Samstag, 26. September 2009

Markenidenditätsstörung

Porsche



Gestern fiel mir auf, dass ich eine gestörte Markenidentität habe.(*). Mein Auto, sagen Andere, ist ein Ferrari. Dabei weiß ich, dass es ein alter Porsche ist.
Seien sie doch mal realistisch, meint Meyenburg. Der Wagen ist rot. Das sieht man doch, der Fahrzeugschein dagegen ist im inneren Verborgen. (**)

(*) Marken Identitäts Störung (MIS) bzw. Brand Identity Disorder (BID).
(**) Originalzitat von Bernd Meyenburg:
"Seien sie mal realistisch! Den Penis sieht man doch, das Gehirn aber ist im Kopf verborgen!"

Samstag, 19. September 2009

Im Krankenhaus

Ich hatte jetzt schon länger immer wieder starke Magenschmerzen... also bin ich von einer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) ausgegangen. So etwas hatte ich schon einmal. Letzten Freitag wollten die Schmerzen aber dann bis Montag mittag gar nicht mehr aufhören und waren stark genug, mir die Luft zum Atmen zu nehmen. Ich bin am Montag gleich zum Arzt, habe aber erst einen Termin für Dienstag bekommen. Da wurde mir dann Blut abgenommen, am Mittwoch dann erneut hin zur "Auswertung" und von da aus wurde ich gleich weiter geschickt zur Ultraschalluntersuchung. Da die Sache mit Namens- und Personenstandsänderung für mich nicht so einfach ist, läuft meine Krankenkasse noch auf meinen alten Namen, das war bei der Anmeldung schon peinlich. Erfasst wurde es dann erstmal mit meinem "Rufnamen" in Klammern. Als ich dann aber von der Ultraschallabteilung gleich zur Notfallabteilung weiterverwiesen wurde, waren sie dort erstmal recht gefordert. Ich musste meine Daten noch einmal angeben und als es dann um meine Versicherung ging und da dann mein alter Name Stand (wie auch in den Ausweispapieren) fragte mich die Empfangsdame verwirrt: "Wie kommt denn das?" Tja, Transsexualität gibts nicht nur im Fernsehen. Ich wurde gleich auf ein Zimmer in der Notfallabteilung verlegt, wo ich noch mehr Blut abgeben musste und mir dafür gleich eine Infusion gelegt wurde. "Sie sind noch Nüchtern?" Äh ja... moment, ich bin seit 2 Tagen Schmerzfrei und jetztgleich Notoperation? Meine Gallenblase und Steine zwischen Leber und Darm mussten dringend entfernt werden. Derweil gab mein Name immer noch ein Problem her. Rechtlich und Versicherungstechnisch hätte ich in ein Mehrbettzimmer mit Männern verlegt werden müssen. Die elegante Lösung war dann ein EInzelzimmer. Gott sei dank konnte ich aber noch mal nach Hause, die wichtigsten Sachen vorbereiten, allen Bescheidgeben und mein Notebook einpacken. Operiert wurde am nächsten Tag. Alle Beteiligten hier sind grossartig, trotz zwangsläufigen Vorwissens werde ich durchgängig als Frau angesprochen und auch behandelt. Gleich Donnerstag früh war die Operation, jetzt werden die entzündeten Bereiche noch mit heftigerer Antibiotika behandelt. Im Augenblick gehe ich davon aus, dass ich Montag entlassen werden.
Dass ich so schnell wieder einen OP-Saal von innen sehen würde, hätte ich auch nicht gedacht.

Dienstag, 15. September 2009

Kommentare verloren

Da ich immer wieder beschwerden bekommen habe, dass es bei mir zu kompliziert ist, zu kommentieren, wollte ich das Kommentarsystem zurücksetzen.

Entgegen den Versprechungen von JS-Kit, dass die Kommentare stets auch bei Blogger.com hinterlegt werden, waren damit auch die Kommentare - eigentlich ein sehr wichtiges Element dieses Blogs - verschwunden. Ein Versuch JS-Kit wieder jerzustellen brachte sie auch nicht wieder zu Tage. Vielleicht klappt es ja mit Verspätung?

Falls es nicht funktioniert, werde ich wohl via Handarbeit zumindest die wichtigsten Nachtragen. Da mir das Kommentarsystem von Blogger nach wie vor nicht gefällt, ich aber das System "IntenseDebate" gut fand, dass ich bei verschiedenen anderen Blogs gesehen habe, probiere ich es jetzt erst einmal damit.

Bücher zum Thema

Ich habe über die Jahre nun schon einige Bücher zum Thema gelesen. Leider sind die, die ich wirklich empfehlen würde, nur in Englisch verfügbar:

True Selves
Understanding Transsexualism--For Families, Friends, Coworkers, and Helping Professionals

Wahre Ichs
Transsexualismus (*seufz*) verstehen - Für Freunde, Famillie, Mitarbeiter und professionelle Helfer.

Es ist 20 Jahre alt und hat einige Schwachstellen. Wenn von transsexuellen Mädchen und Frauen mal wieder als Jungen und Männer gesprochen wird und für Männer umgekehrt, wenn von Geschlechtsidentitätsstörung gesprochen wird und nicht zuletzt mal wieder ein psychologisches Modell angeführt wird.
Aber: Es konterkariert diese in dem er das Leiden von transsexuellen Menschen beschreibt. Insbesondere in der Kindheit - und die instinktiven Probleme durchaus beschreibt. Das Buch war ein Augenöffner für mich, wie viel Transsexuelle tatsächlich gemeinsam haben, denn mit anderen Betroffenen hatte ich mich allenfalls über das aktuelle Leben unterhalten.
Damit kann das Buch Aussenstehenden auch sehr gut vermitteln, warum das Leben für transsexuelle Menschen eine Hölle ist, und nicht die Folge eine spontanen, fröhlichen Entscheidung. Ein Bild, dass sich in der Öffentlichkeit festgefressen zu haben scheint.

Whipping Girl
A Transsexual Woman on Sexism and the Scapegoating of Femininity

Prügelmädchen
Eine transsexuelle Frau über Sexismus und Feminität als Sündenbock (Achtung, etwas frei Übersetzt)

wie True Selves klärt Serano erst einmal über Begrifflichkeiten auf. Ein kurzer autobiographischer Abschnitt fehlt ebenfalls nicht. Einen viel wichtigeren Teil ihres Buches nimmt allerdings ein, warum vor allem Transfrauen so viel Ablehnung von der Gesellschaft und gerade durch den Feminismus erfahren. Inhaltlich möchte ich nicht zu viel vorweg nehmen, sie entlarvt jedoch, wie Feminität immer als etwas Künstliches wahr genommen und beschrieben wird.
Eine interessante Beobachtung, die sich allerdings immer wieder Bewahrheitet, ist die Form der Darstellungen von transsexuellen Frauen in den Medien:
Entweder als
- täuschende, nicht operierte (für den Schockeffekt) Schönheit, die ihre Umgebung täuscht (normalerweise von Frauen gespielt)
- postoperative Frau, die ihre Vergangenheit nicht Leugnen kann (oft dick geschminkt, mit tiefster Stimme und maskulinen Mannerismen)
(normalerweise von Männern gespielt)

Gerade für Menschen, die sich noch wenig mit dem Thema befasst haben würde ich autobiographische Bücher nicht empfehlen. Zu schnell glaubt man vom persönlichen Erleben einer Person auf alle Betroffenen schliessen zu müssen. Auch selbst Betroffene können dadurch verunsichert werden (so bin ich doch nicht! Also bin ich nicht Transsexuell?)
Gelesen habe ich selbst:
Jan Morris
Conundrum. Mein Weg vom Mann zur Frau
Jamison Green
Becoming a visible man
Simone-Yvonne von Budzyn
Vom Supermann zur super Frau. (Ich hab sie gefragt, der blöde Titel stammt nicht von ihr selbst)
Recht bekannt ist auch:
Nadja Brönimann
Die weisse Feder


Andere Bücher, die ich gelesen habe und zumindest für Lesenswert halte:
Transpeople
Repudiation, Trauma, Healing

Transmenschen
Ablehnung, Trauma, Heilung

Ein gutes Buch zum Thema, auch für Menschen mit zwischengeschlechtlichen Identitäten.

Gehirn und Geschlecht
Neurowissenschaft des kleinen Unterschieds zwischen Mann und Frau.

Ironischerweise gibt es ein Kapitel über Transsexualität, das man aber gleich ungelesen herausreißen kann. Peggy Cohen-Kettenis die es eigentlich besser wissen sollte, versucht einmal mehr, die hirnorganischen Unterschiede als nicht ausreichend bewiesen hin zu stellen, stellt in Ursache und Wirkung vertauschte psychosexuelle Entwicklungsszenarien vor und verweist dabei auf Ken Zucker.

Transsexualität - Transidentität

Begutachtung, Begleitung, Therapie

Mehr ein Geschichtsbuch. Udo Rauchfleisch beschreibt, wie sich die Behandlung von transsexuellen Personen in der Schweiz entwickelt hat. Die daraus entstehenden Probleme verkennt er naturgemäß - war er doch einer der Hauptarchitekten.

Donnerstag, 10. September 2009

Svenja und eine noch nicht erfüllte Anforderung

Als ich vor der OP die Hormone und Nikotin absetzen musste habe ich eine Harte Zeit durch gemacht.

Svenja meinte damals:

Ich freu mich schon jetzt auf deine fröhlichen Beiträge aus der Zeit nach deiner OP. Ganz sicher wird es dir dann viel, viel besser gehen und du könntest vielleicht die ganze Welt umarmen.

Kopf hoch. Die imaginäre Gemeinde der Internet T-Girls steht hinter dir und stärkt dir gedanklich den Rücken.


Eigentlich war ich da recht undankbar, denn in der Zwischenzeit habe ich fast nur politische Beiträge geliefert.

Der Grund dafür ist aber einfach der, das für mich ein Problem behoben wurde. Ich hab meine neuen Freunde aus Chon Buri und meine alten in der Heimat Umarmt (nahezu mit Freudentränen) aber die Welt umarme ich nicht, die mag uns nicht...

Es ist alles gut. Es ist nur ein körperliches Problem behoben, aber alleine schon dass ich jetzt nicht mehr unter Druck stehe, irgendwem irgendwas beweisen zu müssen sorgt dafür, das ich viel entspannter durchs Leben gehe. Leider liegt es vermutlich am CPA (Androcur) aber die sexuelle Seite ist bei mir noch nicht zurück, auch wenn die Physik recht dominant sagt, es wäre mal an der Zeit.

Es passt jetzt - aber es ist auch eine Phase der Neuorientierung. Ich habe 1 1/2 Jahre nur mit dem Ziel verbracht, meinen Körper in Ordnung zu bringen, alles andere war Sekundär. Im Augenblick bin ich am Aufarbeiten, was ich verpasst habe. Sehr viele von meinen eigentlichen Interessen (und Pflichten) standen hinten an. Und mein Oldtimer in der Garage nimmt es mir sehr übel, dass ich ihn mehr als ein Jahr nicht bewegt habe. Beruflich bin ich in einer Reorientierung... macht mir mein alter Job noch Spass? Jetzt wo ich mehr denn Je menschliche Interaktion will und nicht die Ablenkung, die mir das Programmieren gegeben hat?
Ich brauchte eine Pause und das Schicksal war gnädig mit mir. Ich hab sie gerade und nutze sie.

Gruss, Ich