Montag, 28. Juli 2008

As beside you deal?

Während ich bei ICQ, als ich dort noch ein männliches Profil hatte allenfalls Spam Anfragen von fremden Quellen bekam, habe ich mit meinem jetzigen tatsächlich ein viele echte Chat Anfragen aus aller Welt, USA, China(!) und auch von einem Russen. Der allerdings kann nur ganz wenig Englisch oder Deutsch, ich kann kein Russisch und so läuft jede Zeile durch einen elektronischen Übersetzer. So lautet seine Begrüssung denn immer: "As beside you deal?" von dem ich vermute, es heist so was wie "Und, wie läuft‘s?". So macht der Chat denn mindestens so viel Spass wie das lesen der Bedienungsanleitung Taiwanischer Elektrogeräte.
Auf jeden Fall ist es cool so eine Menge neuer Chatpartner aus aller Welt kennen zu lernen. Dabei bin ich fast 37 und sehe auf dem Profilbild nicht gerade super sexy aus ;-)

Montag, 21. Juli 2008

Körperliche Ursachen der Transsexualität

"...vor nicht allzu langer Zeit war die Beschäftigung mit Geschlechtsunterschieden in der Psychatire, Neurologie und Psychologie weitestgehend verpönt. Beschäftigte man sich mit ihnen, schienen ihr Vorhandensein und ihre Richtung etwas Beliebiges an sich zu haben. Geschechtsunterschiede durften nämlich nur Resultate der Sozialisation sein und galten daher grösstenteils als rein historisch-gesellschaftliche Produkte...

Hier hat sich ein dramatischer Perspektivenwechsel in jüngster Vergangenheit zu ergeben. Es ist mittlerweile fast selbstverständlich anzunehmen, dass genetische (und nicht nur Gene auf dem Geschlechtschromosom) und frühe hormonelle Einflüsse die Struktur und Funtion weiblicher und männlicher Gehirne bedingen. Obwohl diese weiblichen und männlichen Gehirne ja nach geographischer und kultureller Situation ganz unterschiedliche Lebenswelten in sich aufnehmen, ist mittlerweile sicher, dass die neurobiologischen Grundlagen von Geschlechtsunterschieden auch zu transkulturelll stabilen Verhaltens- und Erlebensunterschieden führen..."

Aus dem Geleitwort von "Gehirn und Geschlecht" (ISBN 978-3-540-71627-3) Ausgabe 2007 von Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Institutes für Psychiatrie

1997 wurde erstmals eine Studie veröffentlich, die eine körperliche Ursache von Transsexualität nahelegte.
A Sex Difference in the Human Brain and its Relation to Transsexuality (1997)
http://www.nature.com/nature/journal/v378/n6552/pdf/378068a0.pdf


Dies sorgte für einige Diskussionen, aber Behavioristen zweifelten die Studie stark an. Die Nachvollziehbarkeit wurde in einer weiteren Studie jedoch 2000 nachgewiesen:
Male-to-Female Transsexuals Have Female Neuron Numbers in a Limbic Nucleus (2000)
http://jcem.endojournals.org/cgi/content/full/85/5/2034


Beide Studien zeigen, dass die Gehirne von transsexuellen Frauen denen von biologischen Frauen entsprechen, und die von transsexuellen Männern entsprechend denen von biologischen Männern, und dass es keine Veränderungen durch nachgeburtliche Geschlechtshormone auf diese Bereiche des Gehirns gibt. Eigentlich sollte das bereits reichen, um die körperliche Ursache von Transsexualität als bewiesen zu betrachten.
Es gibt jedoch weitere interessante Studien, die über völlig verschiedene Ansätze zum Thema kommen:
So fand man 2007 eine Möglichkeit via Computertomographie bei sexueller Stimulation entsprechende Unterschiede Sichtbar zu machen:

fMRT zur Diagnose bei Transsexualität geprüft:
http://www.aerztezeitung.de/suchen/?query=fmrt&sid=406362

Die eigentliche Studie: http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-18593/Dissertation_EvaKrause.pdf

Leider ist die Methodik noch nicht ausgereift genug für eine echte Diagnostik und könnte auch nur bei Transsexuellen angewendet werden, die bereits ihre Pupertät erlebt haben.
Andere Studien beziehen sich auf den Einfluss von pränatalen Störungen der Hormonellen Entwicklung als Ursache für diese Unterschiede:

Hier zum Beispiel eine Studie über den Einfluss von des Medikaments DES auf die geschlechtliche Entwicklung von Ungeborenen:
A Discussion on the Relationship Between Gender Identity And Prenatal Exposure to Diethylstilbestrol (DES) in 46XY Individuals
http://www3.telus.net/des1/index.html
Oder diese Pressemitteilung über eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Hormone im Mutterleib beeinflussen Transsexualität
http://www.idw-online.de/pages/de/news228729

Soweit wird deutlich, dass Transsexualität eine Unterart der Intersexualität bedeutet, die hier aber nur das menschliche Organ betrifft, dass wir am wenigsten verstehen und von aussen am schlechtesten Beurteilen können. Häufig sind die Grenzen zwischen erkennbarer Intersexualität und Transsexualität auch fliessend und häufig wird eine Intersexualität bei Transsexuellen erst bei den Voruntersuchungen zur Verordnung somatischer Massnahmen festgestellt – wenn diese Tests überhaupt gemacht werden.
Ein sehr interessanter Aufsatz zum Thema stammt von Zoë Brain, die, selbst Intersexuell, aufzeigt, wie die Wirkung ist und dass nicht alles beim Thema Transsexualität aufhört:
http://aebrain.blogspot.com/2008/06/bigender-and-brain.html

Ebenfalls von Zoë Brain stammt ein Aufsatz der die körperliche Ursache auf einer statistischen Basis nahelegt:
http://aebrain.blogspot.com/2006/01/brain-intersex.html

Ein sehr ausführlicher Aufsatz zum Thema stammt von Lynn Connway und ist in Englisch unter folgender Adresse verfügbar:
http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/TScauses.html

Ergänzung 22.07.2008:
Und schon kommt die nächste Studie: Sie ist ähnlich der deutschen Studie mit der sexuellen Stimmulierung, aber in diesem Fall über Pheromone:

Male-to-female transsexuals show sex-atypical hypothalamus activation when smelling odorous steroids.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18056697?dopt=Abstract

Dringend nötiges Update 6. Januar 2008:

Es gibt eine weitere Post Mortem Studie:
A sex difference in the hypothalamic uncinate nucleus: relationship to gender identity.

Nach Grösse und Dichte des BSTc wurde diesmal der Hirnbereich INAH3 auf Dichte untersucht.

Weniger wichtig, es wurden zwei Studien zu Genkonstellationen ausgeführt, die gehäuft bei transssexuellen Männern und (andere) bei transexuellen Frauen vorkommen - und eben zu Bildung des Gehirns im entsprechenden Geschlecht bei tragen. Wie bei den Fingerlängenstudien auch nur ein Hinweis auf mögliche Ursachen der Ursache, dennoch kam es durch ihre Erwähnung inbesondere der Studie in Bezug auf Frauen zu vielen Presseberichten und Diskussionen.

Ergänzung 15. September 2009

Am 18. Mai diesen Jahres wurde vor der American Psychiotric Associaten zwei Vorträge von Fachleuten zum Thema angeborene Geschlechtsidentität gehalten.


S10. The Neurobiological Evidence for Transgenderism
1. Brain Gender Identity Sidney W. Ecker, M.D.
2. Transsexuality as an Intersex Condition Milton Diamond, Ph.D.

Punkt 10: Die neurologischen Beweise für Transgenderismus (als Überbegriff)
1. Gehirn Geschlecht Identität von Sidney W. Ecker M.D.
2. Transsexualität als eine intersexuelle Kondition von Milton Diamond, Ph.D.

Dr. Eckers (Powerpoint-)Präsentation kann hier herunter geladen werden.

Änderung 30.09.2010
Ich habe die Links rausgenommen und die ständig wachsende Zahl der mir bekannten Wissenschaftlichen Studien und Schriften zum Thema in eine eigene Datenbank ausgelagert, die derzeit noch hier zu finden ist: studies.thruhere.net

Freitag, 18. Juli 2008

Lasern

Gestern war der Tag ein echter Bad Hair Day. Denn ich durfte mich nicht rasieren, da ich am Abend eine Behandlung mit Super Hair Removal (eine Form von Behandlung mit Impulsed Laser Light) hatte. Dies dient dazu die Barthaarwurzeln abzutöten um irgendwann Bartfrei durch das Leben gehen zu können. Frau fällt natürlich auf, wenn sie mit ca. 1 mm langen Barthaaren durch die Gegend läuft. Einmal in zwei Monaten muss ich einen solchen Tag in Kauf nehmen, bis der Bart entfernt ist. Aber in einem Punkt war das ganze erfreulich: Das erste Mal schaute ich in den Spiegel, und sah eine bärtige Frau – die ungewohnte Ansicht zeigte mir, was mir sonst eher entgeht: Wie sehr sich mein Gesicht dank der Hormone schon verändert hat :-)

Montag, 14. Juli 2008

Die Presse und die Häufigkeit von Transsexualität

Die Häufigkeit von Transsexualität wird in Presseberichten stets falsch angegeben. Häufig liest man von ein Zahlenverhältnis von 1: 30.000 oder gelegentlich 1:40.000 bei transsexuellen Frauen und 1:100.000 bei transsexuellen Männern.
Alleine aus der Zahl der erfolgten Geschlechtsumwandlungen lässt sich jedoch eine ganz andere Prävalenz ableiten. Professor Lynn Connway hat diese Diskrepanz näher untersucht und ist auf eine gesicherte Zahl von 1:2.500 gekommen. Die Dunkelziffer der unbehandelten Transsexuellen lässt allerdings darauf schliessen, dass das Verhältnis noch deutlich stärker ausgeprägt ist.

Ein Zitat:
"In diesem Bericht haben wir erkannt, dass die Prävalenz der GA-OP in den USA mindestens in der Größenordnung von 1:2.500 liegt und möglicherweise das Doppelte dieses Wertes betragen kann. Daher muss die wirkliche Prävalenz der Transsexualität die Größenordnung von ~1:500, ggf. sogar mehr, besitzen. Diese Ergebnisse erscheinen im Einklang mit Studien der TS-Prävalenz in anderen Ländern in jüngeren Untersuchungen zu sein.

Diese Ergebnisse stehen in scharfem Kontrast zu dem Wert der Prävalenz (1:30.000), der so oft von den "Experten" aus der Psychiatrie der USA zitiert wird, an die sich die Medien wegen derartiger Informationen wenden. "

Die ganze Studie ist hier zu finden: http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/DE/TSprevalence-DE.html

Während sich diese Studie nur auf den Wert für transsexuelle Frauen bezieht, zeichnet sich immer mehr ab, dass das Verhältniss von Transmännern und Transfrauen in etwa gleich ist.

Bad hair days

Als transsexuelle Frau begegne ich öfter Neugier gegenüber dem Thema, die ich in diesem Blog zu einem grossen Teil lindern will. Nicht nur diese Neugier hat mich dazu bewegt, dieses Blog zu eröffnen, auch die grossen Wissenslücken, die zum Thema existieren, wie man gerade immer wieder an Zeitschriften- oder Onlineartikeln merkt, die oft falsch über Zusammenhänge, Häufigkeit und Behandlungen informieren.

Es gibt viele solcher Blogs und viele werden nach ein bis eineinhalb Jahren nicht mehr weitergeführt. Ein Grund sind die von mir so getauften Bad hair days: Die Tage, an denen unsereins eigentlich immer mit zu wenig oder zu viel Haaren an den falschen Stellen kämpft. Irgendwann ist diese Zeit vorbei, Transsexuelle wollen sich meist von diesem Thema lösen, wenn sie im Zielgeschlecht angekommen sind - ein Schicksal, dass auch dieses Blog eines Tages ereilen kann.