Heute wurde mir bewusst, dass das Blog jetzt auch schon mehr als zwei Monate alt ist, denn heute war wieder einmal Bad Hair day – Ein Tag, an dem ich mich nicht rasieren darf, weil ich eine Laserbehandlung bekomme, die die Wurzeln meiner Barthaare für immer verbrennen soll.
In Bezug auf die Heilung meiner Transsexualität war ich heute darüberhinaus zum ersten mal bei der Richtigen Stimmtherapie und habe erste Aufgaben erhalten, mit denen ich die Erhöhung meiner Stimmbasis erreichen soll.
Gerade die Stimme ist ja ein grosser Hinweis auf meine körperliche Vergangenheit, und stört das Passing, von dem ich allerdings in letzter Zeit das Gefühl habe, dass es bereits ein ziemlich gutes Niveau erreicht hat.
Doch:
„Bist Du dir auch völlig sicher, dass Du nicht doch "entlarvt" wirst, aber die Menschen in Deiner Umgebung eine sehr große Toleranz haben und es sich nicht anmerken lassen, dass sie wissen was los ist?“
Dieser Satz, den ich gestern in einem Forum las bezog sich zwar nicht auf mich, aber letztlich brachte er mich ins Grübeln. Ich muss sagen dass die Schweiz ein sehr höfliches Land ist, selbst wenn, wie der Schweizer sagt „einems Messer im Sack ufgoht“ bleibt man doch erst einmal stets höflich.
Allerdings, während ich morgens die Haarstoppeln noch halbwegs unter etwas Foundation und Puder verstecken konnte, war damit spätestens nach der Behandlung Schluss, denn ich konnte mich weder Rasieren noch wollte ich mich Schminken, da sich die Haut sehr gereizt fühlte. Und da ich mit der S-Bahn in der Stadt war, bedeutete dass, zu Stosszeiten durch grosse Menschengen zu gehen – und da waren sie, die verstören Blicke, die angeekelten Blicke usw. Und siehe da, ich bilde es mir ganz sicher nicht ein, auch Schweizer sind nicht perfekt darin, ihre Gedanken in der Körpersprache zu unterdrücken.
Ein Rückblick liess mich noch auf etwas anderes schliessen. Ich hatte in den Monaten vor dem Umstieg kein echtes Passing als Mann mehr. Zwar blieb den Bekannten und Kollegen, die mich kannten, weitgehend verborgen, aber Leute die mich zu der Zeit kennenlernten reagierten ähnlich auf mich, wie jetzt, wenn ich kein Passing (eben z.B. wegen Bartstoppeln habe) und mir viel kurz nach dem Umstieg auf, dass ich letztlich tatsächlich weniger angestarrt wurde. Obwohl ganz selten in der Schweiz wurde ich von Fremden als Frau behandelt oder sogar angesprochen und letztlich erzählte mir ein Mitarbeiter eines Projekts an dem ich zu der Zeit als Teilprojektleiter dabei war, dass er es sich gedacht hat. Und dass ihm mein eindeutig weiblicher Geruch aufgefallen ist. Ich hatte mir also doch nicht nur eingebildet dass er mich ein wenig wie eine Frau (mehr unterbewusste Gesten, der Tonfall in dem er mit mir geredet hat usw.) behandelt hat.
Ach ja, sollte ich in naher Zukunft plötzlich überaus monoton, aber eher hoch sprechen – das gehört zum Training. Hat ja niemand behauptet, dass es angenehm würde ;-)
Was unterscheidet diejenigen, die uns angreifen, von uns selbst?
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*Der erste Schritt, damit Menschen gesellschaftlich gleichberechtig leben
können, ist der, sich selbst als echt anzuerkennen. Selbstbestimmtheit
heisst, ...
vor 4 Wochen