Montag, 31. Mai 2010

"Schwules Paar" freigesprochen

Dank des internationalen Drucks wurden Steven Monjeza und Tiwonge Chimbalanga begagnadigt. Das ist ersteinmal sehr erfreulich. Doch nicht nur spricht die Presse durchgängig weiterhin von dem schwulen Paar beziehungweise den Schwulen Männern und auch Queer.de ist keinen deut besser. Zwar hat man dort auf viele Beschwerden reagiert und den Artikel etwas angepasst und ergänzt, doch der hinzugefügte Text schlägt dem Fass den Boden aus:

Doch wie soll man korrekt berichten? Der britische Schwulenaktivist Peter Tatchell, der sich für die Freilassung des Paares eingesetzt hatte, gibt dazu einige Ratschläge: Er habe weder von den Anwälten und Kontakten Tiwonges eine Antwort erhalten, wie Tiwonge sich selbst identifiziert. "Es wäre falsch, Tiwonge als ´sie´ oder ´Transgender´ zu bezeichnen, ohne entsprechende Anweisung oder Erlaubnis von Tiwonge selbst"

Als ob die bekannten Fakten nicht ausreichen. Ich zitiere noch einmal die New York Times (diesmal nur die Übersetzung):

Jean Kamphale, Mr.(!) Chimbalanga’s Chef in der Blantyre Lodge bezeugte, dass sie "Tante Tiwo" als Frau akzeptierte und sie ihr Koch- und Putzaufgaben gab, Nachdem der Artikel in "The Nation" erschien, liess sie ihre ihre Angestellte sich entkleiden und liess sich nicht darin stoppen bis sie nackt von der Taille an hinunter war. "Das war es, als die Katze aus dem Sack gelassen wurde."
...
Er(!) erklärte später "Ich habe männliche Genitalien, aber innendrinn bin ich eine vollständige Frau. Möglicherweise kann ich kein Kind gebähren, aber ich menstruiere jeden Monat - oder die meisten Monate - und ich kann jede Haushaltsaufgabe erledigen, die eine Frau kann"


Mal ganz abgesehen davon, das Tiwonge ein Frauenname ist. An anderer Stelle meinte sogar jemand, die Identifikation als Frau sei eine reine Schutzbehauptung gewesen.

Samstag, 22. Mai 2010

Verstoss gegen die Menschenrechte versteckt im Kampf um Menschenrechte

Zur Zeit geht es durch die ganze Presse, in Malawi ist ein Paar wegen ihrer Verlobung zu 14 Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Sehr schlimm und es ist nur als positiv zu betrachten, dass die internationale Presse und Menschenrechtsorganisationen darauf hinweisen.
Im Gegensatz zur Presse haben sich die Menschenrechtsorganisationen allerdings für Gewöhnlich den Yogyakarta-Prinzipien verschrieben. Und verstossen im selben Atemzug selbst dagegen.
Denn sie bezeichnen die beiden als homosexuelles Pärchen und ignorieren damit die Selbstbestimmung einer der Betroffenen, die entweder Trans- oder Intersexuell ist. Indem sie sich über die 14 jährige Zwangsarbeit für ein _homosexuelles_ Paar beschweren, erklären sie das Geschlecht der Betroffenen für ungültig, sie zum Mann.

aus der New York Times
Jean Kamphale, Mr. Chimbalanga’s boss at a Blantyre lodge, testified that she accepted “Auntie Tiwo” as a woman and assigned her cooking and cleaning chores. But after the article in The Nation appeared, she made her employee disrobe and refused to let him stop until he was naked from the waist down and “that’s where the cat was let out of the bag."
...
He explained later: “I have male genitals, but inside I am a complete woman. Maybe I cannot give birth to a child, but I menstruate every month — or most months — and I can do any household chores a woman can do.”


Jean Kamphale, Mr.(!) Chimbalanga’s Chef in der Blantyre Lodge bezeugte, dass sie "Tante Tiwo" als Frau akzeptierte und sie ihr Koch- und Putzaufgaben gab, Nachdem der Artikel in "The Nation" erschien, liess sie ihre ihre Angestellte sich entkleiden und liess sich nicht darin stoppen bis sie nackt von der Taille an hinunter war. "Das war es, als die Katze aus dem Sack gelassen wurde."
...
Er(!) erklärte später "Ich habe männliche Genitalien, aber innendrinn bin ich eine vollständige Frau. Möglicherweise kann ich kein Kind gebähren, aber ich menstruiere jeden Monat - oder die meisten Monate - und ich kann jede Haushaltsaufgabe erledigen, die eine Frau kann"

Auch Dominic Johnson machte es offensichtlich nicht weiter Stutzig, als er in der FAZ schrieb:

Dass Chimbalanga angab, er (!) sei eigentlich eine Frau, und Tiwonge sich auf Trunkenheit während der Verlobungsfeier berief, ließ die beiden eher noch sündhafter aussehen.

Kleiner Nachtrag, leider nur auf Englisch:

Freitag, 14. Mai 2010

Psychosoziale Entwicklungsstörung?

In einem LGBT-Forum hatte ich kürzlich eine Diskussion darum, ob nun Homosexualität in der Psychoanalyse immer noch als psychosoziale Entwicklungsstörung gesehen wird.

Tatsache ist, dass 1973 nach massiven Protesten Homosexualität (als solche) als psychische Störung aus dem Diagnostischen Manual der Psychologenvereinigung APA (DSM) entfernt wurde.

Das ist aber für sich genommen nur eine Frage der Klassifizierung, nicht aber des Grundsätzlichen Modells der Psychoanalyse, die eine sogenannte psychosexuelle Entwicklung mit verschiedenen Stufen der Entwicklung, die auch durch äussere Einflüsse gestört werden können, stattfindet und die Sexualität eines Menschen fixiert. Es ist nicht eine von vielen Theorien der Psychoanalyse, es ist deren Grundlage. Für die Psychoanalyse entstehen "normabweichende" sexuelle Ausrichtungen und "Geschlechtsidentitäten" durch störungen in einem normalen Entwicklungsablauf.

Die Person, mit der ich Diskutiert habe, meint nun, sämtliche Psychoanalytiker und sämtliche Fachbücher/-artikel die sie gelesen hat, würden Homosexualität nicht als solche Betrachten - und erklärt meine Aussage, die Psychoanalyse sehe Homosexualität auch heute noch als Ergebnis einer psychosozialen Entwicklungsstörung, damit zur Lüge, oder sagen wir mal höflicher "Überreaktion".

Nun habe auch ich eine Menge Fachmaterial gelesen und bin zu eben diesem Ergebnis gekommen. Die interessante Frage ist also - wieso kommen wir da zu so unterschiedlichen Schlüssen?

Ich denke das liegt an der Ausgangssituation. Ich lese natürlich vor allem Material, dass sich um Transsexualität und Transgender Themen bewegt, während ihr Kontakt mit der Zunft wahrscheinlich wenig von diesem Thema geprägt war.

Und in mir keimt der Verdacht auf, dass sich die Analytiker, die zuvor mit Freude Homosexualität pathologisiert haben sich nach dem Maulkorb auf das Thema TS/TG gestürzt haben.

International sind das z.B. Leute wie Kenneth Zucker (Verbindungen zu NARTH), Ray Blanchard oder J. Michael Bailey.
Im deutschsprachigen Raum ist es vor allem der Kreis in und um die Deutsche Gesellschaft für Sexualforschung mit Leuten wie Volkmar Sigusch (im Unruhestand), Friedemann Pfäfflin oder Sophinette Becker.

In deren Texten wird Homosexualtität und Transsexualität dann gerne vermischt, indem zumindest ein Teil der Transsexuellen als homosexuell Motiviert (nicht durch unterdrückte Homosexualität) bezeichnet wird. Ganz plump und kurz gefasst sei die Motivation dieses Teils der Transsexuellen durch den Wunsch geprägt, mit hetereosexuellen Männern zu schlafen.

In der Begründung wird dann eben über psychosexuelle Entwicklung gesprochen und dass die Fehlentwicklung, die zu Homosexualität führt unter ein paar Bedinungen auch in die Transsexualität führt (gewissermassen zwei mal falsch abgebogen).

Aus den Augen, aus dem Sinn



Die (Unter-)Diskussion in jenem Thread begann damit, dass jemand meinte, Psychoanalyse wäre eh nicht als Wissenschaft anerkannt und hätte für die Praxis keine Relevanz. Auch wenn das für den Blick Homosexueller ein Stück weit zutreffen mag, sieht es für Transsexuelle ganz anders aus.

Diese "Forscher" arbeiten als Gutachter, Therapeuten, schaffen Behandlungsstandards für Transsexualität (deutsche "Standards of Care") und nehmen Einfluss auf die Gesetzgebung.

Wenn man so wenig über das Thema Homosexualität aus dieser Richtung hört, dann auch deshalb, weil es für Behandlungen keine Relevanz hat, was ja auch so sein sollte. Aber ich denke vernachlässigen sollte man es keine Sekunde - auch nicht aus dieser Perspektive. Das fängt mit "Gender Identity Disorder in Childhood" an, dass hauptsächlich homosexuelle Kinder in reparative Therapien drängt (von denen viele Homosexuelle gar nichts wissen) und wird bei jedem Versuch wichtig, die rechtliche Lage sexueller Minderheiten zu verbessern. Zum Beispiel beim Thema Adoption.