Lisa Harney hat auf Ihrem Blog einmal mehr einen fantastischen Artikel geschrieben. Scheint eine Gewohnheit von ihr zu sein.
Diesmal geht es um einen Vorwurf, den sie aus der feministischen Ecke oft hört: Transsexuelle Frauen wären ja zum Mann erzogen worden und hätten bei der Erziehung maskulines Privileg erhalten.
Nun leben wir hier in einem anderen Kulturkreis und im deutschsprachigen Raum ist diese Haltung eher unbekannt, der Vorwurf ist aber letztlich ein Teilaspekt dessen, was man in Reaktion auf die Konfrontation (Eine Diskussion zu einem Artikel über transsexuelle Menschen oder ein allgemeines Gespräch zum Thema) doch immer wieder von Unbeteiligten zu Hören bekommt:
Ein Mann ist immer ein Mann.
Nun, interessanterweise wird dem kaum eine transexuelle Person wiedersprechen, nur eben mit dem Hinweis: Auch wenn er mit Uterus und Scheide geboren wurde.
Gemeint ist die ursprüngliche Nachricht jedoch anderst und genau da setzt Lisas Abhandlung letztlich an.
Die ganze Annahme, transsexuelle Frauen seien Männer (das umgekehrte, transsexuelle Männer seien Frauen, hört man interessanterweise nie), basiert ja zumindest zu einem grossen Teil auf dieser Idee (gut, manche führen auch die DNA oder das Vorhandensein eines Penises bei transsexuellen Frauen an aber das sind Themen, die ich vielleicht einmal einzeln ansprechen werde).
Hier ein Zitat:
As a trans girl, I didn’t socialize as a boy. I had boy socialization pushed on me, but that wasn’t what I experienced. We don’t have special antennas built into our bodies that only route messages appropriate to our bodies - we swim in a sea of socialization. I experienced socialization aimed at girls and women. I lived every day wanting my body to be female, and I saw myself as a girl, I identified with girls and women. That was my personal reality. I absorbed messages about how girls being attracted to girls was wrong, about how wanting to change sex was wrong, about how men are better than women, about what girls were supposed to be like, and what boys were supposed to be like.
Übersetzung: Als ein Trans-Mädchen sozialisierte ich mich nicht als Jungen. Ich hatte die Sozialisierung eines Jungen aufgezwungen bekommen, aber es war nicht das, was ich erfahren habe. Wir haben keine speziellen Antennen in unseren Körpern die nur die Nachrichten an das Gehirn weiterleiten, die zum Körper passen – wir schwimmen in einem Meer der Sozialisierung. Ich habe die Sozialisierung erfahren, die an Mädchen und Frauen gerichtet ist. Ich habe jeden Tag damit gelebt, dass ich für meine Körper wünschte, er möge weiblich sein. Ich habe mich als Mädchen gesehen. Ich habe mich anhand Mädchen und Frauen identifiziert. Das war meine persönliche Wirklichkeit. Ich habe die Nachrichten empfangen dass es falsch ist, wenn Frauen auf Frauen stehen, darüber wie falsch es ist, eine Geschlechtsumwandlung zu wollen, darüber dass Männer besser als Frauen sind, darüber wie Mädchen zu sein haben und darüber, wie Jungen zu sein haben.
Ein weiteres Zitat:
I was never a boy or a man. I passed as a boy until I transitioned. I passed as cissexual (but gay) until I transitioned. Any privilege I received for being seen as a cissexual male was passing privilege - privilege that was contingent upon me not transitioning, or even not being seen as too feminine to be really male.
Ich war nie ein Junge ode rein Mann. Ich hatte ein Passing als Junge bis ich transistierte. Ich hatte ein Passing als Cissexuell (aber Homosexuell) bis ich transistierte. Jedes Privileg dass ich dafür bekam, dass ich als cissexueller Mann gesehen wurde war das privileg zu passen. Ein Privelg das mir gegeben wurde weil ich nicht transistierte, nicht einmal als zu feminin gesehen wurde um wirklich Männlich zu sein.
Ausser der Homosexualität (ich bin zu meinem Leidwesen ja Heterosexuell und muss mich deshalb mit homophoben Männern herumschlagen) kann ich allem für mich nur bei Pflichten.
Für jeden der gut Englisch kann, empfehle ich den Artikel komplett zu lesen. Er berücksichtigt nicht zuletzt auch die Erlebnisse transsexueller Männer.
Was unterscheidet diejenigen, die uns angreifen, von uns selbst?
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*Der erste Schritt, damit Menschen gesellschaftlich gleichberechtig leben
können, ist der, sich selbst als echt anzuerkennen. Selbstbestimmtheit
heisst, ...
vor 4 Wochen