Sonntag, 2. November 2008

Internetzugang in der Bay Area – eine Katastrophe

Um den genauen Termin mit Dr. Ousterhout abzumachen sollte ich mich melden, sobald ich in San Francisco bin. Nun war ich vorgestern in einem herrlich kitschigen Motel an der Küste, in dem es keinen Internetzugang gab. Da aber Gestern bereits Freitag war musste ich dringen dringend ins Internet. Da ich so wieso geplant hatte, diesmal die Ostseite der Bay zu erkunden, suchte ich in Berkley (Immerhin eine bekannte Universitätsstadt!) und Oakland nach einer freien Internetverbindung mit Stromanschluss, denn zu allem Überfluss war mein Notebookakku leer. Stromanschluss gibt es bei Starbucks und zumindest in der Schweiz sind alle Starbucks Kaffees mit freiem Internetzugang ausgestattet – nicht so in den USA. Also beschloss ich, wieder in dem Motel in San Rafael einzukehren das Verkehrsgünstig liegt und Internetzugang bietet. Aber nachdem ich eingecheckt hatte reichte es gerade aus, eine Nachricht an Dr. Ousterhout zu senden, dann wurde das Netz unglaublich langsam. Ein Tracert (*) zeigte auf, dass das Problem nicht beim Hotspot oder dem Provider liegt. Leider hat sich diese unerträgliche Langsamkeit des Internetseins bis heute durchgezogen. Und so bin ich mit dem wiederaufgeladenem Notebook dann zu Burger King – denn eigentlich sollten alle Burger Kings freien Internet Zugang bieten (eine Tatsache, die ich Anfang Jahr auch mehrfach genutzt hatte) – aber alle? Nein in der Bay Area ist das Internet offensichtlich noch etwas für die Elite. Kaum zu glauben dass in einem der Ballungszentren der USA der Internetzugang so schwierig ist, dass man sich um Jahre zurückversetzt fühlt. Da es seit zwei Tagen nur ständig kräftig regnet bleibt mir so zur Freizeitgestaltung lediglich das Bücher lesen im Bett – etwas, dass ich auch zu Hause hätte tun können ;-) Da hätte ich wenigstens noch die romantische Ansicht von Neuschnee gehabt.

Eines der Bücher, das ich gerade lese, ist „American Woman“. Unter anderem geht es darin um eine Frau, die, um Strafverfolgung zu entgehen, untergetaucht ist und ihre wahre Identität in der kleinen Gemeinde, in der sie jetzt lebt, unterdrücken muss. Das hat mich doch in vielen Punkten sehr an mein früheres Leben erinnert. Die resultierende Einsamkeit, bei jedem Gespräch überlegen, was darf ich jetzt sagen, was nicht, ständig achtsam, nichts zu tun, was einen Verraten könnte. Sie beschreibt es als Gefängnis, und das beschreibt es recht gut. Der Körper ist bei uns transsexuellen Menschen zwar das Hauptproblem, aber bevor wir unsere Identität nicht offen leben, ist das eigentliche Gefängnis dieses „Versteck“. Ich bin froh, dass mit zunehmender Aufklärung transsexuelle Menschen viel früher Hilfe suchen und auch bekommen, denn das bedeutet für viele, dieses Gefängnis nur kurz oder gar nicht kennen zu lernen.

(*) tracert steht für Trace Route und ist ein kleines Kommandozeilenprogramm, das dazu gedacht ist, zu verfolgen, welchen Weg eine Internetverbindung geht und wie schnell eine Verbindung zu den einzelnen Wegposten (Hops) erfolgt. Daran konnte ich sehen, wo die Verbindung anfängt zu haken.