Dienstag, 8. Februar 2011

Frau, Mann, Asperger?

Autismusforscher Simon Baron-Cohen vertritt die These, das Es drei Arten von Gehirnen gibt: Empathisch, Neutral und Systemisch. Das empathische Gehirn finde sich vor allem bei Frauen, das Systemische bei Männern. Und Asperger- und von schwererem Autismus betroffene hätten im Prinzip “Ultimativ männliche Gehirne”

In einem Interview des Spiegels wurde der Baron-Cohen gefragt:

SPIEGEL: Professor Baron-Cohen, Sie behaupten, technischer Sachverstand sei typisch fürs männliche Gehirn. Doch gestern hat uns ein weiblicher Flugkapitän von Hamburg nach England geflogen. Wie konnte das gut gehen?

Baron-Cohen: Ich sage nur: Frauen sind in der Regel eher an Gefühlen interessiert. Männer dagegen zeigen mehr Interesse an Systemen. Eine Frau fragt: "Wie fühlt sich das an?" Ein Mann fragt: "Wie funktioniert das?" Ausnahmen sind möglich, aber statistisch gesehen sind Frauen mit Talent zum Fliegen nun mal seltener als Männer

Ich frage mich nur. Wie kommen sowohl der Interviewpartner wie auch Baron-Cohen zum Schluss, eine Neigung zum Systematisieren würde eine besondere Begabung zum Fliegen beinhalten?

Schaut man sich Baron-Cohens Forschung genauer an, ist er erstaunlich generalisierend. Eigentlich werden Systemischer Quotient und Empathischer Quotient getrennt erfasst. Das eine ist nicht das Gegenteil des anderen. Man kann also eine ausgeprägte Empathie nicht einfach einem ausgeprägtem systemischen Verhalten entgegensetzen. Während sich unter Empathie eigentlich jeder etwas vorstellen kann, muss das systemische Prinzip erst mal erklärt werden:

Eine Person mit starker Neigung zu systemischem Handeln wird
- Systeme(*) analysieren, um ihre Funktionsweise zu verstehen
- Alles Kategorisieren
- Sich extrem an Ausnahmen stören. (Insbesondere bei Asperger-Zügen)

(*) System; Wikipedia erklärt kurz den Begriff:
Systeme organisieren und erhalten sich durch Strukturen. Struktur bezeichnet das Muster (Form) der Systemelemente und ihrer Beziehungsgeflechte, durch die ein System entsteht, funktioniert und sich erhält

Beim Analysieren dieser Strukturen und Beziehungsgeflechte (Relationen) versucht der Systemiker alles auf möglichst einfache Regelwerke herunter zu brechen.

Weiter schreibt Wikipedia:

2. Ein System in diesem Sinn lässt sich durch die Definition zweckmäßiger Systemgrenzen von seiner Umwelt (den übrigen Systemen) weitgehend abgrenzen, um es modellhaft isoliert beobachten und das Geschehen reflektieren zu können. Diese (vorübergehende) Einschränkung ist zweckmäßig, weil das menschliche Bewusstsein in seiner Auffassungsgabe systemischer Abläufe begrenzt ist.”

Dieser Punk Zwei ist enorm wichtig, um zu verstehen, wo systemisches Denken an seine Grenzen stösst. Der Lebensberater Mark Gungor fasst es in seinem Vortrag “Tale of Two Brains” zusammen.
”Mans brains are made of litte boxes. And we have a box for everything. We got a box for the car, we got a box for the money, we got a box for the job, we got a box for you, we got a box for the kids, we got a box for your mother, somewhere in the basement. We got boxes everywhere. And the rule is, the boxes don’t touch.

When a man discusses a particular subject, we go to that paricular box, we pull that box out, we open the box, we discuss only what is in that box, alright? And then we close the box, and put it away, being very, very carefull not to touch any other boxes.”

Die Gehirne von Männern sind aus kleine Kästchen gemacht. Und wir haben eine Kästchen für alles. Wir haben ein Kästchen für das Auto, wir haben ein Kästchen fürs Geld, wir haben ein Kästchen für die Arbeit, wir haben ein Kästchen für dich, wir haben ein Kästchen für die Kinder, wir haben ein Kästchen für deine Mutter, irgendwo im Keller. Wir haben überall Kästchen. Und die Regel ist: Die Kästchen berühren sich nicht.

Wenn ein Mann über ein bestimmtes Thema diskutiert, gehen wir zu jenem speziellen Kästchen, wir ziehen dieses Kästchen heraus, wir diskutieren nur darüber was in die diesem Kästchen ist, klar? Und dann schliessen wir das Kästchen, und legen es weg, dabei sehr, sehr vorsichtig, kein anderes Kästchen zu berühren.

Jedes dieser Kästchen ist ein abgegrenztes, isoliertes System. Das Thema Staatsverschuldung ist in einem anderen Kästchen (z.B. Politik) gespeichert als Zinseszins (z.B. Geld).
Der Zinseszins wird z.B. Positiv gesetzt: “Ich bekomme für mein Geld auf der Bank Zins und Zinseszins.” und der Bezug über die volkswirtschaflichen Zusammenhänge von Zinseszins auf das dadurch inhärente Problem “Staatsverschuldung” wird nicht erkannt. Statt dessen fordert man den Staat auf, doch zu sparen. Sucht Schuldige an den hohen Ausgaben und findet sie je nach politischer Wahlheimat. Man bleibt im Kästchen Politik.

Die angebliche Neigung zu Technik entstammt dem Wunsch, abgeschlossene Systeme zu haben, zum Beispiel ein Radio, und dann dessen Funktionsweise zu ergründen.

Nur, was hat das mit der Fähigkeit ein Flugzeug zu Pilotieren zu tun?

Asperger gleich Ultramännlich?

Das Problem der Abgrenzung und Vereinfachung demonstriert nun Baron-Cohen selbst, wenn er bei Asperger vom ultramännlichen Gehirn im Sinne des SQ (Systemizing Quotient) spricht. Seine eigenen Daten geben das nämlich gar nicht her. Hier ein interessantes Schaubild:

scores
Dabei ist gut zu erkennen, dass Asperger zwar im Schnitt einen hohen SQ haben, aber doch sehr viele im von Frauen und Männern geteilten Mittelfeld liegen. Insgesamt ist die Streuung recht hoch. Entscheident für Asperger ist offensichtlich der niedrigere EQ (Empathic Quotient), ein hoher SQ eher ein Nebeneffekt der mal stärker, mal schwächer Auftritt.

Nicht nur das, es zeigt auch, dass EQ und SQ sich nicht wirklich zwei Enden einer Skala sind, sondern nur statistisch gehäuft gegenläufig vorkommen. Des weiteren zeigt sich, dass ein enorm grosser Teil von Frauen und Männern sich ein Zentrum Teilen. In diesem Zentrum liegt mindestens die Hälfte. Viel zu wenig um pauschal sagen zu können, man hätte hier einen deutlichen Trenner zwischen den Geschlechtern gefunden.

Ironischerweise wird das Geschlecht der Asperger-Betroffenen nicht weiter angegeben. Was leicht die Tatsache verbirgt, dass es auch viele Frauen mit Asperger gibt. Wenn die nun angeblich so ultramaskulin sind, sind die dann alle Transsexuell? Nicht im geringsten. Im Gegenteil, unter transsexuellen Frauen gibt es sogar ein erhöhtes Vorkommen von Asperger-Betroffenen.

Baron-Cohen hat nicht die Lösung auf die Frage des Gehirngeschlechts gefunden, sondern nur zwei Aspekte davon, deren Schnitt zwar abweicht, aber bei weitem nicht Aussagekräftig genug ist, um Frauen und Männer daran aufzuteilen.

Weiter zu: Baron-Cohens zweiter Fehler

Sonntag, 30. Januar 2011

Das TSG ist gefallen. Jetzt sind alle TG, TS und IS Verbände in der Pflicht.

Das Bundesverfassungsgericht hat festgestellt, dass der Operationszwang zum Erlangen einer Personenstandsänderung nicht mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Das ist gut und das ist ein wesentlicher Schritt zur Verbesserung der Menschenrechte derer, deren körperliche Integrität nicht den Anforderungen an ein phänotypisch binäres Geschlecht entspricht. Damit ist offiziell fast jeder Punkt des Transsexuellengesetzes als Verfassungswidrig erklärt worden.

Denkt man zumindest erst mal.

Denn wenn man die Urteilsbegründung liest, kann man daraus nichts als einen herben Rückschlag für die geschlechtliche Selbstbestimmung herauslesen.

Was mir mit am stärksten aufgestossen ist, ist die juristische Stärkung des Hebammengeschlechts. Des Geschlechts, dass nach kurzer Sichtprüfung einem Kind zugewiesen wird:

"Der Gesetzgeber kann bei der Bestimmung der Geschlechtszugehörigkeit eines Menschen grundsätzlich von dessen äußeren Geschlechtsmerkmalen zum Zeitpunkt der Geburt ausgehen und die personenstandsrechtliche Anerkennung des im Widerspruch dazu stehenden empfundenen Geschlechts eines Menschen von bestimmten Voraussetzungen abhängig machen. Da das Geschlecht maßgeblich für die Zuweisung von Rechten und Pflichten sein kann und von ihm familiäre Zuordnungen abhängig sind, ist es ein berechtigtes Anliegen des Gesetzgebers, dem Personenstand Dauerhaftigkeit und Eindeutigkeit zu verleihen, ein Auseinanderfallen von biologischer und rechtlicher Geschlechtszugehörigkeit möglichst zu vermeiden und einer Änderung des Personenstands nur stattzugeben, wenn dafür tragfähige Gründe vorliegen und ansonsten verfassungsrechtlich verbürgte Rechte unzureichend gewahrt würden. Dabei kann er, um beliebige Personenstandswechsel auszuschließen, einen auf objektivierte Kriterien gestützten Nachweis verlangen, dass die selbstempfundene Geschlechtszugehörigkeit, die dem festgestellten Geschlecht zuwiderläuft, tatsächlich von Dauer und ihre Anerkennung für den Betroffenen von existentieller Bedeutung ist. "

Es wird also alles andere als Selbstbestimmend davon ausgegangen, dass ein Hebammengeschlecht immer richtig ist und dessen Unrichtigkeit erst einmal bewiesen werden muss. Das ist Futter für die Verteidiger frühkindlicher Zuweisungen (auch Verstümmelungen genannt), die sich im Konstrukt des “Psychosexuellen Notfalls” nun einmal mehr auf die juristische Notwendigkeit einer solchen “Verdeutlichung” berufen können.

Auch können Zuweisungen entgegen dem gelebtem Geschlecht, die nicht für eine Personenstandskorrektur nach Personenstandsgesetz ausreichen und davon Betroffene, die über das Transsexuellengesetz behandelt werden natürlich einmal mehr Regeln unterworfen, die so für andere Menschen beim besten Willen nicht gelten und für mich schon einen krankhaften Zug haben.

"Für ein Leben des Betroffenen im anderen Geschlecht ist eine Angleichung seiner äußeren Erscheinung und Anpassung seiner Verhaltensweise an sein empfundenes Geschlecht erforderlich. Dies wird zunächst nur durch entsprechende Kleidung, Aufmachung und Auftretensweise herbeigeführt, um im Alltag zu testen, ob ein dauerhafter Wechsel der Geschlechterrolle psychisch überhaupt bewältigt werden kann."

Einmal mehr kann man sagen, hier handelt es sich ja ausschließlich um ein Gerichtsurteil, dennoch findet hier die International nicht anerkannte Behandlung nach den Vorgaben der deutschen Standards of Care Eingang in ein juristisches Schriftstück. Man muss sich leider nicht weiter darüber wundern, denn als “Fachleute” waren genau jene Psychoanalytiker zur Stelle, die auch das TSG und die deutschen Behandlungsstandards entworfen haben.

Ironischerweise meinte ein wohlmeindender Pressekommentar, genau dieser Unsinn sei damit abgeschafft worden:

Juristische Geschlechtsanpassung

Das Recht hat zu einem seltsamen Bild von Transsexuellen in Deutschland beigetragen. Es hat die Transsexuellen gezwungen, schon vor einer Operation oder Hormonbehandlung ein Jahr lang in den Kleidern des Zielgeschlechts herumzulaufen. Die Menschen wurden genötigt, sich selbst zu verhöhnen.

Schön wäre es, aber es tut schon gut, wenn Außenstehende die Unsinnigkeit dieser Travestie wenigstens sehen können.

ATME hat in seiner Presseerklärung ganz gut aufgeführt, wie Karlsruhe sich zwar am Grundgesetz, aber weniger an den, auch schon von EU Menschenrechtskommisar Thomas Hammarberg angemahnten Menschenrechten für Betroffene orientiert.

Ganz besonders wichtig ist dem Verfassungsgericht denn auch die Ehe als Institution zwischen Mann und Frau – und dass ist leider eine der schlimmsten Nachrichten.

Trotz zunehmender juristischer Gleichstellung der Geschlechter scheint es genau dieser Punkt zu sein, der die Abschaffung des juristischen Geschlechts unmöglich macht. Und wenigstens ein Geschlechtseintrag Other (undefiniert) wie er durch das internationale Passrecht vorbereitet ist? Siehe das erste Zitat.

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In meinem Beitrag Frust hatte ich schon darüber geschrieben:
Man sollte meinen, das Transgender, transsexuellen Menschen und intersexuellen Menschen ein gemeinsames Ziel am Herzen liegt:
Geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung

In Bezug auf die Gestaltung dessen, was das TSG ersetzen wird sind alle in der Pflicht. Intersexuelle dürfen nicht meinen, das trifft sie nicht, da es ja um Transsexuelle geht. Transsexuelle (im Sinne von pro OPs)  dürfen sich nicht auf das TSG als Privileg berufen, wie ich das verschiedentlich erlebt habe. Und Transgender dürfen nicht so tun, als sei einzig Judith Butlers Auftrag bindend, Gender-Trouble zu stiften.

Die deutsche Kaste der Sexologen, die gleichsam viel Leid über, sagen wir mal außergewöhnlich Geschlechtliche, gebracht haben, dürfen nicht einfach ein weiteres mal die bestimmenden Experten für ein Gesetz sein, und sich dabei auf Ideen berufen, die die Massenvernichtungswaffen des Iraks als PR-Gag alt aussehen lassen.

Ich verlange, und ich weis, eigentlich steht mir das nicht zu, eine Zusammenarbeit von:
Trans Inter Queer, ATME, Zwischengeschlecht e.v., DGTi, XY-Frauen, IVIM (OII Deutschland) und und und…
Denn ob es gemocht wird oder nicht, ob es gewollt wird oder nicht, es Betrifft alle.

Donnerstag, 28. Oktober 2010

Wer ist "Gerti Lucke"?

Gleich eins Vorweg. Ich habe keine Ahnung.

Wallraff und Hape Kerkeling sieht sie nicht ähnlich genug. Ein Newcomer unter den Impersonatoren?

Vielleicht ein Anthropologe, der den Umgang mit Transsexualität erforschen will, und deshalb den transsexuellen Bürgermeisterkandidat (nein, nicht Bürgermeisterin) mimt? Stets die angebliche Transsexualität betonend? Wer immer diese Person ist. Es gibt wohl derzeit keinen Wahlkampf in Weissenfels und Gerti Lucke hat im Grunde selbst klar gestellt, dass sie nicht Transsexuell ist. Und ihre Blogs zum Thema sind zwar Prallgefüllt, aber eine einzige, grausame Parodie.

Wahrscheinlich kommt dann in einem Jahr oder so das Buch oder der Film: "Mein Leben als Transie"

Das ist sowas von dreckig...

Dienstag, 26. Oktober 2010

Intersex Awareness Days

Heute ist der Intersex Avarness Day.

Awareness zum ersten


Zur Feier des Tages erstmal ein Link auf das wichtigste Blog in diesem Kontext:

http://blog.zwischengeschlecht.info/

Zur Zeit habe ich recht viele persönliche Diskussionen, wie man mit dem Thema Genitalverstümmelung umgehen sollte.

Seelenlos von oben genanntem Blog meint, es sei ausreichend, das Kind beim Namen zu nennen und viele andere Denken mit ihm und Nella, vor allem direktes Vorgehen gegen die Täter (meist Kinderurulogen) sei der beste Weg.

Bei zwischengeschlecht.info möchte man das Thema "Gender" möglichst fernhalten, entvervt sich, dass es sogar in Intersexforen immer einen grossen Platz einnimmt.

Naja, mich nervt dabei, das Geschlecht und Gender hier schon mal grundsätzlich verwechselt wird. Bei OII rief man auch schon zur Klärung auf, doch bitte die Begriffe sex identity und gender identity zu benutzen.

Allerdings, und jetzt komme ich zu meiner persönlichen Meinung, denke ich das Problem lässt sich mit dieser Vorgehensweise nicht lösen. Wenn Seelenlos sagt, die "Gender-Kacke (tm)" spielt keine Rolle, dann ist das Falsch. Sie sollte keine Rolle spielen, aber das ist ein anderes Thema. Tatsächlich ist aber die "Gender-Kacke (tm)" immer und immer wieder die Begründung für die Verstümmelungen, egal wie sie Formuliert wird. (Gender ist Erziehung: Abschneiden, Gender ist Biologisch; Hey, wir erhöhen unsere "Trefferquote").

Diese Begründung kann man den Behandlern unter den Füssen wegziehen, wenn man sich die Tatsächlichen Zahlen anguckt, wenn man, wie die Behandler selbst, nur diesen Aspekt nimmt. Und dazu gibt es zahllose Studien.

Was in diesem ganzen Kontext übersehen wird, sind nicht die ausführenden Organe (also Chirurgen / Kinderurulogen) sondern die Menschen, die sich anmassen, die Entscheidung für das Kind zu treffen. Das sind in letzter Konsequenz die Eltern. Und die sind, wie fast alle Menschen, tief in dem Glauben gefangen, "Das Kind brauche doch ein Geschlecht".

Also muss man der breiten Öffentlichkeit klar machen, das man Geschlecht nicht Fremdbestimmen kann. Eben genau die verpöhnte "Genderkacke(tm)".

Ein Gesetz gegen diese Verstümmelung (tatsächlich wurde ein echter Vorstoss seitens der Community schon mal abgelehnt, weil Transgender darüber stand, so viel zum angeblichen Primärziel) scheitert immer wieder daran, dass die breite Öffentlichkeit nicht für das Thema sensibilisiert ist. Ich verlinke in in vielen Kommentaren immer weider auf Zwischengeschlecht, obwohl das aus meiner Situation heraus fast so etwas wie selbstverletzendes Verhalten ist.

Awareness zum Zweiten


Ich hatte schon, zumindest in den Kommentaren, davon gesprochen, dass ich auffällige Genitalien hatte und ein paar mal mehr, dass ich äusserlich vor der Pubertät nicht von einem Mädchen zu unterscheiden war (also Abseits der Genitalien). Hier nicht darüber gesprochen hatte ich darüber, dass ich sogar so etwas wie eine weibliche Pubertät (ohne Blutungen allerdings) hatte. Mittlerweile weis ich zu 95% woran das lag (und warum meine Genitalien nicht entlang der Prader Skala einzuordnen waren). Das ganze geht auf eine Störung in der Hormonkonvertierung zurück und nennt sich:
17β-Hydroxysteroid Dehydrogenase Defizienz. Sie geht mit unterschiedlich starken Untervirilisierungsgraden der Genitalien einher - aber zum Zeitpunkt des normalen Pubertätseintritts stabilisiert sich der Testosteronhaushalt und die Gonaden werden deutlicher ausgeprägt.

Wäre das von Ärzten erkannt worden, wäre die Empfehlung der Ärzte gewesen, vorpubertär Testosteron zu geben, bei deutlicheren Fällen wird die Genitalverstümmelung empfohlen.

Ja, ich bin froh das es unterkannt blieb...

Aber auch hier kommt die "Gender-Kacke (tm)" zum Tragen:
Ich zitiere mal kurz
Tabu Intersexualität auf Arte
"die...Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei"
Meine Genitalien hat kein Mensch vor der Pubertät gessehen ausser ein paar Ärzten und meinen Eltern (vielleicht noch mein Onkel). Ich wusste nicht wirklich, dass mein Genital ungewöhnlich aussieht, ich hab mich nur gewundert, dass immer von dem (Einzahl) Hodensack gesprochen wird, wo es doch zwei sind. Dass es wirklich ungewöhnlich und nicht nur eine von vielen Möglichen Variationen ist, hab ich noch viel später rausgefunden, die 95% Sicherheit habe ich sogar erst seit etwa einem Monat.

Aber:
Meine Transsexualität hat mir das Leben zur Hölle gemacht und hat zu extremen Mobbing geführt. Dafür musste sie noch nicht mal als solche bekannt sein. Man merkte mir das Mädchen einfach an (mit Anfang 16 wurde ich von ein paar "Freunden" geoutet und das Mobbing wurde noch schlimmer). Ergo kleine Nachricht an die Behandler: So lässt sich die Verstümmelung nicht begründen. Wie sehr ist da das im dortigen Film aufgezeigte Kind "Inge" zu beneiden, dem man nicht nur die Sexualität und körperliche Selbstbestimmung gelassen hat, sondern dem auch von Aussen keine "Gender-Kacke(tm)" aufgedrängt wird.

Awareness zum Dritten


Das extrem viele, als Transsexuell bekannte Personen ungewöhnliche Genitalien und/oder andere Auffälligkeiten wie zum Beispiel ind den Skelettmetriken haben, ist kein Zufall. Es lässt sich oft genug auf bekannte IS Kondition, meist eine CAH Variante zurückführen. Allerdings ist das ein noch grösseres Tabu - eines, das Intersexaktivisten auch nicht wirklich brechen wollen. Die Distanz zu Transsexualität soll gewahrt bleiben.
Dabei wäre genaues hinschauen vor allem in Bezug auf die Hormonersatztherapie wichtig. Lebenswichtig.

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Hormonersatztherapie

Bekanntermassen ist die Hormonersatztherapie nicht nur ein Thema im Kontext von TG, TS oder IS.
Und so liest man bei dieStandard gerade folgendes:

Hormonersatztherapie gefährdet Frauenleben
"Washington - Eine Hormonersatztherapie nach der Menopause mit kombiniertem Östrogen und Gestagen führt nicht nur zu mehr Herz-Kreislauf-Zwischenfällen (Infarkt, Schlaganfall) und Brustkrebserkrankungen, sondern auch zu mehr Todesopfern durch Mammakarzinome."

Was aus dem Artikel erstmal nicht hervor geht, ist, wie sich die Hormonersatztherapie denn nun gestaltet, aber es wird auf die entsprechende Studie verwiesen:
Estrogen Plus Progestin and Breast Cancer Incidence and Mortality in Postmenopausal Women

Womit auch klar wird, dass diese Frauen keine Hormonersatztherapie hatten. Ersatz bedeutet ja gewissermassen: Auffüllen was fehlt. Statt dessen bekamen sie aber ein Medikament, Progestin, dass die Wirkung des noch vorhandenen Hormons Progesteron geradewegs auch noch ausschaltet.
Progesteron wird in seiner Funktion selbst von ausgebildteten Endokrinologen falsch eingeschätzt, man spricht von einem "Schwangerschaftshormon". Tatsächlich ist es nicht nur selbst Wichtig und muss in einem angemesenem Verhältnis zu Estradiol stehen (Stichwort Estradioldominanz). Es ist auch noch die Basis für die Biosynthese vieler weiterer Hormone:
z.B.:
17a-hydroxyprogestrone
Dexycorticosterone
11- deoxycortisol
...Androstenedione
Estrone
17 Beta Estradiol (Natürliches)
Corticosterone
Cortisol
Aldosterone
(Auch die folgenden werden bei Frauen benötigt)
Testosterone
DHT

Progestin ist chemisch nicht identitsch mit Progesteron, kann aber an die Rezeptoren andocken. Erstens verdrängt es das wirksamere echte Progesteron, zweitens kann es nich weiter synthetisiert werden.

Das Problem gibt es mit vielen weiteren Produkten, die im Zusammenhang mit Hormonersatztherapien, die diesen Namen nicht verdienen, angewendet werden. Ich habe mich deshalb entschlossen, hier mal einen Text einzustellen, den ich vor kurzem in einem Forum gepostet habe:

Nachdem ich das abgesetzt habe, vieleicht mal ein wenig Erklärung. Die Standartanwort, "Spiel nicht damit rum" oder "geh lieber zum Arzt" ist vielfach einfach nicht sinnvoll.

Also, der Grund warum die Kräuterprodukte (Evanesce und Feminol sind eigentlich nicht wirklich ausschliesslich Pflanzlich) wirken und doch problematisch sind liegt in der Biosynthetisierung. Aus dem selben Grund sind Ethylestradiol und CPA (Beides in der unbedingt zu vermeidenden Diane 35) ziemlich schädlich.

Phytoöstrogene und Ethylestradiol sind chemisch 17 Beta Estradiol ähnlich und können an die Rezeptoren andocken. Ein feminisierender Effekt, Gynemastomie, tritt ein.

Aber das chemisch anders zusammengesetzt, wird die normale Biosynthese unterbrochen. Das bedeutet, wichtige Hormone werden nicht mehr hergestellt, und für trans* Frauen noch schlimmer: Das Gehirn hört nicht auf, Testosteron anzufordern, weil es nicht erkennt, das eigentlich genügend Geschlechtshormone vorhanden wären.

Daher kommt die Idee, man bräuchte auch ein Antiandrogen, wie zum Beispiel CPA (Androcur, Diane 35). CPA wiederum ist ähnlich wie die falschen Hormone und unterbricht die Biosynthesekette und verhindert das "registrieren" von Progesteron, da es "Gestagene" Wirkung hat.

CPA braucht kein Mensch, ein Ersetzen der Hormone 17B Estradiol und Progesteron sorgt dafür, dass der Körper die Testosteronproduktion drosselt, ohne das Mass zu unterschreiten, das Notwending ist. Wird das 17B Estradiol ausserdem noch Transdermal verabreicht, kommt es nicht zu einer steigerung des Tromboserisikos, dass immer wieder so laut beschrieen wird.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Frust

Ich hab lange überlegt, einen Artikel, vielleicht eine ganze Serie zu schreiben. Aber je mehr ich nachdenke, desto grösser wird der Frust, der mittlerweile längst in Wut umgeschlagen ist.

Man sollte meinen, das Transgender, transsexuellen Menschen und intersexuellen Menschen ein gemeinsames Ziel am Herzen liegt:

Geschlechtliche und körperliche Selbstbestimmung

Was tatsächlich passiert, ist das Zäune gezogen werden und Grabenkriege geführt werden, denen zwangsläufig Menschen zum Opfer fallen.

Ob Trangender, Transsexuell oder Intersexuell, das sind längst keine medizinischen oder gar psychologische Kategorien, sondern politische Identitäten. Und so handelt jede für sich entgegen dieses Zieles und kümmert sich mehr um die geschlechtliche und körperliche Fremdbestimmung.

Und so schreibe ich denn erstmal gar nichts mit "Fleisch am Knochen" dazu.

Samstag, 18. September 2010

Ein Abschied

Nein, auch wenn ich in letzter Zeit nicht viel geschrieben habe, und das wahrscheinlich auch so schnell nicht wieder sehr häufig tun werde, Gemeint ist eine andere. Ich hatte die traurige Aufgabe, Transray aus den Links herauszunehmen.

Transray war eine Datenbank, die Artikel zu Trans- und Intersexthemen sammelte, katalogisierte und Querverbindungen aufbaute. Eine sicher unglaublich mühselige Aufgabe. Aber das war nicht der Grund zum Einstampfen des Projekts und noch ist die Abschiedsnachricht auf der Seite zu sehen. Ich möchte sie hier im ganzen wiedergeben (bis auf die Kontaktmöglichkeiten, da diese nach Löschung oder Verkauf der Domain so wie so nicht mehr gültig sind):

Aus, vorbei

Warum?

Ich bin der Ansicht, dass die Gesellschaft und insbesondere die Politik nicht bereit sind, Transsexualität so anzunehmen, dass ein würdevoller Umgang mit transsexuellen Menschen in naher Zukunft möglich ist. Alle Bemühungen, zum Beispiel die Vornamenswahl/Geschlechtswahl zu vereinfachen, sind gescheitert.

Ebenfalls sind auch die Vorurteile nicht aus der Welt zu schaffen, die genau dies verhindern.

Bislang orientiert sich die Behandlung/der Umgang an Vorgaben, die nicht von Betroffenen verabschiedet wurden. Sie folgten einem paternalistischem Dogma, durch das transsexuelle Menschen zum Subjekt des Handelns werden.

Ich habe viele Menschen kennengelernt, die schon seit Jahren von der medizinischen Fraktion hingehalten werden, denen es seitens der Krankenkassen untersagt wird, sich operieren zu lassen, deren Erscheinung zu täglichen Kämpfen führt, nur weil „Standards“ und Medizinische Dienste (frühzeitige) Epilationen verhindern.

Viele dieser Menschen stehen dadurch im beruflichen Abseits. Diese Belastung schlägt sich auch in Aufenthalten in der Psychiatrie und Erwerbsunfähigkeiten nieder. Das Einzige was uns fehlt, ist die einfache Anerkennung. Wir benötigen keine Psychotherapie, noch Psychoanalyse über Jahre hinweg, sondern einfaches Vertrauen darauf, dass wir es selbst sind, die genau wissen, was uns nützt.

Ich dachte dem Themenkreis Transsexualität näher zu kommen, indem ich alle mir bekannten Quellen zusammenfüge. Das Ergebnis ist ernüchternd. Neben Moden gibt es keinen wissenschaftlichen Ansatz, der überhaupt irgendetwas erklärt.

Die „Wissenschaftler“ stochern also im Nebel und auch wenn einige sich nach Jahren dahingehend äußern, dass transsexuelle Menschen einfach ganz normale Menschen seien, dann ist das schon erschreckend, weil immer noch so getan wird, als wenn die Behandlung von Transsexualität nur gewissen Vorgaben zu folgen hat und dann alles gut wird.

Wird es nicht.

Und zwar deshalb weil transsexuelle Menschen in ihrer Verzweiflung alles unternehmen, was von professionellen „Helfern“ gefordert wird, die Bungee-Jumping-Theorie – wenn ein Kriterium der Diagnose wäre, sich mit einem Gummiband an den Beinen von einer Brücke zu stürzen, dann würden es alle tun, auch wenn es nichts damit zu tun hat – verdeutlicht es. Dies ist symptomatisch für die „Diagnose“, resp. „Behandlung“.

Zuletzt noch ein Wort zu Gutachten: Nirgendwo wird mehr Unsinn geschrieben und Ableitungen aus noch so weit hergeholten Angaben gemacht. Es wird Zeit, den Quatsch mit den Gutachten zu lassen, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie zur Verelendung von transsexuellen Menschen beitragen.