Samstag, 3. Januar 2009

Definitionen

In der Diskussion zu Intergender kamen von durch Seelenlos und später von KeinZwitter eine Menge Fragen auf zum Thema Definitionen. Und dieses Thema ist heikel. Ich will einmal auf einige mögliche Definitionen, sowohl von Intersexualität als auch Transsexualität hinweisen.

Zuerst Intersexualität:

Für seelenlos und Nella sieht die Definition, wobei sie die Begriffe Zwitter, Hermaphroditen und Intersexalität alle in einem Schritt definieren.

Zwitter sind Menschen deren Sexualorgane eine Uneindeutigkeit aufweisen (seelenlos darf mich Ruhig korrigieren, wenn ich es jetzt zu sehr vereinfacht habe).

Das ist, so wie ich das Blog und seelenlos Kommentare hier verstehe eine klare Eingrenzung auf alle Personen, die entweder in der Gefahr stehen, Zwangsoperiert zu werden oder der Personen, denen dieses Schicksal wiederfahren ist.

Im Grunde ist es die Definition einer Gruppe, die von schweren Menschenrechtsverbrechen betroffen ist, und macht damit politisch durchaus Sinn, Kritisch wird es für mich erst dort, wo alle anderen Definitionen ignoriert werden und, was nicht selten vor kommt - Menschen die das Wort Intersexualität aufgrund anderer Definitionen dieses Begriffs in den Mund nehmen, aufs schwerste angegriffen werden.

Eine andere Sichtweise hat die oii

Auf der Seite: OII’s policy concerning intersex, medical diagnoses and health information.

OII considers intersex to be anyone who is born with a body that is not considered typical according to the norms in effect for standard male or female.

OII versteht unter Intersexualität jede Person, die mit einem Körper geboren wurde der nicht Typisch anhand der Normen in Hinsicht des Standarts Männlich oder Weiblich ist.

Und führt unter Ten Misconceptions about Intersexuality unter Punkt 7 auf:

7. Transsexualism is not an intersex condition. (False)

We don’t know. The definition for Transsexualism can lead one to think so because it is so intricately bound to the diagnosis of Gender Dysphoria that one is left with the impression that it is a mental disorder. The fact that many infants born intersexed reject their sex assigned at birth would cause a reasonable person to wonder if in fact all cases of Transsexualism are simply a mental phenomenon. Is the intersexed person merely delusional about their true sex? Should they just try harder and get over the “Gender Dysphoria?” I find it more likely that the medical personnel are the ones that are delusional in thinking that they can determine what sex an intersexed infant is without asking first. The International Intersex Organisation accepts all persons born with an intersex condition as having a right to speak for ourselves and this includes those who were assigned the wrong sex. To view us through the lens of Gender Dysphoria simply silences us once again, making our problem a mental one and not a societal one. The delusion and mental pathology are in the society at large which feels the need to determine one’s true sex based on genitals and to stigmatize individuals who do not fit into neatly packaged gender stereotypes.

7. Transsexualität ist kein Intersexueller Zustand (Falsch).

Wir wissen es nicht. Die Definition für Intersexualität kann jemand dazu führen so zu Denken das es so Eng an die Diagnose "Geschlechts Disphorie" gebunden ist dass man mit dem Eindruck hinterlassen wird, dass es sich um eine Geisteskrankheit handelt. Die Tatsache, dass so viele Kinder die Intersexuell geboren wurde das Gechlecht zurückweisen, dass ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde eine vernünftige Person dazu bringen sich zu fragen ob in der Tat alle Fälle von Transsexualität einfach ein psychisches Phänomen ist. Ist die intersexuelle Person im Wahn über ihr echtes Geschlecht? Sollten sie es einfach stärker versuchen und die "Geschlechts Disphorie" überwinden? Ich finde es wahrscheinlicher dass das Medizinische Personal einem Wahn unterliegen wenn sie glauben sie könnten das Geschecht eines intersexuellen Kindes festlegen ohne es vorher zu fragen. Die Internationale Intersex Organisation akzeptiert alle Personen die mit einer Intersexuellen Kondition geboren als Berechtigt für uns zu sprechen und das beinhaltet die, denen das falsche Geschlecht zugewiesen wurde. Und durch den Fokus der "Geschlechts Disphorie" raubt uns wieder einmal die Stimme, indem sie unser Problem zu einem Psychischen macht und nicht zu einem Sozialen. Der Wahn der psychischen Pathologisierung sind in der Gesellschaft als ganzes (zu finden) die das Bedürfnis verspüren, das wahre Geschlecht einer Person an Genitalien fest zu machen und Individuen zu stigmatisieren, die nicht in ein gefasste Geschlechtsstereotypen passen.

Dann gibt es die Diagnostischen Werkzeuge (DSM IV TR, ICD 10), die klare Intersexuelle Konditionen festlegen - darunter einige, die auch nicht ins Bild der Definition von Nella und Seelenlos passen wollen.

Hier wird klar von Transsexualität abgegrenzt, die von den Mediziniern wie bereits im oii Artikel angesprochen immer noch als eine Psychische Kondition diagnostiziert wird.

Die nächste Definition stammt aus der Biologie. Und da man sich dort mittlerweile mehr als sicher ist, dass Transsexualität eine pränatale Entwicklung des Gehirns zu einer anderen Geschlechtsidentität führt, als der Rest des Körpers aufweist, wird es zu den Intersexuellen Konditionen gezählt.

Was ist nun Transsexualität?

Die einfachste Definition ist: Eine eindeutige Geschlechtsidentität, die nicht dem Genotypischen (XX, XY) Geschlecht und vor medizinschen Massnahmen auch nicht dem Phänotypischen Geschlecht (dem äusserlich erkennbaren Geschlecht) entspricht.

Und auch hier gibt es von dieser Basis aus eine Menge unterschiedlicher Definitionen.

Geht es nach Blanchard, Baily und Lawrence(*), und der ganzen CAMH Belegschaft, so gibt es zwei Arten von Transsexualität:

1. Als äusserste Form der Homosexualität (bei transsexuellen Frauen, die auf Männer stehen)

2. Autogynephile (auch "nicht homosexuelle Transsexuelle")
Welches impliziert, dass die Betroffene (es geht immer nur um transsexuelle Frauen) nur von der Phantasie von sich selbst als Frau sexuell stimuliert werden.

BBL Ignoriert Transmänner komplett.

Wendet man sich an die Europäische Medizinerkaste, so herrscht hier die Idee einer psychischen Entwicklungsstörung vor, dessen Ursache sich aber einfach nicht finden lassen will. Hier hat fast jeder Mediziner seine eigene Liebllingstheorie, die sich aber allesamt statistisch wiederlegen lassen. Solche Ideen stützen sich nach wie vor auf die wiederlegten Theorien von John Money, nach denen die Geschlechtsidentität in den ersten 3 Lebensjahren entwickelt.

Und natürlich gibt es die noch junge Sicht der Biologie, die Feststellt, dass das Gehirn tatsächlich dem Gefühlte Gescheschlecht entspricht.

Eine ganz üble Kombination aus allem bieten die Anhänger des Harry Benjamin Syndroms. Für sie steht fest, dass es "wahre" Transsexuelle gibt, für welche die Biologische Ursache zutrifft, und "sekundäre" Transsexuelle, die dann als Autogynephile abgestempelt werden.

(*) Dr. Anne Lawrence ist laut eigenen Aussagen selbst Autogynephil und interpoliert ihre eigenen Erfahrungen auf Transsexuelle, womit sie sich sie bei den frühen Vertretern der These, Hauptsächlich Green und Blanchard, äusserst beliebt gemacht hat.

Es ist im Grossen und Ganzen also kein Wunder, wenn bei so vielen unterschiedlichen Definition und Abgrenzungen die Emotionen gerne mal hoch kochen.

Aus meiner eigenen Erfahrung macht für mich nur das Biologische Modell aus vielerlei Gründen Sinn, da es z.B. das einzige ist, dass für mich die Dissonanz zwischen Körperbild und realem Körper erklärt (ein selten genanntes Phänomen, das ich aber im persönlichen Gespräch mit anderen Transsexuellen immer wieder höre) und auch Transgender wie zum Beispiel Non Ops die zwar z.B. ein weibliches Körperbild in Bezug auf die sekundären Geschlechtsmerkmale haben aber für die das primäre Geschlechtsorgan ebenso ein Teil ihres Körperbildes ist, oder andere, deren Identität eindeutig einem Geschlecht angehört, aber der Körper gar kein Problem dar stellt.
Es kann auch als einziges Erklären warum ich von Klein auf einen weiblichen Habitus habe, den ich allerdings lange Jahre mit gespieltem Männlichem verhalten übersteuerte und Unterdrückte.

Die BBL Logik ist einfach völlig ab vom Schuss und ist nicht vereinbar mit den Erfahrungen so ziemlich jeder transsexuellen Person, die ich kenne.

Wie stehe ich nun zu meiner Aussage, Transsexualität ist eine Unterart von Intersexualität?

Das ist einfach, denn für mich ist es streng die biologische Definition. Das ich hier im Blog aber ansonsten versuche, so sauber wie möglich zwischen Intersexualität und Transsexualität zu trennen liegt durchaus daran, dass ich anerkenne, dass Intersexuelle nach ICD 10 oder DSM IV TR (mit der Definition von Nella und Seelenlos kann ich nicht viel mehr Anfangen, als sie zur Kenntnis zu nehmen) mit anderen primären Problemen zu kämpfen haben, Problemen auf die aufs schärfste hingewiesen werden muss.

Dennoch stört es mich gewaltig, wenn Aussagen wie meine als Vereinnahmung von Zwittern verstanden wird. Wenn so etwas kommt, ist es ein ganz klarer Elitarismus, der zur Abgrenzung dann doch lieber wieder Money und Janice Raymond (the Transsexual Empire) zitiert geht oder einfach gleich ein Satz wie folgender über Transsexuelle kommen:
(Zitat von Fürsorgliche Belagerung)
Leuten, die die leidvolle Erfahrung machen müssen, dass ihre Einbildungskraft ihnen die Zugehörigkeit zu einem anderen Körper aufgibt als den, den sie besitzen.

Also man deklariert Transsexuelle lieber gleich wieder als Geisteskranke (Behaviorismus, Einbildung), nur um ja keine Gemeinsamkeit zugeben zu müssen. Und wenn man sich dafür mit dem Feind verbinden muss.