Dienstag, 26. Oktober 2010

Intersex Awareness Days

Heute ist der Intersex Avarness Day.

Awareness zum ersten


Zur Feier des Tages erstmal ein Link auf das wichtigste Blog in diesem Kontext:

http://blog.zwischengeschlecht.info/

Zur Zeit habe ich recht viele persönliche Diskussionen, wie man mit dem Thema Genitalverstümmelung umgehen sollte.

Seelenlos von oben genanntem Blog meint, es sei ausreichend, das Kind beim Namen zu nennen und viele andere Denken mit ihm und Nella, vor allem direktes Vorgehen gegen die Täter (meist Kinderurulogen) sei der beste Weg.

Bei zwischengeschlecht.info möchte man das Thema "Gender" möglichst fernhalten, entvervt sich, dass es sogar in Intersexforen immer einen grossen Platz einnimmt.

Naja, mich nervt dabei, das Geschlecht und Gender hier schon mal grundsätzlich verwechselt wird. Bei OII rief man auch schon zur Klärung auf, doch bitte die Begriffe sex identity und gender identity zu benutzen.

Allerdings, und jetzt komme ich zu meiner persönlichen Meinung, denke ich das Problem lässt sich mit dieser Vorgehensweise nicht lösen. Wenn Seelenlos sagt, die "Gender-Kacke (tm)" spielt keine Rolle, dann ist das Falsch. Sie sollte keine Rolle spielen, aber das ist ein anderes Thema. Tatsächlich ist aber die "Gender-Kacke (tm)" immer und immer wieder die Begründung für die Verstümmelungen, egal wie sie Formuliert wird. (Gender ist Erziehung: Abschneiden, Gender ist Biologisch; Hey, wir erhöhen unsere "Trefferquote").

Diese Begründung kann man den Behandlern unter den Füssen wegziehen, wenn man sich die Tatsächlichen Zahlen anguckt, wenn man, wie die Behandler selbst, nur diesen Aspekt nimmt. Und dazu gibt es zahllose Studien.

Was in diesem ganzen Kontext übersehen wird, sind nicht die ausführenden Organe (also Chirurgen / Kinderurulogen) sondern die Menschen, die sich anmassen, die Entscheidung für das Kind zu treffen. Das sind in letzter Konsequenz die Eltern. Und die sind, wie fast alle Menschen, tief in dem Glauben gefangen, "Das Kind brauche doch ein Geschlecht".

Also muss man der breiten Öffentlichkeit klar machen, das man Geschlecht nicht Fremdbestimmen kann. Eben genau die verpöhnte "Genderkacke(tm)".

Ein Gesetz gegen diese Verstümmelung (tatsächlich wurde ein echter Vorstoss seitens der Community schon mal abgelehnt, weil Transgender darüber stand, so viel zum angeblichen Primärziel) scheitert immer wieder daran, dass die breite Öffentlichkeit nicht für das Thema sensibilisiert ist. Ich verlinke in in vielen Kommentaren immer weider auf Zwischengeschlecht, obwohl das aus meiner Situation heraus fast so etwas wie selbstverletzendes Verhalten ist.

Awareness zum Zweiten


Ich hatte schon, zumindest in den Kommentaren, davon gesprochen, dass ich auffällige Genitalien hatte und ein paar mal mehr, dass ich äusserlich vor der Pubertät nicht von einem Mädchen zu unterscheiden war (also Abseits der Genitalien). Hier nicht darüber gesprochen hatte ich darüber, dass ich sogar so etwas wie eine weibliche Pubertät (ohne Blutungen allerdings) hatte. Mittlerweile weis ich zu 95% woran das lag (und warum meine Genitalien nicht entlang der Prader Skala einzuordnen waren). Das ganze geht auf eine Störung in der Hormonkonvertierung zurück und nennt sich:
17β-Hydroxysteroid Dehydrogenase Defizienz. Sie geht mit unterschiedlich starken Untervirilisierungsgraden der Genitalien einher - aber zum Zeitpunkt des normalen Pubertätseintritts stabilisiert sich der Testosteronhaushalt und die Gonaden werden deutlicher ausgeprägt.

Wäre das von Ärzten erkannt worden, wäre die Empfehlung der Ärzte gewesen, vorpubertär Testosteron zu geben, bei deutlicheren Fällen wird die Genitalverstümmelung empfohlen.

Ja, ich bin froh das es unterkannt blieb...

Aber auch hier kommt die "Gender-Kacke (tm)" zum Tragen:
Ich zitiere mal kurz
Tabu Intersexualität auf Arte
"die...Genitalbschneider-Fraktion übrigens offenherzigerweise keinerlei Zweifel offen – im Gegenteil. Prof. Dr. Mouriquand räumte weiter offen ein, die sexuelle Empfindsamkeit nach der Verstümmelung könne er "nicht garantieren", aber das sei auch nicht so wichtig, da unverstümmelt aufzuwachsen für die Kinder seiner Meinung nach "extrem grausam und nicht zu bewältigen" sei"
Meine Genitalien hat kein Mensch vor der Pubertät gessehen ausser ein paar Ärzten und meinen Eltern (vielleicht noch mein Onkel). Ich wusste nicht wirklich, dass mein Genital ungewöhnlich aussieht, ich hab mich nur gewundert, dass immer von dem (Einzahl) Hodensack gesprochen wird, wo es doch zwei sind. Dass es wirklich ungewöhnlich und nicht nur eine von vielen Möglichen Variationen ist, hab ich noch viel später rausgefunden, die 95% Sicherheit habe ich sogar erst seit etwa einem Monat.

Aber:
Meine Transsexualität hat mir das Leben zur Hölle gemacht und hat zu extremen Mobbing geführt. Dafür musste sie noch nicht mal als solche bekannt sein. Man merkte mir das Mädchen einfach an (mit Anfang 16 wurde ich von ein paar "Freunden" geoutet und das Mobbing wurde noch schlimmer). Ergo kleine Nachricht an die Behandler: So lässt sich die Verstümmelung nicht begründen. Wie sehr ist da das im dortigen Film aufgezeigte Kind "Inge" zu beneiden, dem man nicht nur die Sexualität und körperliche Selbstbestimmung gelassen hat, sondern dem auch von Aussen keine "Gender-Kacke(tm)" aufgedrängt wird.

Awareness zum Dritten


Das extrem viele, als Transsexuell bekannte Personen ungewöhnliche Genitalien und/oder andere Auffälligkeiten wie zum Beispiel ind den Skelettmetriken haben, ist kein Zufall. Es lässt sich oft genug auf bekannte IS Kondition, meist eine CAH Variante zurückführen. Allerdings ist das ein noch grösseres Tabu - eines, das Intersexaktivisten auch nicht wirklich brechen wollen. Die Distanz zu Transsexualität soll gewahrt bleiben.
Dabei wäre genaues hinschauen vor allem in Bezug auf die Hormonersatztherapie wichtig. Lebenswichtig.