Es kommt nicht selten vor, dass wenn über transsexuelle Personen gesprochen wird, solche Worte fallen wie: "Sie wurde als Michael geboren." "... als ich noch ein Mann war..." und selbst transidentifizierte Personen wie zum Beispiel Svenja, ist Stolz auf einen Artikel, in dem sie als ehemaliger Mann präsentiert wird.
Nun ist es leicht, die Terminologie zu übernehmen, wenn man in einer cisnormativen Welt aufgewachsen und deren Sprache aufgesogen hat. Nur vermitteln diese Worte ein völlig falsches Bild. Nur weil wir versucht haben, der Rolle, die uns unser äusseres Aufgezwängt hat, waren wir doch letztlich immer die selbe Person, wechseln wir das Äussere und diese Rolle, mag das von aussen ja nach einem Geschlechtswechsel aussehen - tatsächlich ist es aber nur eine Korrektur dieser beiden Punkte. Das jetzt zu Tage tretende Ich ist das wahre Ich und wer die Transition einer transsexuellen Person hautnah miterlebt hat, wird dies bestätigen können.
Aber diese Sprache hält die Leute in dem Glauben Transfrauen seien Männer (und Transmänner Frauen) die so tun, als ob sie etwas anderes wären. Und diese Sichtweise tötet Menschen.
Insbesondere, wenn es zu sexuellem Kontakt kommt, und die andere Partei findet danach heraus, dass die Person eine transsexuelle Vergangenheit hat, kommt es genau Aufgrund dieser Einstellung zu gewalttaten. In den Kommentaren zu der Berichterstattung über den Prozess von Angie Zapatas Mörder wurde Angie sogar immer wieder als Vergewaltigerin bezeichnet - weil sie angeblich dem Mörder einen Geblasen hat, ohne ihren PreOp Status zu verraten: Es heist, Frauen wie sie verführen Männer zu Homosexuellen Handlungen, in einer homophoben Kultur ein grosses Verbrechen.
Und immer wieder kommen Männer, die Frauen ermorden und dann Argumentieren sie hätten sie nicht darüber aufgeklärt, dass sie in Wahrheit Männer seien, vor Geschworenengerichten davon. Wie zum Beispiel beim Mord an Gwen Aujuro - sie wurde von einer Gruppe jugendlicher zu Tode gefoltert und da die Geschworenen sich nicht einigen konnten, ob ein Mord oder Totschlag vorliegt, da die armen Jungs ja getäuscht wurden, kamen sie Frei.
Das Problem ist nicht nur auf transsexuelle Frauen begrenzt, dank der Verfilmung der Leidensgeschichte von Brandon Teena (Boys don't cry) ist auch der Fall eines Mannes recht bekannt, der Vergewaltigt und Totgeprügelt wurde.
Aber es muss noch nicht einmal die Gefahr sein, die von betrunkenen, männlichen Gruppen von Jugendlichen ausgeht - wo die Gruppendynamik freien Lauf hat. Selbst eine Person, die mehrere Jahre mit einer anderen zusammengelebt hat, kann Gewalt bis hin zum Tod erfahren - von dem ach so geliebten Menschen, der nun glaubt, die ganzen Jahre einer Täuschung aufgesessenzu sein.
Nachdem zwei Polizisten in Australien Vertrauensbruch begangen und die transsexuelle Vergangenheit seiner Freundin einem Verdächtigen verrieten, um diesen zu verhöhnen "Hey, du fickst einen Kerl" ging dieser Schnurstracks nach Hause, wo er seine Freundin Brigitte Fell derart verprügelte, dass sie eine Lippe verlor. Was sagt ein Vertreter der christlichen, demokratischen Partei Australiens dazu?
"Mr Jacobson was deliberately deceived into believing that Mr Fell was a woman" Mr. Jacoobsen wurde vorsätzlich betrogen, zu glauben Mr. Fell sei eine Frau."
Und gerade kürzlich verstarb wieder eine Frau an ihrem Freund. Er machte ihr einen Heiratsantrag, sie lehnte ab, und er spionierte Eifersüchtig in ihrem Emailpostfach, weil er dachte, es müsse einen anderen geben. Auf diese Art erfuhr er von ihrer medizinischen Geschichte. Auch er fühlte sich getäuscht und Betrogen, so sehr, dass er sich die Pulsadern aufschnitt - nachdem er Melissa mit einem Kopfschuss ermordet hatte. Er hat überlebt, aber dennoch einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem er ihr die Schuld zuweist, und das sie ihn getäuscht hat. Getäuscht? Die einzigen Leute, die sich hier getäuscht haben, sind die Täter und nicht darin, dass sie über das Geschlecht ihres Opfers getäuscht wurden, sondern dahingehend, dass ihre Opfer eigentlich etwas anderes sind, als sie von ihnen glaubten, zu sein - nämlich das, was sie kannten.
Ein tödlicher Irrtum, der mit jeder Erwähnung von "Ich wurde geboren als...", "Als ich noch ein Mann war...", "... früher als Frau hätte ich..." aufs neue ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit gehämmert wird.
Was unterscheidet diejenigen, die uns angreifen, von uns selbst?
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*Der erste Schritt, damit Menschen gesellschaftlich gleichberechtig leben
können, ist der, sich selbst als echt anzuerkennen. Selbstbestimmtheit
heisst, ...
vor 3 Wochen