer Seite einen ziemlich diskreditierenden Text der sogar einen Nazivergleich enthielt und letztlich auch Unwahrheiten enthielt. Weder sie noch Kim sind ja aus dem Forum verbannt worden, trotzdem war von einem Schreibverbot für sie beide die Rede. Zu einem Zeitpunkt, als Christina selbst im DGTi Forum schrieb – allerdings ohne ihre Hetze zu erwähnen. Irgendwann bekamen auch die Administratoren des DGTi Forums das mit und reagierten, wenig überraschend, ziemlich pikiert. Der entsprechende Thread ist nicht mehr Einsehbar, aber ich erklärte dort klar meine Haltung, dass ich das Verhalten von Christina hier nicht billige und Forderte Kim und Christina auf, öffentlich klar zu stellen, dass es hier um etwas privates, und nicht um den Verein geht. Die beiden sahen das allerdings anders, verlangten von Usern, die sich im DGTi Forum beteiligten, eine öffentliche Distanzierung von diesem, und da ich nicht bereit war, diese Kindergartenpolitik mitzumachen, wurde ich wurde von ATME ausgeschlossen. Was aber nicht bedeutet, dass ich nicht nach wie vor hinter den Zielen von ATME stehe.

Leitlinie

Gleichzeitig fand im DGTi Forum aber ein schleichender Prozess statt. Immer mehr Forenregeln wurden eingeführt, manche Themen systematisch unterdrückt.

Mir fiel es erst gar nicht auf, und ich hielt es für eine Folge der Trollversuche der besagten Christina, dass der Betreffende Thread geschlossen wurde, aber eine Diskussion über das Hormon Progesteron wurde geschlossen und später jede Erwähnung von Progesteron dorthin verschoben. Das Thema war dabei auf einem Missverständlichen Stand, da Progestin (Medikament das Progesteron unterdrückt) und Progesteron (Bioidentisches Hormon) durcheinander gebracht wurden, was sich anschliessend nicht mehr aufklären lies.

Zuerst wurden in den Forenregeln Hormondosierungsempfehlungen gänzlich verboten (auch via Privatnachricht)

3.11) Dosierungsempfehlungen zu Hormonpräperaten an andere User sind ausdrücklich untersagt und werden durch die Moderation unkenntlich gemacht.
Dieses Verbot gilt ebenso für derartige Empfehlungen über "Persönliche Nachrichten" (PN). Da uns eine Überprüfung von PN nicht möglich ist, distanziert sich die dgti als Betreiber des Forums vorsorglich von dort gemachten Dosierungsempfehlungen an andere User.
Bei Zuwiderhandlung gegen dieses Verbot wird eine Verwarnung, bei erster Wiederholung eine Sperre von 7 Tagen und bei weiterer Wiederholung eine dauerhafte Sperre ausgesprochen.


Dann stellte Tanja, eine der Administratoren, eine Meldung zur Gefährlichkeit von Hormonersatztherapien bei postmenstruellen Frauen, unterband aber die Diskussion zu dessen Ursachen (noch einmal der Hinweis auf die SF Nachrichtensendung zum Thema, etwa ab 7:40)
Bei der Erwähnung des notwendigen Zusammenspiels der verschiedenen Hormone sprach sie von einer Ideologie und fügte folgende neue Forenregel ein:

C)
Mitglieder, welche gehäuft ihre ideologischen Ansätze in beliebige Themen einbringen (streuen), ohne dabei auf die Fragen und Anliegen der Themenstarter zu achten bzw. darauf ansatzweise einzugehen, können verwarnt oder sanktioniert werden.

Und erklärte Diskussionen um Progesteron zu einer Ideologie.

Dies ist nun ein sehr geschickter Gummiparagraph, da ausschliesslich die Administratoren und Moderatoren bestimmem, was denn nun einer Ideologie zuzuzählen ist. Das gerade beim Progesteronthema wissenschaftliche Forschung zum Thema bekannt ist, dabei uninteressant. Das Buch “Die Wahrheit über Hormone” (von Dr. med. Alexander Römmler) klärt z.B. im Kapitel “Der richtige Hormonersatz” über “Die Alternative: Kein höheres Risiko durch transdermalen Östrogenersatz plus Progesteron” auf und nennt alleine drei Studien:
”Französische Kohorte” (de Lignières B et al.. 2002)
”E3N-EPIC-Kohorte Frankreich” (Fournier A et al. 2005)
und “Erweterung E3N-EPIC-Kohorte”

Wer braucht schon User?

Letztlich kam es nun vor einigen Tagen zu einer Entladung der angestauten Frustration, die alleine zum Rücktritt von zwei Moderatoren führte. Daraufhin wurde ein Thread eröffnet, der um die Beruhigung der erhitzten Gemüter bat. Und im laufe des dortigen Verlaufs äusserten viele Benutzer noch einmal ihre Frustration, insbesondere, nachdem die Administration anfing, nicht nachvollziehbare Sperren zu verteilen.
Ergebnis war, dass die DGTi nun fast alle Vielschreiber gesperrt hat – oder sogar ohne jede Begründung anzugeben, weder privat noch im Forum, endgültig verbannt hat. Ich gehöre dazu.
Diejenigen, die nicht ganz gesperrt wurden, versuchen nach der Sperre, etwas Diplomatischer zu bleiben… Dennoch zeigt sich, dass wohl nur “Neulinge” überhaupt beim Forum bleiben, die sich noch keine Informationen aus anderen Quellen besorgen konnten und deshalb auch Froh sind, über das, was sie dort an Häppchen bekommen.

Ein Schuldiger muss her?

Ich bin ein sehr aktives Mitglied des Skype-Chats Kuhstall. Daraus machte ich auch nie einen Hehl, als ich das DGTi-Forum im Streit mit ATME e.v. verteidigte, nahm ich die “Mystifizierung” dieses Chats als Beispiel für die Unsinnigkeit der Vorurteile untereinander.
Offensichtlich brauchte man nun einen Schuldigen am Kollabieren des DGTi-Forums und so wurde ein Beitrag aus einem ganz anderen Forum genommen und in die Nachrichtensektion des Forums mit einer Distanzierung der “offensichtlichen” Ideologie des Kuhstalls, die einige User in das Forum hätten tragen wollen.
Es ist spannend, was das Forenteam damit tatsächlich klar stellt:

Meinungen, die die dgti NICHT vertritt

Hallo,


unter: http://www.transgender-world.net/forum/ ... 5&pid=8194
fand ich warnende Worte vor irreführenden Meinungen und Theorien.


Dort wird unter anderem die Theorie verbreitet, dass wir aufgrund der Definition F 64.0 alle
nur für gestörte Männer gehalten werden - weshalb jene den Begriff "Transfrauen" vehement ablehnen - und - zumindest jene unter uns, die "weibliche Gehirne" haben - eigentlich unter dem "Brain Sex Body Dispecrepancy Syndrome" (eine noch in der ICD zu etablierende Q.57) leiden, das aber bislang nirgendwo wissenschaftlich seinen Niederschlag gefunden hat.
...


Richtig gefährlich wird es dann, wenn es um die OP geht. Angeblich verstümmeln alle Ärzte in Europa uns nur mit der Penile Inversion.
Diese Gruppe vertritt auch eine eigene Theorie zur Hormontherapie, die den normalen ärztlichen Verordnungen widerspricht. Gesundheitsgefahren sind hierdurch nicht ausgeschlossen!
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Die dgti distanziert sich von diesen irreführenden Meinungen und Theorien!
Patricia

Ich kenne die Autorin dieser Worte, Kirsten, was auch kein Wunder ist, schliesslich hat sie das nach einer Teilnahme an besagtem Chat geschrieben. Tatsächlich sind einige Aussagen von mir dort ziemlich verdreht wieder gegeben.

Dazu will ich sie mal aufdröseln:

Dort wird unter anderem die Theorie verbreitet, dass wir aufgrund der Definition F 64.0 alle
nur für gestörte Männer gehalten werden

Nein, Kirsten, nicht alle, transsexuelle Männer werden für gestörte Frauen gehalten. Ist das nun eine Theorie? Nein, das steht nunmal in F64.0. Die ganze Fachliteratur ist voll der Frage; “Warum wollen ansonsten unauffällige Männer Frauen werden.
Die Diagnose Geschlechtsidentitätsstörung bleibt ein Leben lang bestehen, eben nicht, weil für die Behandler damit etwas korrigiert ist, was vorher Falsch war, sondern weil dem “transsexuellen Wunsch” nachgegeben wurde.
ATME e.v. kämpft intensiv gegen das F64.0 Paradoxon. Auch der gestern (Psychopathologisierung – von den Schwulen zu Transsexuellen zu Intersexuellen?) veröffentlichte Text von Milton Diamond geht darauf ein:

Statt dessen wurde Transsexualismus als psychisches Problem gesehen (Geschlechtsidentitätsstörung oder Geschlechtsidentitätsdysphorie) und so in die DSM aufgenommen. Es musste ihnen eine Behandlung gewährt, aber nicht geglaubt werden..

Weiter schreibt Kirsten:
zumindest jene unter uns, die "weibliche Gehirne" haben - eigentlich unter dem "Brain Sex Body Dispecrepancy Syndrome" (eine noch in der ICD zu etablierende Q.57) leiden, das aber bislang nirgendwo wissenschaftlich seinen Niederschlag gefunden hat.

Das “Brain Sex Body Discrepancy Syndrom” ist eine Wortschöpfung für das, was ich hier im Blog immer als Bodymap bezeichne. Das heist, die neurale Verdrahtung, die dem Gehirn sagt, wie der Körper sein sollte, und die bei einigen Transsexuellen dem ihres Kerngeschlechts – ihrer Geschlechtsidentität entspricht. Ich bin lange genug in Foren und anderen Informationsquellen unterwegs gewesen, um zu wissen, dass es nicht jeder betroffenen Person so geht.

Es ist aber nur ein Teil von “Brainsex”, der offensichtlich so flexibel ist, wie für sich genommen die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung, alle gleichermassen vom Maskulinisierungsgrad bestimmter Hirnareale abhängig.

Wenn Kirsten nun meint, aber bislang nirgendwo wissenschaftlich seinen Niederschlag gefunden hat., dann irrt sie allerdings gewaltig. Ich hatte in meinem Beitrag Körperliche Ursachen der Transsexualität bereits unzählige wissenschaftliche Beiträge zum Thema veröffentlich, nur ist es da zu unübersichtlich geworden, denn ich komme mit dem katalogisieren gar nicht nach und bin dabei, eine Datenbank zum Thema aufzubauen. Das allerdings manche Betroffene sich mit Händen und Füssen gegen diese festgestellten Tatsachen wehren, ist kein Alleinstellungsmerkmal Kirstens. Die systematische Leugnung zeigt sich zum Beispiel auch hier: Zur Problematik medizinischer Studien. Ein Artikel der den aktuellen Forschungsstand einfach unter den Tisch kehrt und die Ergebnisse früherer Pionierstudien verniedlicht bzw. eine widerlegte These hervorkramt um deren Widerlegung als Beispielhaft zu bezeichnen.

Richtig gefährlich wird es dann, wenn es um die OP geht. Angeblich verstümmeln alle Ärzte in Europa uns nur mit der Penile Inversion

Nun, solange alle Ärzte in Europa nach der Penilen Inversionsmethode arbeiten bringt die Genitalangleichende Operation das falsche Gewebe, und damit auch die falschen Nervenenden an die falsche Stelle. Das Ergebnis ist sensitiv, es ist kosmetisch meist annehmbar und viele Frauen bereichten auch über ein positives Sexualleben. Genauso, wie die Frauen, die ihre Operation hatten, bevor ein Klitorisaufbau zum Standard gehörte.
Für Frauen mit einer stark ausgeprägten femininen Bodymap fühlt sich im Anschluss immer noch alles falsch an. Das Gehirn kann das ein Stück weit kompensieren aber es hat auch schon postoperative Frauen wegen der endgültigen Unabänderlichkeit in den Suizid getrieben. Einige noch lebende sprechen ganz klar von einer Verstümmelung.

Die Chonburi Flap (CF) Methode wurde entwickelt, um Vagina und Vulva wirklich zu rekonstruieren, nicht zu simulieren. Dieses Bild auf Wikipedia verdeutlicht die unterschiedlichen Entwicklungswege und wo das Gewebe landet. Nicht nur das, vieles, was bei der Penilen Inversion einfach “Weggeschmissen” wird, ergo Amputiert, im Volksmund auch Verstümmelung genannt, wird beim CF der richtigen Bestimmung zugeführt, dazu gehören Drüsenausgänge und Schwellkörper. Eine Vulva, die nach der CF Methode aufgebaut wurde, entspricht in allen wesentlichen Punkten einer, die keine Rekonstruktion nötig hatte.

Dank des hohen Drucks sind die Chirurgen Dr. Schaff und Dr. Seibold zunehmend bereit, den Chonburi Flap auzuführen. Für deutsche Kassenpatienten. Wieso das aufmerksam machen auf Heilungsmethoden “Gefährlich” ist, muss mir Kirsten dann doch mal erklären.

Diese Gruppe vertritt auch eine eigene Theorie zur Hormontherapie, die den normalen ärztlichen Verordnungen widerspricht. Gesundheitsgefahren sind hierdurch nicht ausgeschlossen!

Normale ärztliche Verordnungen liegen im Ermessen des Behandlers und fallen meist nach Behandler (nicht nach behandelter Person!) verschieden aus. Wer hat nun recht?
Behandler a) der Stets 100mg Androcur und Orale Estradioltabletten verschreibt
Behandler b) der Ausschliesslich auf orales Ethylestradiol setzt
Behandler c) der nach ausbleibenden Erfolgen einer Patientin Diane 35 verschreibt, da diese KEIN Androcur (CPA) enthält? (2mg CPA)

Tatsächlich sind Hormone im Skype-Chat im Gegensatz zum DGTi-Forum kein Tabuthema, und im Gegensatz zu den Behandlern für diese kein Randthema. Es wurde sich in einer Tiefe mit dem Thema auseinandergesetzt, die den meisten Endokrinologen die Schamesröte ins Gesicht treiben würde. Leider ist es aber meist Zornesröte, wenn sie bemerken, dass ein Patient besser informiert ist, als sie selbst.

Nach meinen Informationen geht übrigens besagte Kirsten ebenfalls nach dem herausgearbeiteten Ideal vor. Es ging also nur darum, zu schockieren.

Nun, keine der Personen, die ich kenne setzt auf Eigenmedikation ohne Ärztliche Überwachung. Geschweigedenn, dass das im Kuhstall empfohlen wird, wie Kirsten suggeriert.

Dennoch ist es besser, Betroffenen unkomplizierte Bezugsquellen wie www.goldpharma.com und die beste Vorgehensweise zu nennen, als dass diese sich z.B. die Modepille Diane 35 besorgen, die in mehrerer Hinsicht sehr gefährlich ist. Oder sich, wie ich, sich Jahrelang falsch mit Phytoprodukten, sogennannten Kräuterhormonen, falsch zu behandeln.

Der “Stall”, also der Skypechat, ist in seiner Eigenschaft als Chat in vielerlei Hinsicht das Gegenteil des DGTi Forums. Er ist nicht moderiert, es gibt keine Meinungs- oder Thementabus, und so fliegen unterschiedlichste Aussagen durch den virtuellen Raum. Nur wer mehrfachgegenüber anderen beleidigend wird, fliegt, und das waren, wenn ich korrekt gezählt habe, glaube ich zwei Rauswürfe mit späterer Wiederaufnahme.

Kirsten hat sich dafür entschieden, einige Teile, die sie offensichtlich ganz und gar nicht Verstanden hat, herauszugreiffen und daraus eine Warnung vor einem “Forum” mit einem Ideologischem Hintergrund zu konstruieren.

Im Gegensatz dazu arbeitet das DGTi-Forum mit mittlerweile mit Repression, Denunzation und Tabus. Schwer, sich vorzustellen, dass hier User echte Hilfe finden können. Während dort vor nicht allzulanger Zeit noch heftig aufgeschrien wurde, als andere Denunzierten, ist es nun selbst mittel der Wahl.

Fazit

Das DGTi-Forum hat sich mittlerweile dem Vorgehen des Vereins angenähert. Auch dort findet seit gut 20 Jahren (urprünglich Transidentitas) eine Anbiederung an bestehende Verhältnisse und die Behandler, die ich gerne mal als Misshandler bezeichne, statt und die Behandlung hat sich in den letzten 20 Jahren eindeutig nicht verbessert, sondern verschlechtert.

Der zitierte Beitrag von Kirsten macht deutlich, dass die DGTi nicht das geringste Problem mit der derzeitigen Psychopathologisierung hat, die sogar schon von Menschenrechtsorganisationen scharf kritisiert wurde. Die DGTi macht deutlich, dass sie sich gegen Innovationen in der Behandlung stellt. Die DGTi macht deutlich, dass sie Menschen sich lieber selbst umbringen lässt, als ihnen Hormoninformationen zukommen zu lassen.

Die DGTi macht deutlich, dass sie überflüssig wie ein Kropf ist.

Psychopathologisierung – von den Schwulen zu Transsexuellen zu Intersexuellen?

In der Diskussion über das absprechen der Weiblichkeit Tiwonge Chimbalangas durch LGBt und Menschenrechtsorganisationen im Blog Zwischengeschlecht.info ergab sich noch folgende fragende Feststllung durch Seelenlos, auf die ich etwas ausführlicher eingehen will und die ich deshalb damals nicht auf dem Blog kommentierte:

“dass du die vereinnahmungskaskade, unter der zwitter, aber auch transsexuelle leiden, anerkennst, freut mich. nachtrag: wie ich inzwischen sah, sprichst du das thema ja auch auf deinem blog (indirekt) an in bezug, dass die psychiater (m.e. nicht zu verwechseln mit psychologen/psychoanalytikern, deren kunden freiwillig bei ihnen sind und jederzeit gehen können), als sie die schwulen und lesben 1973 gezwungenermassen aus ihrer behandlungsfibel DSM und damit auch aus ihren praxen entlassen mussten, sich dafür einfach die transsexuellen krallten, was viele schwule auch heute noch wenig interessiert. dies hatte auch vincent guillot an der diskussion in zürich sinngemäss so gesagt: die befreiung der schwulen wurde mit der psychiatrisierung der transsexuellen erkauft, und die befreiung der transsexuellen wird mit der psychiatrisierung der intersexuellen erkauft werden (bei DSM-V werden ja zwitter klar verstärkt psychiatrisiert – die bauen schon vor)”

Und da liegt ein Fehler drin. Die DSM-V, wenn sie nach dem aktuellen Entwurf in diesem Bereich entsteht, leistet einen massiven Beitrag zur Entpsychopathologisierung in Bezug auf Intersexuelle.

Leider ist mir nur zu klar, wieso es überhaupt zu dem Gedanken kommt.

Doch dafür ist es Notwendig sich die Geschichte der Psychopathologiesierung vom Phänotyp abweichender Geschlechtlichkeit anzusehen.

Genitalangleichende (allerdings sehr rudimentäre) Operationen gab es schon vor 1973 aber noch wichtiger, auch schon vor John Moneys Behandlungsempfehlungen:

Claudia von zwitterforum.ath.cx schreibt:

Aufgrund der oft misslungenen Operationen jammerten Chirurgen: "It is easier to make hole than to build a pole". Der Psychologe Money lieferte die theoretische Rechtfertigung, immer "a hole" zu machen, wenn es technisch einfacher war. Dahinter versteckten und verstecken sich die Vielen, die kleine Kinder mit medizinisch unnötigen Operationen quälten. Vor Money sehr viel experimenteller als seit Money. Der bekannte Spruch, den Money aufgriff, war ein Ergebnis ihrer gescheiterten Experimente.

Moneys Whiteboardtheorie, nachdem alle nichtkörperlichen Aspekte von Geschlecht reine fragen psychologischer Entwicklung (psychosexuell) sind, hat die chirurgischen, verstümmelnden Herumbasteleien an den Organen intersexueller Kinder also nicht ausgelöst, sondern nachträglich gerechtfertigt. Auch die Chirurgen, die Genitalkorrekturen an Erwachsenen vornahmen, sehnten sich nach einer Rechtssicherheit, denn Kastrationen, die ja meist Bestandteil einer solchen sind, waren in den USA streng verboten.
Diese erhielten sie durch die Schaffung einer psychiatrischen Diagnose. Interessant ist an dieser Stelle auch zu erwähnen, das Agnes, eine transsexuelle Frau, die Hormone ihrer Mutter benutzte, sich bei ihrer Vorstellung bei den Ärzten, mit dem Ersuchen um eine Genitalkorrektur, als körperlich Intersexuell präsentierte und die Wahrheit erst erzählte, als mehrere, dem Thema eigentlich offen gegenüberstehende Spezialisten, Fachartikel über sie geschrieben hatten. Das sorgte für zukünftig grosses Misstrauen auf Seiten von Spezialisten.

Wie Milton Diamond in dem sehr lesenswerten Artikel Clinical implications of the organizational and activational effects of hormones (Seite 623 Hormons and Behavior 55 (2009)) beschreibt:

Suffice it to say, a theory that supported prenatal organization of
adult behavior had little sway among pediatricians, pediatric urologists
and others. The American physician's derived management philosophy
and belief in psychosexual neutrality at birth, spread throughout the
medical world and essentially held from the 1970s. As far as the general
public was concerned it also might be said that nurture was usually
given prominence over nature inpopular discourse of human sexual and
gendered behavior. And this belief, in the public world and in the
scientific world as well, held through the 1980s and into the late 1990s
despite evidence mounting to the contrary.
...
Since no environmental influences could be linked to
this transsexual phenomenon one might have thought itwould be taken
as particularly strong evidence for a theory of sexual development
incorporating some prenatal organization. This did not occur. Instead
transsexualismwas seen as amental problem(Gender Identity Disorder
or Gender Identity Dysphoria) and so recorded in the Diagnostic and
Statistical Manual of the American Psychiatric Association (DSM-IV-TR,
2000). Transsexuals were to be treated, not believed.

Unnötig zu sagen, eine Theorie die pränatale Organisation erwachsenen Verhaltens hatte wenig Einfluss unter Kinderärzten, Kinderurologen und anderen. Die Leitphilosophie und der Glaube der amerikanischen Ärzte an psychosexuelle Neutralität bei der Geburt verbreiteten sich über die Medizinische Welt und haben sich grundsätzlich seit den 70ern gehalten. Was die allgemeinere Bevölkerung anging, so ist hervorzuheben dass für Gewöhnlich Erziehung über Natur in populären Meinungen über Menschliches Sexual- und Geschlechtsverhalten gestellt wurde. Und dieser Glaube, sowohl in der öffentlichen als auch in der Wissenschaftlichen Welt, hielt sich durch die 80iger und bin in die späten 90iger trotz sich stapelnder Beweise für das Gegenteil.


Da keine Umwelteinflüsse mit diesem transsexuellen Phänomen verbunden werden konnten, hätte man meinen können, es wäre ein besonders starker Beweis für die Theorie einer Beteiligung pränataler Organisation der sexuellen Entwicklung. Das geschah nicht. Statt dessen wurde Transsexualismus als psychisches Problem gesehen (Geschlechtsidentitätsstörung oder Geschlechtsidentitätsdysphorie) und so in die DSM aufgenommen. Es musste ihnen eine Behandlung gewährt, aber nicht geglaubt werden..

Das bedeutet. Um die bestehenden Vorgehensweisen zu schützen, wurde die Transsexualität als psychische Störung konstruiert. Ist die Geschlechtsidentität eine Folge von vorliegen “richtiger” Geschlechtsorgane und Erziehung rechtfertigt dies die Vorgehensweise für Intersexuelle und gab nach Diagnose den Chirurgen bei eingewilligten Genitaloperationen eine Rechtssicherheit.

Nun kam es aber vor, dass Intersexuelle eine ursprüngliche Geschlechtszuweisung ablehnten. Um das ganze Konstrukt nicht auffliegen zu lassen, wurden diese in eine eigene Kategorie gepackt: Gender Identity Disorder not otherwise specified; Geschlechtsidentitätsstörung nicht anders Festgelegt…

In der Diagnose zu Transsexualtät muss eine intersexuelle Kondition ausgeschlossen werden. So ist und bleibt eine von den Wünschen der Umwelt abweichende Geschlechtsidentität denn immer eine psychische Störung.

Nachdem Geschlechtsidentität so stets auf der psychologischen Seite und Intersexualität der medizinischen Seite gehandelt wurden konnte man die Wirklichkeit der körperlichen Zusammenhänge lange verschleiern.

Und nun komme ich darauf zurück, warum viele intersexuelle Meinen, es gäbe eine Verschlechterung in der DSM V, denn im derzeitigen Entwurf gibt es keine zwei verschiedenen Diagnosen, sondern eine Intersexualität ist beim Vorliegen einer “Gender Incongruence” nur noch eine Randnotiz in der Diagnose.

Es ist die Vermischung mit den “verrückten” Transsexuellen, die viele Intersexuelle auf die Palme bringt, die bisherige, in den Folgen eher Problematische Diagnose ignorierend.

Ein schönes Beispiel für diese Denkweise findet sich auch in der Kommentarsektion von zwischengeschlecht.info zu einem anderen Artikel von User Einhorn:

Wer will als zwischengeschlechtliches Opfer schon in einem solchen kranken und diffamierenden Diskurs zwischen straffälligen Sexualverbrechern, Transen, die aus welchen hirnstrukturellen Defekten auch immer nach bestialischen Genitalverstümmelungen schreien, Suchtkranken und Psychiatriepatienten ans Licht der Öffentlichkeit treten?!


Gut, soweit wäre es ja erst mal alles wie gehabt. Worin liegt nun die Verbesserung?
Die bisherige Gender Identity Disorder oder Geschlechtsidentitätsstörung geht von einem eindeutigen Geschlecht, sowohl im Körperlichen Ursprung als auf in der Geschlechtsidentität aus. Die eigentliche Störung besteht ein Leben lang, da sie sich immer auf den körperlich festgelegten Ursprung bezieht. Übrigens nicht das “biologische” (dass es so nicht wirklich gibt), sondern das Hebammengeschlecht, dass ja bei Intersexuellen oft willkürlich festgelegt wird.

Gender Incongruence dagegen bezieht sich auf eine Diskrepanz zwischen Geschlechtsidentität und körperlichem Zustand, die Behoben ist, wenn sie nicht mehr besteht.

Es ist also anerkannt, dass eine zwischengeschlechtliche Person auch einen zwischengeschlechtlichen Körper haben kann. Es wird also nicht von einer Fehlentwicklung ausgegangen, wenn das Geschlecht nicht eindeutig ist.

Und das ist eine Revolution.

Besser wird es nur, wenn man das Thema, wie vielfach gefordert, endgültig den Psychopathologen aus der Hand nimmt.