In letzter Zeit führte ich zwei Diskussionen mit Frauen, in denen es um das Absprechen der Existenz transsexueller Menschen ging.
Der eine Fing mit einem Bericht aus der Blogosphäre von mir an. In die Diskussion stieg denn auch Claudia, eine der Autorinnen von Femininlesbians.wordpress.com ein. Zuerst allerdings als Kommentar unter dem falschen Artikel von mir, “Erstaunlich”, dann als Kommentardiskussion in ihrem Blogartikel: “Alles Queer”
Schon nach kurzem Austausch war allerdings Schluss. In ihrem Blog stellte Claudia klar, dass nur sie über transsexuelle Betroffene reden, diese aber nicht Antworten dürfen:
P.S.: Und ansonsten werden jetzt nur noch Kommentare von “BioHeteros”, oder “BioMännnern”, “BioFrauen” bzw “Cis-Menschen” (Cis-Gender ist das Gegenteil von Trans-Gender) freigeschaltet. Denn was die ganze um sich selbst kreisende/narzisstische Transgemeinde über sich selbst zu sagen hat, ist zb hier: http://femininelesbians.wordpress.com/2008/09/11/ja-wir-sind-gegen-trans/ schon ausführlichst erörtert worden. Wer also mehr Interesse hat kann sich ja durch alle 76 Kommentare lesen.
Ich wollte die Diskussion selbst eigentlich auch aufgeben, denn es hieße, ein totes Pferd zu reiten. Es ist unmöglich, Claudia oder Sophia, der andere Autorin dort, unsere Existenz zu vermitteln und die Reaktion auf dieses Absprechen offensichtlich als selbstsüchtigen, narzisstischen Akt bezeichnen.
Nur hielt dass Claudia nicht auf, dort nun doch noch einmal einen Kommentar eines Betroffenen zu veröffentlichen, um ihr Bild von Transsexualität noch einmal zu spezifizieren. My Fair Lady ist ein Muscial, in dem ein Mann mehr oder weniger dabei ist, sich die perfekte Frau zu erschaffen. Genau das sieht Claudia in einer transsexuellen Frau, die Behandlung sucht:
@Samuel wie du siehst habe ich dich freigeschaltet- Und ja, ich persönlich bemerke es recht schnell, wenn ich eine Transfrau vor mir habe, denn um es nicht zu erkenne,n muss man emotional schon arg unbegabt sein;-) Aber da gebe ich dir recht, dass Männer sich oft und gerne von Transfrauen blenden lassen und nicht selten die “Traumfrau” in ihnen sehen, kenne da auch einige Fälle aus meiner Familie/Bekanntenkreis. Was nicht ganz unlogisch ist, weil die “Transe” (in welchen Verwandlungsstadien sie sich auch gerade immer befindet), keine Frau sondern ein feminisierter Mann ist, und somit dem Mann perfekt seine Projektion von Frau erfüllt. Sprich: Sie fickt gerne und oft und oft auch ohne Beziehungsaunsprüche, “bastelt” sich alle Fetische (wie Riesenbusen, blonde Haare, High-Heels, Ferrarilippen) freudig an sich ran, bekommt keine Cellulite… ist halt Mann in einem Kunstfrauenkörper. Und meine Erfahrung ist auch, dass viele angebliche Heteromänner heimlich auf so was stehen und auch zu solchen Prostituierten gehen. Insofern ist das schon eine “verkappte Homosexualität”- das Begehren des Mannes nach etwas ihm Ähnlichem, nach dem Mann eben.
Ein perfektes Sammelsurium aus Janice Raymond (The transsexual Empire 1979), Germaine Greer (Pantomime Dames 1999), Julia Bindel ( Gender benders, beware 2004 ) , Ray Blanchard (The Concept of Autogynephilia and the Typology of Male Gender Dysphoria, 1989), J. Michael Bailey (The Man Who Would Be Queen 2003) und “RTL Dokumentation”
Zuzüglich einer Spur victim blaming für Trannychaser / Transenstecher mit denen die meisten gleich mal gar nichts zu tun haben wollen.
Und wie viel davon hält in der Realität stand? Gar nichts.
1. Bekommen auch transsexuelle Frauen Cellulite, keine Ahnung was für eine Phantasie sie da geritten hat.
2. Sind die anderen genannten Attribute Lolo Ferrari zuzuschreiben – und die ist Cis.
3. “Sie fickt gerne und oft und oft auch ohne Beziehungsaunsprüche”??? Woher kommt denn die Idee?
Klar gibt es auch ein paar, auf die ein paar Attribute zu treffen. Irgendwoher bekommt RTL ja die Protagonisten für ihre Dokumentationen. Mit der Realität der meisten transsexuellen Frauen hat das aber nichts zu tun.
Legt sie diese Kriterien zugrunde, dürfte ich vor unfreiwilligem Bekanntwerden meiner medizinischen Vergangenheit bei ihr sicher sein. Selbst ihrem später geäussertem Jokerkriterium;
@Yorinde
diese Frage habe ich doch beantwortet und zwar hier: Und ja, ich persönlich bemerke es recht schnell, wenn ich eine Transfrau vor mir habe, denn um es nicht zu erkennen, muss man emotional schon arg unbegabt sein;-)
D. h.: Klar Transfrauen sehen auf den ersten Blick oft sehr gut aus, aber eben nur auf den ersten…Denn von vom Verhalten und von der Energie sind es eben immer noch Männer, und das spüre ich auch. Daher wird die Knarre wohl eher unnötig sein.
Denn ich weis, was sie meint. Und das ist eben der Punkt. Vom Verhalten her und von der Energie her war ich nie ein Mann. Das musste ich spielen, den Energieteil haben andere oft zuvor schon “Erspürt”.
Doch nun zur zweiten Diskussion. Denn die zeugt davon, dass man nicht unbedingt offen Transphob sein muss, um transsexuellen Menschen ihre Existenz abzusprechen und sie fand auf einem Blog statt, dass ich insgesamt sehr Lesenswert finde, bei Antje Schrupps Blog: Aus liebe zur Freiheit.
Interesannterweise begann die Diskussion in einem Beitrag mit ähnlichem Titel wie bei den Feminin Lesbians: Warum ich nicht queer bin. Eine autobiografische Annäherung. Ein sehr lesenswerter Artikel, enthält er jedoch einen Punkt, den ich hinterfragen musste:
“Meinetwegen können einzelne Frauen Männer werden und andersherum, oder sie können sich weitere Geschlechter erfinden, dagegen habe ich nichts.”
Tatsächlich bezieht sie das auf transsexuelle Menschen. Nur wechseln transsexuelle Menschen nicht ihr Geschlecht. Ich äußerte dazu in den Kommentaren:
Also einmal mehr die Entmündigung transsexueller und vieler intersexueller Menschen, deren Realtität zu gunsten einer Theorie zeredet wird. Du stellst damit, ob gewollt oder nicht, Menschen wie mich entweder als Fehlgeleitet oder, noch schlimmer, als Lügner hin, um dieses Weltbild zu schützen.
Das verstand Antje jedoch nicht:
Wieso ist es eine Entmündigung, wenn ich nicht mit dir einer Meinung bin? Wieso stelle ich dich als Lügnerin hin, wenn ich deine Ansichten nicht teile? Das ist ja ein etwas merkwürdiges Verständnis von politischem Diskurs. Ich bestreite nicht deine erlebte Realität, sondern ich hinterfrage deine Interpretation dieser Realität, weil sie mich nicht überzeugt.
Deshalb erklärte ich es noch einmal genauer, denn das ist das Problem von transsexuellen Menschen genauso wie von intersexuellen Menschen:
Weil du meine, und die Existenz anderer Betroffener zu einer politischen Frage und Meinung umdeutest. Eben dies ist die Entmündigung. Die Leugnung meiner Existenz.
Nur – letztlich hat sie es wohl immer noch nicht verstanden. Mein Post enthielt noch ein paar Informationen mehr und so schrieb sie zu einem Link (Eine Talkshow mit Balian Buschbaum, sehr sehenswert)
Das ist doch alles stereotypes Zeug, und ich mag es nicht, dass man so von Frauen spricht. (Übrigens hat Balian von Männern gesprochen, aber durch die Dichotomie sind natürlich auch Frauen von der Aussage betroffen)
Tja. Womit meine Kritik zu beweisen war. Queer ist eine (Gesellschafts-)politische Bewegung, die nichts mit der medizinischen Kondition Transsexualität zu tun hat. Beide Blogs schaffen es nicht, das auseinanderzuhalten und müssen sich so ihre eigene Definition von Transsexualität gestalten, um es hinein zu quetschen.
So wie Claudia sagt, transsexuelle Frauen würden sich, ganz nach dem Muster der “My fair Lady”, als Traumfrau oder Fetisch selbst erschaffen, so schaffen sie sich ihre eigene Vorstellung von Transsexualität.
Eben “My fair Tranny”.