Dienstag, 30. September 2008

John Money

John Money ist ein bekannter Sexualforscher, der, ganz in der „Penisneid“-Tradition Freuds, die Theorie vertrat, dass die Geschlechtsidentität in den ersten drei Lebensjahren geprägt wird und nicht angeboren ist. Er traf damit nicht nur den Nerv des beginnenden Feminismus, dessen Anhängerinnen seine Theorien begeistert aufnahmen, sondern forschte auch zu dem Thema. Da die Ergebnisse aber nicht so recht passen wollten bediente er sich der Beweisfälschung, die durch Milton Diamond, einem Journalisten aufgeklärt wurde. Sein bekanntestes direktes Opfer ist David Raimer, der seinen Penis bei einer Missglückten Beschneidung verlor und von Money kurzerhand zum körperliche Mädchen umoperiert wurde. Raimer war für ein ein ganz besonderes Versuchsobjekt, da dieser einen eineiigen Zwilling hatte. Entgegen seinen Forschungsberichtem entwickelte sich David aber absolut nicht zum Mädchen und verweigerte typisch feminine Kleidung und Spielzeug.

Money ist direkt Verantwortlich für die Zwangsgeschlechtsanpassungen an intersexuellen Kindern – und der Stigmatisierung Transsexueller als psychisch Gestörte.


Für seine auf Fälschungen basierende Arbeit erhielt er noch 2002 (längst entlarvt) die Magnus-Hirschfeld-Medallie der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung.


http://de.wikipedia.org/wiki/John_Money

Obwohl Moneys Theorien nicht bewiesen, sondern im Gegenteil durch die Realität wiederlegt wurden, werden weiterhin aufgrund seiner Theorien Kinder verstümmelt - in einem Krankenhaus in deiner Nähe.

Montag, 29. September 2008

Machisme

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich einen alten Porsche fahre und mir dies auch nicht nehmen lasse. Kürzlich war ich bei meiner Mutter zu Besuch bis sie eine alte Freundin sie zum Essen abholte. So kam es dass wir zeitgleich zu unseren Autos gingen.
Später fragte ich meine Mutter, was ihre alte Freundin denn so über mich geäussert hat: „Ich sei noch viel zu männlich – so wie ich mit dem Porsche los gefahren sei.“

Bitte? Hängt die Frau so an Rollenklischees, dass sie mir dank Sportwagen die Weiblichkeit abspricht?

Also habe ich noch einmal nachgedacht, was wirklich passiert ist und sie da, ich kam darauf:
Als ich rückwärts vom Parkplatz fuhr, würgte ich den Motor ab. Als ich ihn dann neu startete, musste ich ein wenig mit dem Gas spielen, bis der Motor wieder halbwegs rund lief.

Sie hat etwas ganz anderes gesehen: Eine Person, die mit dem Sportwagen vom Hof fährt und dann zum Angeben noch mal mächtig mit dem Gas spielt – typisch Macho eben.

Karrierefragen

Eine interessante Studie, über die in der New York Times geschrieben wurde, berichtet über die Karriereauswirkungen des sozialen Umstiegs: Interessantes Ergebnis: transsexuelle Frauen verlieren an Einkommen, transexuelle Männer gewinnen an Einkommen – und Reputation:

Zitat:
Ben Barres, a female-to-male transgender neuroscientist at Stanford, found that his work was more highly valued after his gender transition. “Ben Barres gave a great seminar today,” a colleague of his reportedly said, “but then his work is much better than his sister’s.”

Dr. Barres, of course, doesn’t have a sister in academia.”

Übersetzung:
Ben Barres, ein “Frau zu Mann”- transgender Neurowissenschaftler von Standford, fand heraus, das seine Arbeit nach seiner Tranisition weitaus besser gewertet wurde. „Ben Barres hat heute ein grossartiges Seminar gehalten“ sage einer seiner Kollegen dokumentiert, „aber seine Arbeit ist auch viel besser als die seiner Schwester.“
Dr. Barres hat natürlich keine Schwester in der akademischen Welt.

Freitag, 26. September 2008

Arbeitswelt - Fortsetzung

Follow Up auf Arbeitswelt

Das Unternehmen, dass mich vor ein-einhalb Jahren noch angebettelt hat, zu ihnen zu kommen hat mich dieses mal nicht einmal mehr zum Vorstellungsgespräch geladen:

"Leider müssen wir Ihnen einen negativen Bescheid geben. Eine Prüfung der Unterlagen seitens Abteilungsleiter hat ergeben, dass sich das Profil nicht optimal mit dem von uns gewünschten deckt"

Ich kann mir gut Vorstellen, welcher Teil des Profils. Der mit dem neuen Namen.

Donnerstag, 25. September 2008

Transphobie ist kein cissexuelles(*) Privileg

In Bereich der geschlechtlichen Uneindeutigkeit gibt es ein gewisses Schubladen oder besser Kastenwesen.
Ganz oben stehen die Intersexuellen,
gefolgt von Transsexuellen
dann Transgender (**)
und zuletzt Transvestiten.

Diese Unterscheidungen werden auch in der Medizin ziemlich streng voneinander getrennt, und so fiel noch nicht auf, dass die Uneindeutigkeit von Transgendern ziemlich kongruent geht mit der Tatsache, dass Intersexuelle sich häufig auch nicht einem Geschlecht zugehörig fühlen – aber doch gelegentlich.
Auch Betroffene selbst treten gerne nach Unten. Das Schema dabei ist in etwa immer das gleiche: Ihr (Unteren) seid doch alles nur gefährliche Geisteskranke, die unsere Behandlung in falsche Bahnen lenkt : Transsexuelle werden von Intersexuellen beschuldigt, die Forderung nach geschlechtlicher Eindeutigkeit zu unterstützen und damit die Zwangsoperationen an intersexuellen Kindern zu fördern, Transgender werden vonTranssexuellen verantwortlich gemacht dass ihre Behandlungskriterien so hart sind, und und und.

Ein Beispiel ist zum Beispiel dieses bei Indymedia veröffentlichte Hasspamphlet, Instrumentalisierung v. Intersexen durch LGBT
Zitat: „Tatsache ist: An den an sich positiven Errungenschaften von Homosexuellen, Transsexuellen und Feministinnen klebt das Blut von Hunderttausenden von zwangsoperierten und mundtot gemachten Hermaphroditen.“ .
Aus dem Text lässt sich auch ableiten, dass die Autoren „Intersexualität“ sehr definieren und offensichtlich eine Zwangsoperation in der Vergangenheit als zwingend dafür sehen
Das Autorenpaar führt auch ein eigenes Blog.

Ein anderes Beispiel ist die Tanja Krienen (Homepage), selbst eine Frau mit transsexueller Vergangenheit, die ihr Hasspamphlet „Pro Status Quo!“ sogar in der TAZ plazieren konnte, bebildert mit Draq Queens. Frau Krienen versuchte mit der Gründung des „Zentralrates der Transexuellen in Deutschland“ die Rechte Transsexueller deutlich zu schwächen, Indem sie jeden Lebensentwurf, der nicht ihrem Wertbild entspicht (Genitaloperiert und Heterosexuell) Rechtliche Barrieren und auch Behandlungsbarrieren in den Weg legen wollte.
Zu den Forderungen gehörte zum Beispiel:
Änderung des Transsexuellengesetzes, damit nur noch postoperative Transsexuelle ihren Namen und Personenstand ändern können.
Keine pupertätsverzögernde Behandlung für transsexuelle Kinder
Etwas mehr über den Zentralrat und die Persönlichkeit Frau Krienens kann man in folgender Diskussion nachvollziehen.
Zitate: „Frau sein beinhaltet auch die Sexualität, insofern ist alles, was die 3% Richtung "lesbisch" überschreitet, ein Ausdruck offensichtlicher Fehlentwicklung.“
„Könnte aber eine nicht durchgängig gelebte Existenz im ,,neuen“ Geschlecht, wie es manche ,,Transidenten“ gar vorschlagen, etwas anderes sein als eine zementierte, schizogen anmutende Lebenssituation, die allenfalls geduldete Halbwesen gebiert?! Für eine Transsexuelle, kann jedoch nur, selbstachtend, der Anspruch eine Frau zu sein, mit dem Ziel höchstmöglichster „Normalität“, angestrebt werden.“
Also in Frau Krienens Welt kann nur eine Person Transsexuell sein, die das gesellschaftliche, patriarchische Idealbild einer Frau erfüllt.

Auffällig ist immer, dass die Autoren hier sich nicht nur die Definitionshoheit für Betroffene nehmen, sondern immer an sich selbst bemessen wird (bzw. bei "seelenlos" am Partner).
Dieses elitäre Schubladendenken hilft keinem, am wenigsten Betroffenen. Und es verhindert durch die ideologische Brille den Blick auf die gemeinsamen Ursachen und fliessenden Übergänge und daraus resultiert besseren Behandlungen. Eine transsexuelle Frau, die aber kein feminines Auftreten hat zum Beispiel, hat, obwohl ihre gefühlte Körperlichkeit extrem mit der Realen differiert und sie darunter leidet, schon heute kaum eine Chance auf offizielle Behandlung.

(*) Als Cissexuell bezeichnet man Menschen, bei denen alle Merkmale des Geschlechts Einheitlich sind.
(**) Transgender wird in zwei verschiedenen Bedeutungen benutzt, einmal zusammenfassen aller geschlechtlichen Uneindeutigkeiten, ein andermal, wie in der Liste oben, Für die ganzen Zwischenstufen, die auch existieren, z.B. Transsexuelle die aber keine Hormonbehandlung oder eine finale Operation anstreben, Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht eindeutig festgelegt ist (wenn sie nicht ansonsten Intersexuell sind)

Dienstag, 23. September 2008

Die ewige Verwechslung von Geschlechterrolle und Geschlechtsidentität

Nicht ganz selten hört man die Frage: In einer Welt ohne Geschlechterrollen, würde da kein Zwang mehr zur "Geschlechtsumwandlung" bestehen?

Um diese Frage muss man sich erst einmal ein paar Dinge klar machen. Und dazu gehört, dass Geschlechterrolle und Geschlechtsidentität zwei verschiedene Dinge bedeuten. Eine Welt ohne Geschlechterrollen würde vermutlich vielen Transsexuellen einiges erleichtern, aber die falsche Geschlechtsidentität ist eben nicht das gleiche, wie gesellschaftliche Geschlechterklischees folgen zu wollen. Für die meisten von uns hat es eine körperliche Komponente. Bei manchen ziemlich stark und zu letzteren zähle ich mich. Niemand kann sich die Scham und den Ekel vorstellen, als meine Beine anfingen, eine Behaarung zu entwickeln und ich sagte nie jemanden warum ich nur noch lange Hosen trug, selbst in der glühendsten Hitze. Und Haare an den Beinen sind nun wirklich nur ein kleines Beispiel dafür, wie sehr sich Körper von Männern denen von Frauen unterscheiden. Mein eigener Ekel vor meinem Körper hielt mich auch davon ab, wie viele Transsexuelle eine transvestitische Phase durchzumachen, sie hielt mich sogar davon ab, meinen sozialen Umstieg zu machen, bevor ich mein Äusseres für weiblich genug hielt. Schwierig bei Behandlungsnormen, die diesen Umstieg eigentlich ein Jahr vor Hormongabe verlangt und genau der Punkt, der mich mindestens 11 Jahre meines Lebens gekostet hat. Als ich 15 war und ich mich das erste Mal eine öffentliche Adresse wandte, die ich gerade erst gefunden hatte. Da hätte ich es noch ohne Hormone ganz im Sinne der Behandlungsrichtlinien gemacht, aber da hiess es: KEINE Behandlung unter 18.

Ich kann nicht für jede transsexuelle Person sprechen - aber für mich ist klar, auch in einer Welt, in der Geschlechterrollen unwichtig sind, müsste ich transistieren.

Zwangs- geschlechtsumwandlung Teil 2

Bei http://genderbefreit.blogspot.com/2007/01/intersexualitt.html bin ich auf folgendes hervorragende Video zum Thema gestossen:




Out and proud?

Die Anerkennung von Transsexualität und Transgender als etwas Alltägliches und Normales hinkt der Anerkennung von Homo- und Bisexualität um Jahrzehnte hinterher. Ein wenig hat dies mit der 1973 erfolgten Entfernung von Homosexualität aus dem Diagnosebuch für Geisteskrankheiten (DSM) zu tun, aber da steht auch heute noch BDSM (Bondage, Sado, Maso) drin, während entsprechende Sexualpraktiken heute in Magazinen wie Cosmopolitan von Sexualtherapeuten regelrecht empfohlen werden.
Das hängt auch mit der Unsichtbarkeit von transsexuellen Menschen zusammen. Obwohl die Prävelanz bei geschätzten 1:500 liegt, werden sie kaum bemerkt. Und so prägen meist wenige, bekannt gewordene Personen das Bild. In der Schweiz sind das zum Beispiel Coco und Nadja Brönimann.

Coco war eine sehr gutaussehende Frau, die aber unter schweren Depressionen litt und sich zuletzt, nach mehreren gescheiterten Versuchen, umbrachte.
http://www.transensyndikat.net/info/coco.htm

Nadjas Geschichte ist auch sehr vom Leiden geprägt, in dem Fall aber durch unsachgemässe medizinische Behandlung und zu allem Überfluss hat sie auch noch ausgesprochen stark mit der Verträglichkeit von Hormonen und anderen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen.
http://www.20min.ch/community/chat-events-archiv/story/27752886
Und so kommt es, dass Schweizer Transsexualität fast ausschliesslich mit Leiden in Verbindung bringen, und das eine Operation nicht wirklich hilft.

Warum aber sind so wenig Transsexuelle in der Öffentlichkeit? Warum nicht Out and Proud und somit der Community eine Stütze?
Die Frage ist zu beantworten. Wenn ein homosexueller Mensch in der Öffentlichkeit bekannt ist, kann das Pöpeleien, Gewaltakte oder berufliche Schwierigkeiten bedeuten. Aber z.B. ist es eher Hilfreich bei der Partnersuche. Und dank der langen Zeit in der sich schon viele Homosexuelle mehr oder weniger Freiwillig geoutet haben, steht Homosexualität auch nicht mehr im Vordergrund.
Anderst ist das bei öffentlich Bekannten Transsexuellen. Nadja zum Beispiel wird kaum irgendwo erwähnt ohne Ihren Titel „Bekannteste Transsexuelle der Schweiz“, Alecs Recher, der sich Aufgrund seiner geplanten politischen Aktivitäten quer durch die Presse geoutet hat, ist „Der erste transsexuelle Politiker“. Die Deutsche Kim Petras ist „Die jüngste Transsexuelle“, Thomas Beatty „der erste Schwangere Mann“ – Das sind Label, die ewig haften bleiben und im Gegensatz zu homo- oder bisexuellen Menschen wird, ist man erst einmal als Transsexuell bekannt die Partnersuche extrem Schwierig. Zusätzlich zu den Problemen, die auch Homosexuelle kennen.
Kim Petras hat mit Ihrem Auftritt bei Stern TV transsexuellen Kindern und deren Eltern Mut gemacht und damit sehr viel für die Behandlung transsexueller Kinder beigetragen, aber sie bezahlt einen hohen Preis. Sie hat es zwar verstanden, ihre Prominenz zu vermarkten und hat einen Plattenvertrag gewonnen, doch in den Kommentaren zu ihrem bei YouTube veröffentlichen Erstling sieht man leider nur zu gut, was ich meine.

Montag, 22. September 2008

Datenkrake

Danke Google.

Danke dafür dass du mir diesen Blog kostenlos zu Verfügung stelltst.
Danke dass er soviele Funktionen hat.
Und danke dafür, dass er über dich über meinen Lieblingsnick gefunden werden kann, der im ganzen Blog kein einziges Mal auftaucht, der aber Bestandteil meiner Anmeldeadresse ist.

Ich habe bewusst versucht dieses Blog Thematisch zu halten und von meinen anderen Onlineauftritten zu trennen. So ist das nicht möglich.

Gruss, an die beiden Suchenden, die mein Blog gestern denn auch gefunden haben. In Zukunft werde ich in euren Augen Trans sein. Was in den meisten Fällen bedeutet "Keine Frau" und in selteneren Extremen "Kein Mensch". Ein Punkt warum ich dieses Blog so strickt von meinem Alltagsleben getrennte habe, ist gerade, dass ich nicht möchte, dass ich als Trans statt als Person betrachtet werde. Ob im Beruf oder in anbahnenden Flirts - erstmal sollen die Leute mich kennenlernen. Ich hab noch nie jemandem die Information verweigert, für den sie nicht wichtig war, aber wenn die Leute Trans selbst hören ist nunmal aus mit Aufnahmefähigkeit und die Person denkt nur noch an das Eine. Keine Chance mehr, irgendwie eine fachliche Quailifikation oder irgendwelche Persönlichkeitszüge zu vermitteln - Es ist durch, ich bin Trans - und damit was immer die Person damit verbindet

Samstag, 20. September 2008

Zöllner

Ich bin ja im Raum Lörrach gross geworden, ganz in dem Eck in dem westlich Frankreich und südlich die Schweiz liegt. Und so gehörte es zu meinen zeitweise täglichen Vergnügen, die Grenze zu überqueren. Probleme gab es da selten, nur als wir in Rockermontur zu einem Guns’n’Roses Konzert wollten (muss ich mich jetzt alt fühlen?) wurden wir einmal von Oben bis unten auseinandergenommen. Im Normalfall wird man mit Lörracher Nummern an Grenzübergängen zu Basel oder ins Aargau kaum angehalten. Als ich nach Zürich zog, hatte ich noch ungefähr ein Jahr einen alten Nissan, denn ich aber nicht mehr für die strengere Schweizer MFK (in Deutschland würde man von TÜV sprechen) bringen wollte, und als ich durch Zufall über das extrem günstige Angebot meines heutigen Autos stolperte, einem roten Porsche, änderte sich schlagartig meine „Beliebtheit“ bei den Zöllnern. Nun wurde ich ständig angehalten und nach eingekauftem und Papieren gefragt. Insbesondere an den Zollübergängen Waldshut / Koblenz und Autobahnzoll Rheinfelden (dort wurde ich sogar wegen einer unbewussten Schmuggelei erwischt – von Autoreparaturen). Ich habe diese Profilierung mal mit einem Zöllner in einem Internetforum diskutiert und der meinte, eigentlich gehören rote Sportwagen nicht ins Profil, aber die Realität sprach da anderes.

Seit meinem sozialen Rollenwechsel allerdings profitiere ich von einem femininen Privileg und werde wieder mehrheitlich durch gewunken. Interessant wird es dennoch, wenn ich dann doch einmal angehalten werde und die Zöllner die Papiere sehen wollen. Denn die sind ja noch meinem früherem Äusseren angepasst. Und ich muss die Zöllner hier mal ausdrücklich loben – bislang hat nie einer ein Wort darüber verloren. Dass es aber doch nicht ganz spurlos an den Beamten vorbeigeht, merkte ich, als mir einer der Zöllner beim zurückgeben der Papiere dann eine „Gute Reise“ wünschte. Ja, die 50km Autobahn von Rheinfelden bis Zürich können sich ziehen…

Zwangs- geschlechtsumwandlung

Eines der schlimmsten Menschenrechtsverbrechen im deutschsprachigen Raum liegt nach wie vor darin, Kindern mit nicht eindeutigen oder als ungenügend betrachten Genitalien, was bei etwa einer von 500 Geburten vor kommt, chirurgisch ein Geschlecht zu zuweisen. Diese Praxis wird damit begründet, dass dem Kind der gesellschaftliche Druck nicht zuzumuten sei, Uneindeutig aufzuwachsen und die Geschlechtsidentität ja anerzogen sei und somit die Eltern sie dann nur entsprechend der Geschlechterrolle erziehen müssen. Das Kind selbst wird über seinen Status durchgehend belogen, um die geschlechtliche Entwicklung nicht zu gefährden. Die Theorie der anerzogenen Geschlechtsidentität entspringt der Arbeit Dr. John Moneys, der um seine Theorien wissenschaftlich zu belegen, zur Beweisfälschung griff (*). Dass diese Beweisfälschung heute bekannt ist und Folgestudien eigentlich bei 5%-15% ihr Geschlecht als Falsch zugewiesen verstehen, ein grosser Anteil sich auch so fühlt, wie sie geboren wurden, nämlich nicht als Mann oder Frau und die Operationsergebnisse oft zu unfunktionalen, dauerschmerzenden Genitalien führen und oft genug mit einer solchen Operation auch die Zeugungs-/Gebährunfähigkeit einhergeht – all dass hat nicht dazu geführt, dass diese Praxis eingestellt wurde.

Die Verstümmelung von Kindern ist ein systematisches Menschenrechtsverbrechen das unmittelbar im nächsten Krankenhaus Praxis ist.

(*) Auf die Theorien Moneys geht letztlich die Einstufung von Transsexualität als psychische Störung zurück.

Donnerstag, 18. September 2008

Wenn es einmal losgeht

Ich freue mich schon seit Wochen auf den Termin wegen der Absprache meiner Orchitektomie übernächsten Samstag. Heute bekomme ich ein Anruf vom Empfang Dr. Daverios wo ich denn bleibe? Meine Therapeutin, die den Termin verabredet hatte, hatte mir den falschen angegeben. Den nächsten Termin kann ich erst Ende November haben. Und ich musste auf Diesen schon 3 Monate warten. Genügend schlechte Nachrichten, dass ich heute nicht mehr Zurückhalten konnte und im Büro eines Kunden die Tränen gekommen sind. Diese Verzögerung hat eine ganze reihe weiterer Kaskadneeffekte. Erst einmal bedeutet es zwei Monate mehr Androcur – das ich nicht nur wegen den bekannten Nebenwirkungen fürchte, sondern auch, weil ich mir sagen liess, dass es exterm Negativ auf die Rezeptoren und damit das Gesamtergebnis der Hormonellen Behandlung auswirkt, zwischen Orchitektomie und GaOP müssen wegen Narbenheilung mindestens ein Jahr liegen. Dass bedeutet also, dass sich damit dieser Termin um zwei Monate verschiebt – und letztlich wiederum damit auch die rechtliche Personenstandsänderung.

Dienstag, 16. September 2008

In Teamarbeit mit den Schicksalsgöttern

Ich hatte mir für heute vorgenommen, mal wieder etwas Lustiges zu schreiben – aber mir fiel einfach nicht das Passende ein. Doch die Schicksalsgötter waren gnädig mit mir:

Heute war ich zur Gesichtsreinigung (Neudeutsch „Deep Cleansing“) und wurde nach langem warten in der Schlange dann wegen meinem Termin nach dem Namen gefragt, kein Problem, und Vorname? Natürlich auch kein Problem, kam wie aus der Pistole geschossen. Und danach wollte ich zwei Meter tief im Boden versinken – ich hatte meinen alten Vornahmen genannt. Gottseidank bekam ich nicht mit, wie die anderen Kundinnen geschaut haben, und die Angestellte freute sich eher darüber, mich unter dem richtigen, aktuellen Namen dann auch zu finden.

Peinlich – danke, liebe Schicksalsgötter, für diesen Blogpost, schön dass ihr meinen Sinn für Humor teilt ;-)

Montag, 15. September 2008

Arbeitswelt

Da mein Arbeitgeber die Abteilung, in der ich arbeite, fast vollständig Aufgibt, bin ich derzeit auf Arbeitssuche. Dabei ist es natürlich seltsam, Zeugnisse eines Mannes der Bewerbung einer Frau bei zu legen. Bei einer Firma ist es ein ganz besonders komisches Gefühl, denn die wollten mich vor etwa eineinhalb Jahren unbedingt, und auch mir hat das Unternehmen zugesagt, und so musste ich dies mit einer kurzen Erklärung in meiner heutigen Bewerbung angeben. Ich bin auf die Reaktion wirklich gespannt.

Sonntag, 14. September 2008

Wordle: Nettes Spielzeug



Zur Ansicht bitte an klicken. Ein Wortgebilde aus meinem RSS Feed. Und ein echtes Kunstwerk.

Katoey

In einigen der anderen Kulturen als der Westlichen gibt es ja ausdrücklich einen Platz in der Gesellschaft für Transidenten. Ein Beispiel sind die Indischen Hirja (aus westlicher Sicht vielfach als Katraten-Kaste bezeichnet) oder die Katoey in Thailand.


Es gibt ein gutes deutschsprachiges Blog in dem Katoey von ihrem Leben berichten:
phettisaam.twoday.net/


Besonderst interessant finde ich dabei zwei der jüngeren Einträge. Unter
Thailändische Katoey im Vergleich mit westlichen Transsexuellen
Auch hier kommt das Thema mit der Identitätsfindung zur Sprache:


…Katoeys in Thailand benehmen sich oft übertrieben feminin und laut und manchmal auch obszön und sehr bunt. In westlichen Zivilisationen ist diese Art von Verhalten ja eher den Transvestiten und Drag Queens vorbehalten. Transsexuelle versuchen dagegen ihr Leben wirklich als Frauen zu leben und in besonders intoleranten Gesellschaften, wie etwa den USA verraten sie auch nach der abgeschlossenen Umwandlung keinem von ihrem früheren Leben.… Dann gibt es auch noch einen Unterschied in welchem Alter Katoey beziehungsweise Transsexuelle ihre Umwandlung beginnen.Weil die Ladyboys in Thailand so offen in ihrer Gesellschaft leben können, beginnen viele von ihnen damit schon ganz früh. Sie treffen vielleicht die „Nachbarstochter“, die Katoey ist und merken, dass sie viel eher wie sie sind und können sich schnell ihre weiblichen Gefühle erklären.Im Westen ist das nicht der Fall. Natürlich haben die Transsexuellen dort auch schon ganz früh das gefühl im Herzen eigentlich eine Frau zu sein, aber wegen der Ignoranz und Intoleranz der Gesellschaften, in denen sie leben und weil sie niemanden haben, der sie an die Hand nimmt und in ihr neues Leben führt, beginnen sie mit ihrer Umwandlung erst sehr spät. Oft in den 30ern, 40ern oder sogar 50ern. Dieser Schritt erfordert dann natürlich um so mehr Mut, vor dem ich großen Respekt habe. Natürlich gibt es auch jüngere Transsexuelle in den westlichen Ländern, aber die sind eher selten und haben natürlich auch Probleme Transgender zu sein, denn Kinder können ja noch viel grausamer als Erwachsene sein...


Also auch hier die Verbindung zwischen Jung und übertrieben Feminen und Älter aber Selbstbewusster, oder besser, sich selbst bewussster, nur aus der umgekehrten Perspektive beobachtet.
Auch ein anderer Aspekt, der in unserer Gesellschaft noch recht unterdrückt ist kommt zur Sprache:
Einmal Ladyboy und zurück


Ich habe gerade erst von einer Bekannten erfahren, dass sie in Ihrer Kindheit wirklich alle Aspekte eines transsexuellen Mannes hatte. Und dies erst im jungen Erwachsenenalter nachliess und sie sich heute, jahrzehnte Später deutlich als feminine Frau wahrnimmt. Einen richtigen Platz dafür gibt es z.B. in den Behandlungsrichtlinien für Transidentität nicht, erst langsam äussert sich vor allem in der Queer Szene der USA dass es diese Lebenswege auch gibt. In Thailand dagegen ist das „Problem“ einfach gelöst: Identät wird Respektiert, egal wie sie sich ausdrückt.

Wobei mir allerdings auffällt, das transidente Männer in dieser Kultur so unbekannt zu sein scheinen, wie lesbische transidente Frauen.

Samstag, 13. September 2008

zu den Nebenwirkungen schlagen sie ihren Arzt oder Apotheker

Zur hormonellen Behandlung von Transexualität bei Frauen braucht man ein Antiandrogen zum senken der Testosteronwerte und Östrogen, oft wird mittlerweile auch noch das Hormon Progesteron gegeben. Während die letzten beiden in vielen Varianten und sehr schonend für den Körper verabreicht werden können, ist es mit dem Antiandrogen nicht wirklich leicht. Eines der effektivsten Mittel ist Androcur das in Europa das meistverwendete Produkt ist. Es kommt allerdings mit einer Nebenwirkung, für die ich besonderst anfällig zu sein scheine: Depressionen. Ich hatte jetzt ein halbes Jahr ein Antidepressivum als Gegenmittel und das funktionierte auch ganz gut, aber vor etwa zwei Wochen war der Halbjahresvorrat dann aufgebraucht. Zuerst fing ich an ein ständiges Schwindelgefühl zu haben, gestern hatte ich zum ersten mal wieder einen richtigen Depressionsanfall. Ich hätte nie gedacht, dass das so schnell wieder anfangen würde. Bald lasse ich mir die Gonaden entfernen und die Antiandrogene in meinem Medikamentenmix werden unnötig, aber bis dahin muss ich mir wohl doch noch einmal eine Portion Antidepressiva verschreiben lassen.

Freitag, 12. September 2008

Ich bin Trans, und das ist gut so.

Zoë Brains Einführung zum Artikel Non, Je ne Regrette Rien brachte mich darauf, dass das Bedauern, dass mich wie die meisten transsexuellen Frauen gelegentlich beschleicht, nicht vorpupertär körperlich zum Mädchen geworden zu sein, eigentlich ziemlich Unsinnig ist. Erstens hatte ich damals einfach den Zugang zu Informationen und Medikation nicht, zweitens haben mich die Erfahrungen die ich in der Zwischenzeit gemacht habe, zu einem selbstbewussteren Menschen gemacht. Es hat mir auch ein männliches Skelett und einen männlichen Schädelknochen gebracht, und ob ich jemals wieder genügend Haare aus natürlicher Quelle haben werde ist unklar.


Doch ich habe schon von vielen sehr Jungen transsexuellen Frauen gehört die sich, obwohl nicht oder kaum von natürlich geborenen Frauen zu unterscheiden, so unvollkommen vorkommen, dass sie Ihr Leben nicht geniessen können und nicht selten von einer kosmetischen Operation zur Nächsten rennen. Und ich kann mir vorstellen, dass mir das ahnlich gegangen wäre. Ich könnte mir vorstellen, dass ich mich bemüht hätte, mein Leben so übermässig feminin zu gestalten, dass ich damit wieder einen Teil von mir geleugnet hätte. Eines ist sicher, dass ich weniger verdienen würde; meinen Traum, Kindergärtner zu werden gab ich wegen der niedrigen Einkommen auf, die eine Person sich nur leisten kann, wenn es einem Partner gibt, der sie Unterstützt . Aber heute habe ich einen Beruf, der mich ebenfalls fordert, mir Spass macht und den ich liebe – aber der mir ausserdem deutlich besseres Einkommen sichert – und damit Unabhängigkeit. Auch eines meiner Hobbys ist so männlich, dass ich dieses Interesse wohl unterdrückt hätte, und das mir heute viel gibt: Klassische Sportwagen.


Ungefähr zwanzig Jahre als erwachsene Person in einem falschem Körper konnte ich nur überleben, in dem ich lernte, zu schätzen, was ich bin, und nicht irgendein abstraktes Traumbild anzustreben, dass ich nie erreichen kann. Die gefühlten Schmerzen der körperlichen Fehlerhaftigkeit konnte das nie auslöschen, aber so wie ich einen technischen Beruf habe, und ein eher typisch maskulines Hobby, aber das nie wegen des Passings als Mann machte, so hielt ich mich auch von maskulinen Spässen fern, die so gar nicht zu mir passten. Und so verbog ich mich nie zu sehr, und nachdem mittlerweile meinen sozialen Umstieg gemacht habe, stehe ich nicht mehr in der Versuchung, mich zu Verbiegen nur um besonders Feminin zu wirken – und stattdessen endlich ich zu sein. Ein Selbst, dass ich nach so langen Jahren des Verbiegens aber auch teilweise erst wieder entdecken muss – und das macht Spass :-) Und so fühle ich mich etwas mehr als Mitte Dreissig wie ein Teenager. Und ich kann mein imperfektes Äusseres nicht nur Ertragen sondern wirklich Schätzen, denn das bin (endlich) ich.



Passend dazu ein aktueller Werbespot von Migros




Das Lied im Original von Gloria Gaynor ist es Wert vollständig gehört zu werden:

Donnerstag, 11. September 2008

Das Blog gedeiht :-)

Heute wurde mir bewusst, dass das Blog jetzt auch schon mehr als zwei Monate alt ist, denn heute war wieder einmal Bad Hair day – Ein Tag, an dem ich mich nicht rasieren darf, weil ich eine Laserbehandlung bekomme, die die Wurzeln meiner Barthaare für immer verbrennen soll.
In Bezug auf die Heilung meiner Transsexualität war ich heute darüberhinaus zum ersten mal bei der Richtigen Stimmtherapie und habe erste Aufgaben erhalten, mit denen ich die Erhöhung meiner Stimmbasis erreichen soll.
Gerade die Stimme ist ja ein grosser Hinweis auf meine körperliche Vergangenheit, und stört das Passing, von dem ich allerdings in letzter Zeit das Gefühl habe, dass es bereits ein ziemlich gutes Niveau erreicht hat.
Doch:
„Bist Du dir auch völlig sicher, dass Du nicht doch "entlarvt" wirst, aber die Menschen in Deiner Umgebung eine sehr große Toleranz haben und es sich nicht anmerken lassen, dass sie wissen was los ist?“
Dieser Satz, den ich gestern in einem Forum las bezog sich zwar nicht auf mich, aber letztlich brachte er mich ins Grübeln. Ich muss sagen dass die Schweiz ein sehr höfliches Land ist, selbst wenn, wie der Schweizer sagt „einems Messer im Sack ufgoht“ bleibt man doch erst einmal stets höflich.
Allerdings, während ich morgens die Haarstoppeln noch halbwegs unter etwas Foundation und Puder verstecken konnte, war damit spätestens nach der Behandlung Schluss, denn ich konnte mich weder Rasieren noch wollte ich mich Schminken, da sich die Haut sehr gereizt fühlte. Und da ich mit der S-Bahn in der Stadt war, bedeutete dass, zu Stosszeiten durch grosse Menschengen zu gehen – und da waren sie, die verstören Blicke, die angeekelten Blicke usw. Und siehe da, ich bilde es mir ganz sicher nicht ein, auch Schweizer sind nicht perfekt darin, ihre Gedanken in der Körpersprache zu unterdrücken.
Ein Rückblick liess mich noch auf etwas anderes schliessen. Ich hatte in den Monaten vor dem Umstieg kein echtes Passing als Mann mehr. Zwar blieb den Bekannten und Kollegen, die mich kannten, weitgehend verborgen, aber Leute die mich zu der Zeit kennenlernten reagierten ähnlich auf mich, wie jetzt, wenn ich kein Passing (eben z.B. wegen Bartstoppeln habe) und mir viel kurz nach dem Umstieg auf, dass ich letztlich tatsächlich weniger angestarrt wurde. Obwohl ganz selten in der Schweiz wurde ich von Fremden als Frau behandelt oder sogar angesprochen und letztlich erzählte mir ein Mitarbeiter eines Projekts an dem ich zu der Zeit als Teilprojektleiter dabei war, dass er es sich gedacht hat. Und dass ihm mein eindeutig weiblicher Geruch aufgefallen ist. Ich hatte mir also doch nicht nur eingebildet dass er mich ein wenig wie eine Frau (mehr unterbewusste Gesten, der Tonfall in dem er mit mir geredet hat usw.) behandelt hat.
Ach ja, sollte ich in naher Zukunft plötzlich überaus monoton, aber eher hoch sprechen – das gehört zum Training. Hat ja niemand behauptet, dass es angenehm würde ;-)

Dienstag, 9. September 2008

Das Surfen ist des Bloggers Last.

Ich plante vom ersten Augenblick an, als ich dieses Blog machte einen drei geteilten Artikel über die Geschichte von Transsexualität und deren Behandlung. Nur musste ich beim Austausch in einem Forum bemerken, dass mein geglaubtes Wissen eher Glauben war. Leider hatte ich auch nur Informationen aus amerikanischen Quellen. Also musste ich erst verlässliche und gute Informationen finden. Nach viel Surfen bin ich erst heute darauf gestossen. Nachdem ich einem Google Suchwort gefolgt bin, mit dem sich auch mein Blog mittlerweile leicht finden lässt: „Urachen der Transsexualität“. Es wird noch eine Weile dauern, bis ich die Informationen Höhrgerecht aufbereitet habe, und die Übersetzung eines anderen Blogartikels aus dem Englischem, den ich angekündigt habe zieht sich auch.
Aber beides wird kommen und ist hochinteressant, versprochen.


PS: Da merkt man mal wieder die Feinheiten der Sprache, mit "Das Surfen ist der Bloggerin Last", wäre jede beabsichtige Ähnlichkeit zu einem bestimmtem Titel eines Volkslied endgültig verloren gegangen.

Samstag, 6. September 2008

She did it again



Riftgirls wunderbares Video ist doch tatsächlich von YouTube als "inappropriate content" indiziert worden.


Dashalb hier von einer anderen Quelle:



Crazy from Riftgirl on Vimeo.

Freitag, 5. September 2008

Die nächste Baustelle...

... habe ich ausgerechnet da wo ich am wenigsten damit gerechnet habe. Durch die RadFem Diskussion bin ich auf folgendes hervorragendes Blog gestossen: Questioning Transphobia.

Einen Artikel übersetze ich gerade und hoffe ihn mit Einverständnis der Autorin dann hier veröffentlichen zu können. Einen anderen fand ich ziemlich gut. In diesem geht es um die, im deutschsprachigen Raum weitestgehend unbekannte, „Harry Benjamin Syndrom“-Fraktion (HBS). Das sind transsexuelle Frauen, die sich den derzeitigen Vorschungsstand so hindrehen, dass es nur wahre Transsexuelle (und die Hürden sind hoch) oder Spinner gibt, auf die jede Zuweisung passt, welche die Psychologie die letzten 100 Jahre auf uns zu projezieren versuchte. Nur sie haben also eine körperliche Ursache vorzuweisen und sind damit besser als die anderen.

In den Kommentaren zu diesen Artikeln ging es dann aber darum, das Kind mit dem Bade auszuschütten, und die ganze wissenschaftliche Argumentation mit der HBS-Diskriminierung gleichzusetzen. Und da schritt ich dann ein. Dann mussten ich und Zoë Brain erstmal den Vorwurf anhören, wir wären wohl HBSler, wenn wir körperliche Ursachen betonen, nachdem das ausgeräumt war wurde die wissenschaftliche Relevanz der Studien bezweifelt (mehrheitlich anhand zu wenig Teilnehmern an den Studien) und die ganzen Hinweise die man nicht als direkten Beweis, sondern nur als deutlichen Indikator sehen kann gleich ganz unter den Teppich gekehrt. Ich will hier nicht nochmal darauf eingehen, warum ich das für ausgesprochene Ignoranz halte, sondern warum sich so viele transsexuelle- und transidente Menschen dagegen wehren.

Nun, zum einen hat es in den USA einige andere Formen der Diskrimisierung, die den Diskutanten, die ja mehrheitlich Amerikaner sind oder aus den Bereichen des ehemaligen Commonwealth kommen, verständlicherweise wichtiger sind. Toiletten habe ich schon genannt, auf RadFems bin ich auch schon eingegangen. Man will Akzeptanz aufgrund seiner Identität nicht Aufgrund irgendwelcher medizinischer Nachweise.

Andere Argumente, die ich auch im deutschsprachigen Raum schon gehört habe sind:
- Sind die Ursachen gut erforscht, werden Kinder vielleicht abgetrieben, die wohl TS werden.
- Man hat Angst, dass das eben doch nicht der entscheidende Faktor ist und man aber nicht mehr behandelt wird, weil man nicht mehr in die Diagnosekriterien passt.
- Wissenschaft wird uns nicht helfen, nur die Einsicht der Gesellschaft.

Die ersten beiden Argumente sind schnell ausgeräumt, auch Intersexuelle Kinder werden nicht abgetrieben und die psychologischen Verfahren dürften nicht aus der Welt sein, wenn weiterhin Leute darauf bestehen TG oder TS zu sein, denn man tut sich ja jetzt schon schwer. Ich glaube, dahinter versteckt sich noch eine andere Angst, viel subtiler:

Das unsere Identität vom Körper bestimmt wird, und nicht von unserer Seele.

Den letzten Kommentar dagegen halte ich für falsch. Meine Erfahrung mit Menschen ist, dass ein gegengeschlechtliches Gehirn nicht betroffenen Menschen weitaus mehr einleuchtet, als das abstrakte „Identitätsgeschlecht“. Das Transsexuellengesetz wird ja auf Empfehlung der Psychologen, die eine psychische Entwicklungsstörung propagieren, auch nicht verbessert. Die Behandlung im deutschsprachigen Raum beruht noch auf ein Jahr Psychotherapie und ein Jahr Alltagstest ohne Hormone. Auch dies gerne Begründet in der Sicherheit, Geschlechtsidentität sei etwas Psychisches.
Der Rest der Welt hat dagegen längst die International Standarts of Care übernommen, und die sie sind, so wie sie Formuliert sind, grösstenteils als Behandlungsempfehlung aus der Sicht der Betroffenen gut zu akzeptieren, wenn auch hier das sichtbare Geschlecht und nicht das innere in der Formulierung zum tragen kommt.
Wie sehr der Nimbus der Geisteskrankheit Transsexuellen schadet, kann man in den häufigen Kommentaren zu Artikeln lesen, die über Transsexuelle berichten.
z.B.:
- Das ist doch nichts anderes, als wenn sich jemand einbildet Napoleon zu sein
- Transsexualität ist die einzig psychische Krankheit, die statt geheilt zu werden, auch noch gefördert wird.
- Wie ist ihr psychischer Zustand nach dem Wechsel, drehen die nicht auf Dauer durch?
- Sollen die doch machen was sie wollen, aber nicht auf Kosten der Allgemeinheit (Krankenkasse/Staat)
- Ein Mann bleibt immer ein Mann
Usw…

Das bekämpft man nicht, indem man an die Menschlichkeit appelliert. Das kann man nur mit Information bekämpfen. Informationen, die auch leicht zu verstehen sind.

PS: Kommentare oder eine Diskussion sind durchaus erwünscht

Donnerstag, 4. September 2008

Es wirkt.

So Sinnlos scheint meine Diskussion bei Feminazi doch nicht gewesen zu sein. So langsam bröckelt die Transphobie in RadFem-Kreisen und in diesem Blog, "Message received" wird der Thread, an dem ich fleissig mitdiskutiert habe, sogar explizit erwähnt.

Mittwoch, 3. September 2008

WC

Gerade in USA ist die Frage der Toilettenbenutzung während des so genannten Alltagstests (Im deutschsprachigen Raum normalerweise ein Jahr ohne jede medizinische Behandlung) oft ein Problem. Deswegen war ich anfangs etwas besorgt wegen den Reaktionen meiner Kolleginnen. Aber die lächeln mich ganz natürlich an wenn wir uns auf der Toilette begegnen. Und als wir beim Sport waren war es ganz klar, dass ich mit den anderen Mädels in die Umkleide bin. Wobei stillschweigendes Einverständnis war, das wir nacheinander duschen.
Da ich zur Zeit aber bei einem Kunden arbeite, wo eigentlich niemand Bescheid weis, hilft mir dort auf der Toilette nichts weiter als Passing. Nun sind dort relativ wenig Frauen und deswegen kommen doch öfter mal Herren auf die Damentoilette, wenn erste zu überfüllt ist. Jetzt war ich vor kurzem mal wieder auf der Toilette, als eine Kollegin darauf war. Und da man mir die maskulinisierte Stimme wohl auch beim unbewussten Räuspern oder ähnlichem hört, Räusperte sich diese aus ihrer Kabine erst mal laut. Nachdem ich meine Arbeit erledigt hatte, war sie dann noch am Hände trocknen und atmete laut und erleichtert aus. Während ich meine Hände wusch erklärte sie mir dann, dass es sie unheimlich belastet dass immer Männer auf die Toilette kommen, und dass sie froh war dass ich es war. Sie meinte sie hatte sich geräuspert weil die Männer dann meistens verschwinden würden und führte das Thema dann noch auf dem ganzen Weg zurück zu den Büros aus.

Was für eine angenehme Bestätigung :-)

Montag, 1. September 2008

Passing

Nachdem man seine soziale Transition gemacht hat, fällt es leicht, alles Mögliche an Unfreundlichkeiten, lautes Lachen in der Umgebung oder angestarrt werden auf sich zu beziehen und zu denken, man habe ein schlechtes Passing (*). Meistens bildet man sich mehr als Tatsache ist, aber einmal wurde ich beim morgendlichen Gang in den Supermarkt doch eindeutig angestarrt – und mein Selbstbewusstsein war erst einmal deutlich geschwächt. Erst auf den letzten Schritten zur Arbeit im verspiegelten Aufzug stellte ich fest, warum die Leute wirklich gestarrt hatten. Ich war offen mit meinem Auto gefahren, und meine Haare standen im rechtem Winkel von meinem Kopf ab. Ein ulkiger Anblick.

(*) Als Passing bezeichnet man den grad, wie man von anderen im richtigen Geschlecht wahrgenommen wird.