Ich habe über die Jahre nun schon einige Bücher zum Thema gelesen. Leider sind die, die ich wirklich empfehlen würde, nur in Englisch verfügbar:
True Selves
Understanding Transsexualism--For Families, Friends, Coworkers, and Helping Professionals
Wahre Ichs
Transsexualismus (*seufz*) verstehen - Für Freunde, Famillie, Mitarbeiter und professionelle Helfer.
Es ist 20 Jahre alt und hat einige Schwachstellen. Wenn von transsexuellen Mädchen und Frauen mal wieder als Jungen und Männer gesprochen wird und für Männer umgekehrt, wenn von Geschlechtsidentitätsstörung gesprochen wird und nicht zuletzt mal wieder ein psychologisches Modell angeführt wird.
Aber: Es konterkariert diese in dem er das Leiden von transsexuellen Menschen beschreibt. Insbesondere in der Kindheit - und die instinktiven Probleme durchaus beschreibt. Das Buch war ein Augenöffner für mich, wie viel Transsexuelle tatsächlich gemeinsam haben, denn mit anderen Betroffenen hatte ich mich allenfalls über das aktuelle Leben unterhalten.
Damit kann das Buch Aussenstehenden auch sehr gut vermitteln, warum das Leben für transsexuelle Menschen eine Hölle ist, und nicht die Folge eine spontanen, fröhlichen Entscheidung. Ein Bild, dass sich in der Öffentlichkeit festgefressen zu haben scheint.
Whipping Girl
A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity
Prügelmädchen
Eine transsexuelle Frau über Sexismus und Feminität als Sündenbock (Achtung, etwas frei Übersetzt)
wie True Selves klärt Serano erst einmal über Begrifflichkeiten auf. Ein kurzer autobiographischer Abschnitt fehlt ebenfalls nicht. Einen viel wichtigeren Teil ihres Buches nimmt allerdings ein, warum vor allem Transfrauen so viel Ablehnung von der Gesellschaft und gerade durch den Feminismus erfahren. Inhaltlich möchte ich nicht zu viel vorweg nehmen, sie entlarvt jedoch, wie Feminität immer als etwas Künstliches wahr genommen und beschrieben wird.
Eine interessante Beobachtung, die sich allerdings immer wieder Bewahrheitet, ist die Form der Darstellungen von transsexuellen Frauen in den Medien:
Entweder als
- täuschende, nicht operierte (für den Schockeffekt) Schönheit, die ihre Umgebung täuscht (normalerweise von Frauen gespielt)
- postoperative Frau, die ihre Vergangenheit nicht Leugnen kann (oft dick geschminkt, mit tiefster Stimme und maskulinen Mannerismen)
(normalerweise von Männern gespielt)
Gerade für Menschen, die sich noch wenig mit dem Thema befasst haben würde ich autobiographische Bücher nicht empfehlen. Zu schnell glaubt man vom persönlichen Erleben einer Person auf alle Betroffenen schliessen zu müssen. Auch selbst Betroffene können dadurch verunsichert werden (so bin ich doch nicht! Also bin ich nicht Transsexuell?)
Gelesen habe ich selbst:
Jan Morris
Conundrum. Mein Weg vom Mann zur Frau
Jamison Green
Becoming a visible man
Simone-Yvonne von Budzyn
Vom Supermann zur super Frau. (Ich hab sie gefragt, der blöde Titel stammt nicht von ihr selbst)
Recht bekannt ist auch:
Nadja Brönimann
Die weisse Feder
Andere Bücher, die ich gelesen habe und zumindest für Lesenswert halte:
Transpeople
Repudiation, Trauma, Healing
Transmenschen
Ablehnung, Trauma, Heilung
Ein gutes Buch zum Thema, auch für Menschen mit zwischengeschlechtlichen Identitäten.
Gehirn und Geschlecht
Neurowissenschaft des kleinen Unterschieds zwischen Mann und Frau.
Ironischerweise gibt es ein Kapitel über Transsexualität, das man aber gleich ungelesen herausreißen kann. Peggy Cohen-Kettenis die es eigentlich besser wissen sollte, versucht einmal mehr, die hirnorganischen Unterschiede als nicht ausreichend bewiesen hin zu stellen, stellt in Ursache und Wirkung vertauschte psychosexuelle Entwicklungsszenarien vor und verweist dabei auf Ken Zucker.
Transsexualität - Transidentität
Begutachtung, Begleitung, Therapie
Mehr ein Geschichtsbuch. Udo Rauchfleisch beschreibt, wie sich die Behandlung von transsexuellen Personen in der Schweiz entwickelt hat. Die daraus entstehenden Probleme verkennt er naturgemäß - war er doch einer der Hauptarchitekten.
Was unterscheidet diejenigen, die uns angreifen, von uns selbst?
-
*Der erste Schritt, damit Menschen gesellschaftlich gleichberechtig leben
können, ist der, sich selbst als echt anzuerkennen. Selbstbestimmtheit
heisst, ...
vor 4 Wochen
3 Kommentare:
Mein Favorit ist "Telefonate mit Denise", in unzähligen Telefongesprächen lernt jemand eine Trans-Frau immer mehr kennen. Die Dialoge sind spannend und einfühlsam geschrieben. Mich hat das Buch sehr berührt.
Momentan lese ich grad "Gleiche Chancen für alle" Katrin Helma, ein Sachbuch aber von einer TransFrau geschrieben. Die Hälfte hab ich gelesen und finde es bisher extrem informativ.
Mein Favorit ist "Telefonate mit Denise", in unzähligen Telefongesprächen lernt jemand eine Trans-Frau immer mehr kennen. Die Dialoge sind spannend und einfühlsam geschrieben. Mich hat das Buch sehr berührt.
Momentan lese ich grad "Gleiche Chancen für alle" Katrin Helma, ein Sachbuch aber von einer TransFrau geschrieben. Die Hälfte hab ich gelesen und finde es bisher extrem informativ.
Mein Lieblingsbuch heisst "Telefonate mit Denise". Dort befragt jemand in einer riesigen Telefon-Serie eine TransFrau über alles was sie erlebt hat, was sie denkt und fühlt. Die Gespräche sind sehr authentisch, einfühlsam und informativ. Im deutschsprachigen Raum gibts m.E. kein Buch, das Nicht-TS so einen Einblick in die Gefühls- und Erlebenswelt einer TransFrau geben.
Momentan lese ich grad "Gleiche Chancen für alle", ein eher informatives Buch von einer TransFrau Katrin Heimar, die nicht nur als Betroffene schreibt sondern auch aus ihrer Erfahrung in jahrelanger TS-Begleitung. Die erste Hälfte hab ich durch und finds sehr informativ.
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