Bei der Recherche zu meinem Artikel Out and Proud? fand ich diesen Ausschnitt in einem der Berichte über Coco:
„Cocos Schicksal ist exemplarisch für Transsexuelle. Eine Studie an der Universität Basel, Abteilung klinische Psychologie, zeigt auf, dass Transsexuelle auch nach dem operativen Eingriff in ihrem neuen Körper kaum neues Glück finden. Sie bleiben Heimatlose in einem Leben, das einer heiklen Gratwanderung gleicht. Die Selbstmordrate liegt denn auch bei enormen 80 Prozent.”
Das wiederspricht nun wirklich allem, was ich die Vergangen 11 Jahre über Transsexualität und Ergebnissen heraus gefunden habe. Da die Uni Basel als Quelle der zitierten Studie genannt wird, war davon auszugehen, dass Udo Rauchfleisch damals der Leiter der selben war. Deshalb sandte ich eine Anfrage an Herrn Rauchfleisch, die mir bis heute nicht beantwortet wurde (Nachtrag; Am 10.10. 2008 traf die Antwort ein).
Und hier ist, von Herrn Rauchfleich erlaubt, die Antwort:
Herr Rauchfleisch hat noch am selben Tag geantwortet und ich darf seine Antwort zietieren:
Sehr geehrte Frau XXX,
nach meiner über 35jährigen Erfahrung mit der Begutachtung und therapeutischen Begleitung von transsexuellen Menschen ist Coco keineswegs "exemplarisch für Transsexuelle". Zum einen gibt es nicht "die transsexuelle Persönlichkeit", sondern es sind Menschen mit den verschiedensten Lebensgeschichten und Persönlichkeitsausformungen (wie auch sonst in der Bevölkerung). Zu anderen stimmt die Angabe von einer Selbstmordrate von 80% nicht. Der Weg transsexueller Frauen und Männer ist zwar schwierig, aber keineswegs eine Gratwanderung, sondern bei entsprechender Begleitung ein Weg der Selbstfindung. Ich habe diese Fragen ausführlich in meinem Buch "Transsexualität - Transidentität" (2006) behandelt. Mit freundlichen Grüssen, Udo Rauchfleisch
Der Link auf das Buch ist von mir hin zu gefügt
Früher geschrieben:
Nun fand ich heute zufällig einen Interview-Ausschnitt, der ähnliches Behauptet:
http://www.transx.ch/facts/2001/01/10.htm
Ernüchternde Studie: Transsexuelle werden selten glücklich
Udo Rauchfleisch befasst sich seit 30 Jahren mit Transsexualität. Der Professor für klinische Psychologie an der Uni Basel hat 17 Personen Jahre nach ihrer Operation befragt. Mit ernüchterndem Ergebnis.
Herr Rauchfleisch, zu welchem Schluss kamen Sie in Ihrer Untersuchung?
Jahre nach der Geschlechtsumwandlung hat sich für fast alle Patienten die Situation ziemlich verschlechtert. Viele beziehen Renten oder Fürsorgeleistungen.
Das steht im Widerspruch zu Aussagen von Transsexuellen, die nach ihrem Coming-out sagen, sie seien nun glücklich.
Die ersten ein bis zwei Jahre fühlen sich viele wirklich glücklich. Das hängt aber damit zusammen, dass sie sich mit aller Energie an die Hoffnung klammern, es würde nun alles besser werden.
Wenn dieser Zustand nur vorübergehend ist, warum werden dann heute noch solche Umwandlungen gemacht?
Es ist die Hoffnung, dass man damit das Leben für Personen, die sich in ihrem Geschlecht nicht heimisch fühlen, etwas erträglicher machen kann.
Das gelingt offenbar kaum.
Selten. Es kann nur funktionieren, wenn die Leute in einem stabilen sozialen Umfeld eingebettet sind und sich in einer stabilen beruflichen Situation befinden.
Werden sie dann glücklich?
Nein, aber vielleicht weniger unglücklich. Meine Erfahrung ist, dass Transsexuelle nie wirklich in sich heimisch werden.
Warum soll dann die Krankenkasse die Kosten für solche Eingriffe zahlen?
Kosten und Nutzen sind schwer abzuschätzen. Man weiss ja auch nicht, wie teuer Behandlung und Betreuung von solchen Menschen wäre, wenn sie nicht operiert würden. Ausserdem zählt auch die Verbesserung ihrer Lebensqualität.
Interview: René Donzé
Natürlich wieder mit Herrn Rauchfleisch. Herr Rauchfleisch hat die Behandlungsinfrastruktur für Transsexuelle in der Schweiz aufgebaut. Wenn die Zahlen und Meinungen stimmen, bezieht er sich primär auf Patienten und Patientinnen, die er selbst behandelt hat. Da diese Ideen durch keine andere Studie ausserhalb der Schweiz auch nur annähernd bestätigt wird und im Gegenteil die negativste Rate an Bedauern bei etwa 30% lag (in Hinsicht Einkommensverlust, Verlust von Freunden und Familie, aber nicht in Bezug auf die Behandlung an sich) und die Rückkehrerrate im schlimmsten genannten Fall bei 1.5% festgelegt ist (und die Rückkehr in die alte Rolle ist ja ein sinnvollerer Schritt als Selbstmord) muss das ein direktes Ergebnis von Rauchfleischs eigener Behandlung sein.
Das soll sich nochmal jemand Wundern, warum ich der Medizinerkaste keinen Jota weit traue.
Was unterscheidet diejenigen, die uns angreifen, von uns selbst?
-
*Der erste Schritt, damit Menschen gesellschaftlich gleichberechtig leben
können, ist der, sich selbst als echt anzuerkennen. Selbstbestimmtheit
heisst, ...
vor 4 Wochen
7 Kommentare:
Man sollte immer und überall eine gesunde Menge an Skepsis haben...
Allerdings fühlt man sich doch oft hilflos, wenn die Skepsis zwar sagt, dass etwas nicht stimmt, man aber keinen anderen Weg sieht, der auch in Frage käme.
Hoffen wir, dass eines Tages nicht mehr soviel Unsinn verbreitet wird.
There is a very well written artical in the Atlantic Monthly,
http://www.theatlantic.com/doc/200811/transgender-children
You need to read it.
Thank you, Anonym.
I read it already.
Unfortunatly, the praxis of giving hormonblockers to children is not done in switzerland. I hope we can change it. While "we" is a small group, the experts in switzerland are alsou and some are under attac, because of abusive behaviour I expierienced myself.
Anonym hat gesagt:
Es gibt einen gut geschriebenen Artikel bei Atlantic Montlhy:
http://www.theatlantic.com/doc/200811/transgender-children
Du solltest ihn lesen.
Ich habe ihn gelesen. Unglücklichweise ist die Praxis, preäpurtäeren Transsexuellen Hormonblockern zu geben, in der Schweiz unbekannt Ich hoffe wir können es ändern. Während "wir" eine kleine Gruppe sind, gibt es nicht viele Spezialisten in der Schweiz von denen einige wegen ihrer Missbrauchenden Behandlung angegriffen werden - welche ich selbst erlebt habe.
Was ich interessant finde: In dem Artikel über Coco wird auf eine Studie der Universität Basel (wo Herr Rauchfleisch sich ja als Prof. versucht) hingewiesen, die aber niemand zu kennen glaubt/behauptet. Gibt es diese Studie nun? Und wenn ja: Was steht drin? Gibt es überhaupt irgendwelche Studien über die Selbstmordrate transsexueller Menschen?
Ich könnte mir vorstellen, dass die Selbstrmordrate bei 18% liegt, was sich so ähnlich anhört, wie 80% - und es somit ein "mündlicher Überlieferungsfehler" war.. aber.. wenn es keine Studie gibt (?) woher dann die obige Zahl? Gibt es nun diese Studie? Und warum weiß die Antwort darauf auch Herr Rauchfleisch nicht, der große "Spezialist" der Uni Basel?
Danke, das du es so fragst, ich werde es weiterleten. Aber Rauchfleisch arbeitet nicht mehr als "Gatekeeper". er hat sich von der Uni Basel distanziert.
Und es ist etwas schwierig für mich, weil ich mich mir dem Zürcher Gatekeeper Dr. Geht (übrigens ein Deutscher) hoffnungslos zerstritten habe.
Das System zur Behandlung von TS, das Rauchfleisch einst im positiven Sinn für uns eingeführt hat, krankt hoffnungslos an Koservativität. Und auch sein in seinem Buch lügt er, Bewusst oder unbewusst, die Massen an, wenn er sagt, dass sich die Behandlung in der Schweiz nach internationalen Richtlininen hält.
Ich kann also nicht garantieren, das ich mit meiner offen kritischen Meinung auch eine ehrliche Antowrt bekomme.
Rauchfleisch hat sehr schnell geanwtortet, viel schneller als ich es Posten konnte:
"Guten Tag, ich habe nie eine studie zur selbstmordrate gemacht. gruss, u. rauchfleisch"
Falls es dich jetzt auch nicht Befriedigt, immer noch nicht zu wissen, ob es eine solche Studie gab, diese Rückfrage habe ich gestellt. Und auch klar gestellt, dass das kein persönlicher Angriff sein sollte (Der Ton klang etwas beleidigt).
muss in einigen punkten zustimmen. selten wird man wirklich glücklich. ich bin ja selber TS. aber wenn man sich aufgibt, weiß man doch nicht, was die zukunft bringt.
btw. ich veröffentliche endlich mein ts-tagebuch hier im blog. falls du interessiert bist, lies es einfach :)
würde mich sehr freuen und ich hoffe, das es leuten wie mir hilft.
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