Dienstag, 23. September 2008

Die ewige Verwechslung von Geschlechterrolle und Geschlechtsidentität

Nicht ganz selten hört man die Frage: In einer Welt ohne Geschlechterrollen, würde da kein Zwang mehr zur "Geschlechtsumwandlung" bestehen?

Um diese Frage muss man sich erst einmal ein paar Dinge klar machen. Und dazu gehört, dass Geschlechterrolle und Geschlechtsidentität zwei verschiedene Dinge bedeuten. Eine Welt ohne Geschlechterrollen würde vermutlich vielen Transsexuellen einiges erleichtern, aber die falsche Geschlechtsidentität ist eben nicht das gleiche, wie gesellschaftliche Geschlechterklischees folgen zu wollen. Für die meisten von uns hat es eine körperliche Komponente. Bei manchen ziemlich stark und zu letzteren zähle ich mich. Niemand kann sich die Scham und den Ekel vorstellen, als meine Beine anfingen, eine Behaarung zu entwickeln und ich sagte nie jemanden warum ich nur noch lange Hosen trug, selbst in der glühendsten Hitze. Und Haare an den Beinen sind nun wirklich nur ein kleines Beispiel dafür, wie sehr sich Körper von Männern denen von Frauen unterscheiden. Mein eigener Ekel vor meinem Körper hielt mich auch davon ab, wie viele Transsexuelle eine transvestitische Phase durchzumachen, sie hielt mich sogar davon ab, meinen sozialen Umstieg zu machen, bevor ich mein Äusseres für weiblich genug hielt. Schwierig bei Behandlungsnormen, die diesen Umstieg eigentlich ein Jahr vor Hormongabe verlangt und genau der Punkt, der mich mindestens 11 Jahre meines Lebens gekostet hat. Als ich 15 war und ich mich das erste Mal eine öffentliche Adresse wandte, die ich gerade erst gefunden hatte. Da hätte ich es noch ohne Hormone ganz im Sinne der Behandlungsrichtlinien gemacht, aber da hiess es: KEINE Behandlung unter 18.

Ich kann nicht für jede transsexuelle Person sprechen - aber für mich ist klar, auch in einer Welt, in der Geschlechterrollen unwichtig sind, müsste ich transistieren.