Donnerstag, 1. Januar 2009

Gute alte Zeiten?

Ich hab die Sylvesterfeier in einer grossartigen Runde verbracht. Gastgeberin war eine alte Freundin von mir.

Irgendwann kam es unweigerlich dazu dass sie fragte, erinnerst du dich an dieser oder jene Begebenheit, waren das nicht tolle Zeiten?

Hm. Nein, ich wollte die Stimmung nicht verderben, aber das waren einfach schlechte Zeiten für mich. Ich hatte vielleicht in der Situation den grösstmöglichen Spass, den ich damals überhaupt empfinden konnte, aber nein, wirklich Toll war es nicht.

Die schönsten Erinnerungen aus der Zeit vor meiner Transition sind die Zeiten, wo ich meiner Selbst nicht bewusst war. Wenn ich Musik spielte oder Sang, so dass die einzige Konzentration darin lag, meine Gefühle in die Musik zu legen (Naja, erntete mir auch den Vorwurf ein, warum ich den immer nur so traurige Sachen bringe), oder in den so genannten Flow im Rahmen meiner Softwareentwicklungstätigkeit zu kommen (man vergisst sich regelrecht selbst, alle Hirnressourcen sind auf die aktuelle Aufgabe gerichtet) oder Autofahrten (auch hier ein vergessen des Selbst) beschränkt. Warum das bei letzterem Funktioniert? Keine Ahnung, aber ich hab das auch schon von Leuten gehört die Nichts verdrängen mussten, aber Autotouren wie eine Art Meditation genutzt haben.

Irgendwie macht mir diese Aufzählung fast ein wenig Angst? Das sind alles Dinge, über die ich mich (allgemein) definiere. meine Liebe zur (bestimmten) Musik, meine Liebe zu einem Hobby, das sogar zum Beruf wurde und ausgerechnet meine Liebe zu meinem untypisch weiblichsten Hobby: Autos
Genaugenommen fällt Lesen auch darunter. Das Selbst vergessen und in Fremde Welten und Erfahrungen eintauchen.

Das wirft viele Fragen auf. Meine Therapeutin wird ihre Freude haben, endlich mal wieder was für die Psychotherapeutin in ihr. Ich weis letztlich einfach nicht mehr so viel, was ich im Sinne eine Therapie mit Ihr bereden könne, wass sie ja schon sehr gestöhrt hat. Da kann ich jetzt aber auch nichts für. Psychotherapie über Jahre hinweg ist vorgeschrieben, selbst wenn es nichts zu Therapieren gibt. (Ironischerweise geht es in den Gutachten ja gerade darum, dass eine Person psychisch gesund ist). Ich möchte nicht einmal daran Denken, wie ungerecht das denen gegenüber ist, die eine Therapie bräuchten (das ist eine sehr persönliche Sache und hat per se erstmal nichts mit "Wahnsinn" zu tun) und keine Bekommen, weil man sie nicht ernst genug nimmt.

1 Kommentar:

Vanita hat gesagt…

Nun, das mit dem Autofahren war bei mir anders.

Gerade wenn ich ALLEINE fuhr, bemerkte ich, wie sehr ich doch gerne MEINEN Stil und MEINE Art mich zu bewegen zulassen würde.
Ein paar Sekunden ließ ich mich zu, beobachtete, mich selbst, wie vollendet weiblich ich doch in der Lage war, das Lenkrad und die Gangschaltung zu betätigen, fing an zu weinen, riss mich zusammen und spielte wieder meine Rolle.

Das das unsinnige Verstopfen der Therapieplätze angeht, gebe ich Dir völlig Recht.