Freitag, 14. August 2009

Danke, Luther

Durch einen Bericht in der Onlinemedium Zeit.de; “Schwulenhetze, streng wissenschaftlich”, bin ich erneut auf die Seite von “Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft” gestoßen.

Die Seite hetzt nicht nur gegen Homosexuelle, sondern noch viel Heftiger gegen Transsexuelle. Mit falschen Aussagen selbsternannter Experten und sogar einen Link zu einem amerikanischen Artikel des Bekannten Hetzers Dale O’Leary gibt es, in dem er sich dafür ausspricht, Menschen mit vom Körperbild abweichender Geschlechtsidentität gesetzlich keine gleichen Rechte zu zu gestehen.

Für mich sind hier gleich zwei Sünden vertreten:

1. Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen

2. Du sollst nicht töten

Denn eine Kultur zu fördern, welche den Zugang zu Behandlung für transsexuelle Menschen erschwert und sie zu Verrückten deklariert, fordert die sowieso schon hohe Selbstmordrate unter transsexuellen Teenagern (Schätzungen gehen davon aus, dass ungefähr 2/3 aller Betroffenen mit 18 mindestens einen Selbstmordversuch hinter sich hat)

Die Ironie des ganzen? Transsexuelle und Intersexuelle werden in der Bibel erwähnt – und das nicht als Sünder, sondern stellenweise sogar recht Positiv.

Nun wird sich mancher Bibelkundige allerdings die Augen reiben, denn das wäre ihm wohl aufgefallen?

Dazu ist erst mal etwas Geschichtsunterricht nötig. Im Umfeld des damaligen Israels gab es z.B. den Kult der Cybille, deren Priesterinnen junge Transsexuelle waren, die sich frühzeitig Kastriert hatten – die damals einzige Methode um eine Vermännlichung zu verhindern oder eine Erfolgte zu mildern. Des weiteren gab es die Eunuchen, die aus dem selben Grund aber ohne das Priestertum diese “Operation” an sich durchführten. Reste dieser Kultur gibt es heute noch in Pakistan und Indien. Und eben diese Eunuchen werden explizit erwähnt.

Doch der Bibelfeste Leser wird sich weiterhin wundern – er hat im guten Buch doch gar nichts von Eunuchen gelesen?

Und hier kann er sich nun bei Martin Luther bedanken. Der hat Eunuchen nämlich nicht direkt übersetzt sondern sehr Missverständlich umschrieben.

So findet man z.B. in der englischen Version folgendes:

Matthew 19:12

12For some are eunuchs because they were born that way; others were made that way by men; and others have renounced marriage[a]because of the kingdom of heaven. The one who can accept this should accept it."

Footnotes:

1. Matthew 19:12 Or have made themselves eunuchs

Übersetzt:

Matthäus 19:Vers 12

12 Da einige Eunuchen sind die auf diese Art geboren wurden (Intersexuelle); andere wurden dazu von Menschen gemacht und andere haben der Entsagt [a] für das Königreich des Himmels. Wer dies akzeptieren kann, soll es akzeptieren

Fussnoten:
1. Matthäus 19:12 oder haben sich selbst zu Eunuchen gemacht (Transsexuelle)

In der Lutherbibel, Fassung von 1912 steht:

Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus Mutterleibe also geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind; und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

Das war aber vielleicht noch zu deutlich, denn in der mit vorliegenden Buchfassung (revidierter Text 1975) steht:

Denn manche sind von Geburt an zu ehelichem Umgang unfähig; andere sind von Menschen dazu unfähig gemacht worden; und wieder andere haben sich selbst dazu unfähig gemacht um des Himmelreichs willen. Wer es fassen kann, der fasse es!

Bei Jesaja 56:2 findet sich:

Und der Verschnittene soll nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer Baum. Denn so spricht der Herr: Den Verschnittenen, die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinem Bund festalten, denen will ich in meinem Hause und in meinen Mauern ein Denkmal und einen Namen geben; das ist besser als Söhne und Töchter. Einen ewigen Namen will ich ihnen geben, der nicht vergehen soll.

Auch hier findet sich in der englischen Version der Begriff Eunuch. Hat wohl nicht ganz geklappt mit dem ewigen Namen(*), aber wär ich gläubig, würde ich mich auf die Sonderbehandlung später schon freuen :-)

Weitere nette Zitate:

Galater 3:28

28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.

5. Buch Mose 23:2

2 In die Versammlung des HERRN darf niemand kommen, dessen Hoden zerquetscht oder dessen Glied abgeschnitten ist.

(Nun ja, andere Frauen durften auch nicht Teilnehmen)

Bei den Aposteln wird die Bekehrung eines Eunuchs beschrieben:

Apostelgeschichte 8:28-38

Philippus und der äthiopische Hofbeamte

26 Ein Engel des Herrn aber sprach zu Philippus: Mach dich auf und geh nach Süden auf die Strasse, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt; sie ist menschenleer. 27 Und er machte sich auf und ging. Da kam ein äthiopischer Hofbeamter vorüber, ein Eunuch der Kandake, der Königin der Äthiopier; er war ihr Schatzmeister. Der war nach Jerusalem gereist, um dort zu beten. 28 Nun befand er sich auf dem Heimweg; er sass auf seinem Wagen und las im Propheten Jesaja.

29 Da sprach der Geist zu Philippus: Geh und folge diesem Wagen. 30 Philippus holte ihn ein und hörte, wie er im Propheten Jesaja las, und sagte: Verstehst du, was du da liest? 31 Der sagte: Wie könnte ich, wenn niemand mich anleitet? Und er bat Philippus, auf den Wagen zu steigen und sich zu ihm zu setzen. 32 Der Abschnitt der Schrift, den er las, war folgender:

Wie ein Schaf wurde er zur Schlachtbank geführt;

und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt,

so tut er seinen Mund nicht auf.

33 In seiner Erniedrigung wurde aufgehoben das Urteil gegen ihn;

doch von seinem Geschlecht, wer wird davon erzählen?

Denn weggenommen von der Erde wird sein Leben.

34 Der Eunuch sagte nun zu Philippus: Ich bitte dich, sage mir, von wem spricht hier der Prophet? Von sich oder von einem anderen? 35 Da tat Philippus seinen Mund auf und begann, ihm von dieser Schriftstelle ausgehend das Evangelium von Jesus zu verkündigen. 36 Als sie weiterzogen, kamen sie zu einer Wasserstelle, und der Eunuch sagte: Schau, hier ist Wasser; was steht meiner Taufe noch im Weg?


28 Da ist weder Jude noch Grieche, da ist weder Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau. Denn ihr seid alle eins in Christus Jesus.

Und zu guter letzt, direkt aus der Genesis 1:27

27 Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.

So viel zu den direkten Erwähnungen. Der Wüstengott war auch unter dem Namen El Shaddai bekannt, was “Brust” bedeutet und für Fruchtbarkeit steht. Da von ihm als Vater gesprochen wir, ist er wohl auch eindeutig Zwischengeschlechtlich.

Die jüdischen gelehrten überlegen, ob Sara, Abrahams erste Frau, Intersexuell war. (Eine Zeit lang wurde denn auch mein Blog häufig mit “Sarah intersexuell” gefunden)

Also ist die Bibel Transsexuellen und Intersexuellen gegenüber eigentlich sehr positiv eingestellt. Kirchen dagegen eher weniger. Das Problem ist, dass sie ihren eigenen Lügen glauben und Transsexualität als eine Art Hyperhomosexuell betrachten und Intersexuelle (meist) ignorieren – es gab aber auch schon mehrere Dokumentierte Fälle, wo das Bodenpersonal Intersexuellen nahe legte, das es bei Ihnen in Ordnung sei, wenn sie sich umbrächten.

Auf welche Art Homosexualität zu einer Art Übersünde erklärt wird besitzt seine eigenen Probleme, allerdings lässt sich nicht leugnen das Homosexuelle und Transvestiten in der Bibel schlecht wegkommen.

(*) Kommentatorin Rahab hat erklärt, dass der Name wohl nicht ganz vergessen war: 'tumtum' (tet-waw-mem-tet-waw-mem)

4 Kommentare:

Rahab hat gesagt…

kleiner hinweis zu Jesaja 56
im hebräischen text steht das wort sarisim=kastrierte/von schneiden, abschneiden - also verschnittene
trans- und intersexuelle haben meines wissens in der bibel kein eigenes wort, womöglich wird aber auch für männlich aussehene dasselbe wort wie für 'unfruchtbare' frauen benutzt (die hebräische schreibung in Genesis 25, 21 könnte darauf hinweisen. normalerweise wird dort übersetzt, Isaak bat für seine frau, denn sie war unfruchtbar. ohne die erst später hinzugekommenen vokal-zeichen läßt es sich aber auch lesen als: er unfruchtbarte sie. das aber nur am rande und als hinweis darauf, dass das phänomen zwar bekannt war aber kein eigenes wort hatte.
im rabbinischen judentum gab es dann dieses eigene wort, nämlich 'tumtum' (tet-waw-mem-tet-waw-mem). im Jastrow findet sich als übersetzung: a personwhose genitals are hidden or undevelopped; one whose sex is unknown.
das verb, von dem tumtum durch reduplikation abgeleitet ist, hat etwas mit 'verschließen' zu tun.

sünde war das nicht. sondern für die bereits sehr andro-zentrierten ollen rabbinen einfach kein 'vollwertiger' mann. und frauen waren eben 'unfruchtbar'.

für weitere nachfragen: suchen Sie Rahab beim freitag und hinterlassen Sie dort eine nachricht

Bad Hair Days hat gesagt…

Danke, Rahab.

Das ist ja der Grund, warum man das ganze im Kontext der Zeit sehen muss, in der die Texte geschrieben wurden. Trans- und Intersexuell sind Begriffe, die so erst in den letzten Jahrhunderten geprägt wurden. Bzw. der Begriff Intersexuell ist auch schon wieder überholt, wenn es nach den Medizinern geht.
Die Zerschnittenen die in der Bibel erwähnt werden, sind eben jene transsexuellen Frauen (leider ist mir über die Handhabung von Männern nichts bekannt, in der Kultur der Hirja sind sie jedoch integriert) deren einzige Behandlungshoffnung das Kastrieren war. In Judäa selbst war es eigentlich keine Praxis. Die bei Jesaja erwähnten waren Leute aus dem "Ausland", und der Prophet wollte den Kreis der Menschen mit Zugang zum Biblischen Gott erweitern.
Ein bisschen Schwierig, das gebe ich zu, ist der Eunuch, der in der Apostelgeschichte erwähnt wird. Teilweise waren Kastraten bis ins letzte Jahrhundert auch aus Karrieremotiven möglich - am Kaiserlichen Hof in China durften nur Kastraten, Frauen und der Kaiser selbst betreten. Es ist gut möglich dass es in Äthopien damals ähnliche Regelungen gab und besagter Eunuch demnach nicht durch eine transsexuelle Kondition, sondern aus Karrierestreben zum Eunuchen wurde. Allerdings besitzt auch das letztlich eine Aussagekraft, oder nicht?

Sabrina Schwanczar hat gesagt…

Habe soeben den hier verlinkten Artikel von Reinhard Herold auf der Homepage des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft gelesen.

Er stellt dort einen Fall einer vermeintlich erfolgreichen Therapie einer angelblich transsexuellen Person dar. Gegen Ende des Artikels erfährt man, dass dieser Fallbericht zehn Jahre alt ist.

Zu seriöser wissenschaftlicher Arbeit gehört, dass man überprüft, ob der vermeintliche Therapieerfolg auch nach dem Ende einer vermeintlichen "Therapie" noch bestand hat.

Dazu schweigt sich Herr Herold aus.

Auf der Internetseite dieser ach so wissenschaftlichen Einrichtung findet man einen weiteren Artikel einer angeblich erfolgreichen Therapie einer angeblichen "Transsexuellen":

http://www.dijg.de/fileadmin/dijg-uploads/pdf/bulletin_16_2008_lisa.pdf

Liest man den Artikel jedoch genau, dann ist festzustellen, dass es sich hier überhaupt nicht um eine sogenannte "Transsexuelle" handelt, sondern um eine Person, die mit den gesellschaftlichen Verhältnissen, den kulturell geprägten Rollenerwartungen nciht zurechtkam, also schlicht und einfach keine "Transsexuelle" war.

Natürlich ist sie trotzdem von mehreren BETRUGACHTERN als transsexuell "diagnostiziert" worden.

Viele Grüße
Sabrina Schwanczar

Bad Hair Days hat gesagt…

Hallo Sabrina.
Schön, wieder von dir zu hören. Ich bewundere deine Geduld, ich habe das meiste davon nur überflogen, bevor mir mein Magen eine eindeutige Warnung geschickt hat. Vielleicht lohnt sich eine intensivere Beschäftigung.

Wenn es um TS geht, wird Esoterik schnell zur Wissenschaft, so habe ich schon von zwei Fällen von Geisteraustreibung durch Psychologen gelesen - veröffentlicht auf nahmhaften Wissenschaftsseiten.

Die Wahrheit will einfach NIEMAND wahrhaben. Stattdessen pflegt jeder seine Lieblingstheorie, bei der dann passende Leute (die Nicht TS sind) durch alle Instanzen kommen. Die Gutachter meinen dann ich solchen Fällen: Endlich mal einER, der Ehrlich ist.
Pathologische Lügner sind für die Psychokaste TS allemal. Entweder wir belügen sie oder uns selbst.