Donnerstag, 10. September 2009

Svenja und eine noch nicht erfüllte Anforderung

Als ich vor der OP die Hormone und Nikotin absetzen musste habe ich eine Harte Zeit durch gemacht.

Svenja meinte damals:

Ich freu mich schon jetzt auf deine fröhlichen Beiträge aus der Zeit nach deiner OP. Ganz sicher wird es dir dann viel, viel besser gehen und du könntest vielleicht die ganze Welt umarmen.

Kopf hoch. Die imaginäre Gemeinde der Internet T-Girls steht hinter dir und stärkt dir gedanklich den Rücken.


Eigentlich war ich da recht undankbar, denn in der Zwischenzeit habe ich fast nur politische Beiträge geliefert.

Der Grund dafür ist aber einfach der, das für mich ein Problem behoben wurde. Ich hab meine neuen Freunde aus Chon Buri und meine alten in der Heimat Umarmt (nahezu mit Freudentränen) aber die Welt umarme ich nicht, die mag uns nicht...

Es ist alles gut. Es ist nur ein körperliches Problem behoben, aber alleine schon dass ich jetzt nicht mehr unter Druck stehe, irgendwem irgendwas beweisen zu müssen sorgt dafür, das ich viel entspannter durchs Leben gehe. Leider liegt es vermutlich am CPA (Androcur) aber die sexuelle Seite ist bei mir noch nicht zurück, auch wenn die Physik recht dominant sagt, es wäre mal an der Zeit.

Es passt jetzt - aber es ist auch eine Phase der Neuorientierung. Ich habe 1 1/2 Jahre nur mit dem Ziel verbracht, meinen Körper in Ordnung zu bringen, alles andere war Sekundär. Im Augenblick bin ich am Aufarbeiten, was ich verpasst habe. Sehr viele von meinen eigentlichen Interessen (und Pflichten) standen hinten an. Und mein Oldtimer in der Garage nimmt es mir sehr übel, dass ich ihn mehr als ein Jahr nicht bewegt habe. Beruflich bin ich in einer Reorientierung... macht mir mein alter Job noch Spass? Jetzt wo ich mehr denn Je menschliche Interaktion will und nicht die Ablenkung, die mir das Programmieren gegeben hat?
Ich brauchte eine Pause und das Schicksal war gnädig mit mir. Ich hab sie gerade und nutze sie.

Gruss, Ich

2 Kommentare:

Svenja hat gesagt…

Ich empfinde es auch manchmal so, dass "die ganze Welt" uns ablehnt. Aber das ist Quatsch, ich weiß es. Dazu habe ich einfach zuviele gute Bekannte und Freunde, die absolut nichts mit Trans zu tun haben. Und auch beruflich läuft es sehr gut.

Ich stand vor der selben beruflichen Frage wie du: soll ich mich umorientieren? Nein, ich habe es nicht getan. Stattdessen erlebe ich meinen Beruf jetzt noch einmal ganz neu. Ich bin eine Frau und ich arbeite als Frau. Schon das allein macht mich glücklich. Ich denke manchmal ganz bewußt daran und bin richtig happy, dass das überhaupt geht und dass es so gut funktioniert.
Vielleicht wäre das auch ein Weg für dich, indem du eine ganz neue Programmiererin wirst.

Übrigens habe ich große Probleme mit der Kommentarfunktion. Ich kann partout nicht unter meinem BloggerProfil schreiben. Wenn ich es auswähle, kann ich mich nicht anmelden und werde immer abgelehnt. Es ist alles so kompliziert zu bedienen. Was mach ich nur falsch?

Andrea hat gesagt…

Viele hassen oder lehnen uns ab, mensch fragt sich, woran das liegen mag. Ich habe einige Vermutungen, die sich tagtäglich aufs Neue als richtig erweisen.

Aber alle hassen uns sicher nicht, aber ob es über schlichte Toleranz hinaus geht, das wage ich wiederum auch bei der Mehrheit derjenigen zu bezweifeln, die uns nicht gleich hassen.

Toleranz ist allerdings auch nicht das, was ein Mensch braucht, ein Mensch will auch anerkannt/geliebt/respektiert werden und da ist mE immer noch das grösste Manko. Toleranz ist letztlich nur eine Art des ingorierens, wenn du mir nix tust, dann tu ich dir nix.

Entschuldigt, bin heute früh wieder mal besonders melancholisch.