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Eine Bloggerin nach "Haarigen Tagen" schreibt über die Hintergründe und die Politik rund um Geschlecht - und ab und zu über haarige Tage.
Eine Freundin von mir, der ich das Konzept mit der Kopfstimme, wie es im amerikanischen mittlerweile recht verbreitet ist, anhand der Videos von CandyFLA (Suchbegriff auf Youtube “Transgender Voice”) ziemlich gut angenommen und klingt nicht mehr wirklich maskulin. Als sie das letzte mal vor einer Woche zu Besuch war hatte ich da fast schon ein schlechtes Gewissen. Ich bekomme es nämlich auch ganz gut hin, zwei Tage davor zum Beispiel ging es sehr gut, sogar als ich mit ihr telefonierte. Als sie zu Besuch war, hatte ich nur meine Notfall-“klassische Stimmtheapie” Stimme zur Verfügung. Allerdings habe ich die ganze vergangene Woche meine Kopfstimme zur Verfügung gehabt, und das Trotz einer Erkältung mit Halsschmerzen. Und auch als mich meine Mutter anrief. Wie meine Freundin am Freitag musste sie allerdings verunsichert Nachfragen, ob ich es bin.
Es ist wohl ein Teil der Transition, den man Bezahlen muss(*). Man verändert sich nach Aussen so stark, dass man häufig nicht wieder Erkannt wird. Wenn dann noch die FFS dazukommt? Ich muss dringend meinen Onkel und seine Frau besuchen, sonst fehlt denen ohne Übergang vielleicht jeder Bezug zwischen dem was sie von mir kannten und dem was ich bin.
In Bezug auf Passing ist das alles natürlich toll. In der Firma wissen manche Leute Aufgrund ihrer Funktion ja Bescheid, aber während ich unglaublich viel, wie soll ich es sagen Frau zu Frau Interaktion oder auch Mann zu Frau Interaktion in Bezug auf mich erkenne, fällt mir auf dass selbst die, die es Wissen, gar nicht ständig im Kopf haben. Allerdings hatte ich auch schon das Gefühl dass es inzwischen Rum ging, kann aber auch Paranoia sein. Ein Kollege sagte mal in dritter Rede er, genauso wie ein Kellner. Aber sonst ist nicht gerade so extrem viel passiert, was es vermuten lässt.
(*) Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde von transsexuellen Menschen nach Abschluss des Transitionsprozesses gefordert, ein völlig neues Leben in einer unbekannten Umgebung zu beginnen und alle alten Kontakte abzubrechen. Klar, um als das gelebte Geschlecht anerkannt zu werden sicher das beste, aber ich glaube ich muss niemandem Erzählen, was passiert, wenn man von Freunden und Famillie, selbst “alten Bekannten” auf einen Schlag getrennt wird?
Mit Zucker habe ich ja angefangen, über die Leute zu schreiben, die Tatsächlich derzeit das Bild von Transsexualität (und zum Teil Intersexualität) bestimmen. Es folgen mindestens noch J. Michael Bailey, Anne Lawrence, Ray Blanchard und Alice Dreger, sowie deren Wirkungsstätten, das CAMH und die Northwestern Universität, so wie die Behauptungen, mit denen sie Transsexuelle stigmatiesieren (übrigens Behauptungen, die in Europa kaum ein Wissenschaftler ernst nimmt, die aber dennoch die Internationalen Diagnoskriterien bestimmen) und einer detaillierten, belegten Auseinandersetzung zu diesen Behauptungen.
So bleibt mir nur, bis diese fertiggestellt sind, belangloses zu erzählen: Heute hatte ich ein Photoshooting :-) Nein, ich werde nicht zum Fotomodell, ich habe einen BMI deutlich über 30 und bin einige Jahre zu alt dafür. Aber um professionell verwertbare Bilder der Mitarbeiter (auch für Werbezwecke) zu haben, lässt das Unternehmen, bei dem ich Arbeite, jeweils professionelle Fotografien machen. In diesem Sinne lächle ich vielleicht tatsächlich demnächst von Werbeplakaten.
Es ist etwas schade, dass der Troll Keinzwitter nicht mehr mitspielt - blieb ich ihm doch die Antwort Schuldig, was ich mir denn unter weiblichen Privilegien verstehe. Er meinte die grössere Freiheit bei der Kleidung sei das einzige, das er sich vorstellen könne. Und was er nicht gesagt hat, was aber mit Sicherheit korrekt ist: Männliche schlagen Weibliche nach wie vor, was sich besonders im Gehaltsspiegel und beruflichen Chancen wiederspiegelt. Dennoch gibt es weibliche und ein ganz kleines hat mir heute besonderst geschmeichelt. Der Raumpfleger hielt mir nicht nur die Tür auf (das ist im Gegensatz zu Deutschland in der Schweiz sowieso Klassen- und Geschlechtsunspeziefisch üblich) sondern er öffnete sie auch für mich und schloss sie hinter mir. Und mein Dank hat wiederum ihn erfreut. Ich würde es auch als Privileg bezeichnen, von den Hahnenkämpfen verschont zu bleiben, allerdings machen das ja Männer ganz gerne, das gehört wohl zu den angeborenen Geschlechtszügen.
Nein, nein, keine Angst, weder mir noch einer meiner trans* Freunde ist etwas passiert. Kaputt war mein Auto, dass wegen des eher selten verbauten Transaxle Prinzips (Motor vorne, Getriebe hinten, dazwischen eine Welle, die man Transaxle nennt) diesen Spitznamen in Fachkreisen besitzt. Mein Auto spielte Känguru , was mit einem Heckgetriebenen Fahrzeug auf vereisten Strassen eine besonderere Freude ist. Und dennoch schaffte ich es bis vor die Haustüre der Freundin, mit der ich für den Abend ausgemacht hatte (*)
Aber die Hoffnung auf Heilung durch Kontakte putzen hatte nicht funktioniert und so verbrachte ich die Nacht bei der Freundin und rief gleich am nächten Tag beim Kundenzentrum in Bern an. Die hatten aber keinen Abschleppdienst - aber es gab mir ein Erfolgserlebnis, man verabschiedete eine Frau. Aber meine noch viel zu untrainierte Stimme genügte den nächsten beiden Dienstleisterinnen, ADAC (ein Erbe aus deutschen Zeiten) bzw TCS (für Deutsche- ist so in etwa das Gegenstück zu dem, was der ADAC in Deutschland ist) nicht mehr - wäre auch blöd gewesen - denn dort musste ich ja meine Personalien angeben. Wie in der Versicherung angegeben. So kam denn eine dreiviertel Stunde später jemand vom TCS angefahren und ich bin gleich runtergestürmt. Nur wurde ich erst gar nicht von dem TCS-Mechaniker wahr genommen. Der hielt ja nach einen Mann Ausschau, hatte er doch meinen alten Namen in seinen Unterlagen. Als ich ihm dann aber mit Zeichensprache (er sass im geschlossenen Auto bei der Kälte) zu verstehen gab, dass der Rote mein Auto ist, kam er leicht Grinsend heraus. Das Grinsen behielt er die ganze Zeit war aber die ganze Zeit Freundlich und es kam sogar zu ein wenig Smalltalk (also eher Lob hier für den Kundendienst). Der Wagen lief besser an als am Vortag und er meinte, dass sei der (überleg) Zusatzluftschieber, der Verschmutzt sei. Nach einem Kaffee mit meiner Freundin fuhr ich dann Richtung Arbeit (Basel) los merkte aber schnell, dass das Problem nicht wirklich gelöst ist. Jetzt weis ich so langsam warum bei alten BMWs die Hauben nach Vorne öffnen, da sieht man wenigstens beim Anlassen und Gas geben ob und was der Mech macht.
Da ich mir die Anfahrt zum lokalen Zentrum nicht aufgeschrieben hatte, beschloss ich mit dem dennoch fahrbaren Auto nach Lörrach zu fahren, wo ich mit dem Fahrzeug Stammkunde bin. Wer mich lieber geschüttelt als gerührt mag hätte seine Freude gehabt, ich hätte beinahe den Boden geküsst, nachdem ich ausgestiegen bin, entschied mich dann aber für eine Zigarette.
Nun kennt mich der Kundenbetreuer dort aber nur in der alten Rolle, und man sah es dem Mienenspiel an: "Wer ist die Frau? Kommt mir bekannt vor, aber ich kann sie nicht einorden?". Als wir dann um die Ecke zum Auto sind war davon nichts mehr zu merken, die Kombi kannte er - und druckte auch gleich den passenden Auftrag. Während ich diesen Unterschrieb bat ich ihn gleich doch den Vornamen schnell im System zu ändern. Auch das machte er gerne (der Service war überhaupt hervorragend und der Marke angemessen). Dennoch dauerte das ganze gute zwei Stunden. Lieber TCS, es war der Luftmengenmesser, nicht der Zusatzluftschieber. Da Lörrach in Deutschland liegt und ich ja in der Schweiz lebe und es da Regelungen mit der Mehrwertsteuer gibt, musste ich die Rechnung auch verzollen... Interessanterweise wollte dort niemand meinen Ausweis sehen und die Schweizer Seite nicht mal Geld von mir. Gutes Zeichen, gutes Passing :-)
Die vom Zoll abgestempelte Rechnung muss nun zurück an das Kundenzentrum, und was sah ich da: Herr [mein richtiger, weiblicher Name]
Das, mein lieber hochgelobter Kundendienst, gibt dann doch Abzüge in der B-Note ;-)
* ich bin schon zu lange in der Schweiz, um jetzt genau herauszufinden wo da der Helvetismus liegt, aber ich kann ihn spüren - ah, jetzt: "...mit der ich mich am Abend verabredet hatte" wäre es in Hochdeutsch)
Death of the West: Our Sexual Identity Crisis
Bad Hair Day seems to me to be the teacher/educator that I would consider violence to keep my children away from.