"...vor nicht allzu langer Zeit war die Beschäftigung mit Geschlechtsunterschieden in der Psychatire, Neurologie und Psychologie weitestgehend verpönt. Beschäftigte man sich mit ihnen, schienen ihr Vorhandensein und ihre Richtung etwas Beliebiges an sich zu haben. Geschechtsunterschiede durften nämlich nur Resultate der Sozialisation sein und galten daher grösstenteils als rein historisch-gesellschaftliche Produkte...
Hier hat sich ein dramatischer Perspektivenwechsel in jüngster Vergangenheit zu ergeben. Es ist mittlerweile fast selbstverständlich anzunehmen, dass genetische (und nicht nur Gene auf dem Geschlechtschromosom) und frühe hormonelle Einflüsse die Struktur und Funtion weiblicher und männlicher Gehirne bedingen. Obwohl diese weiblichen und männlichen Gehirne ja nach geographischer und kultureller Situation ganz unterschiedliche Lebenswelten in sich aufnehmen, ist mittlerweile sicher, dass die neurobiologischen Grundlagen von Geschlechtsunterschieden auch zu transkulturelll stabilen Verhaltens- und Erlebensunterschieden führen..."
Aus dem Geleitwort von "Gehirn und Geschlecht" (ISBN 978-3-540-71627-3) Ausgabe 2007 von Prof. Dr. Dr. Florian Holsboer, Direktor des Max-Planck-Institutes für Psychiatrie
1997 wurde erstmals eine Studie veröffentlich, die eine körperliche Ursache von Transsexualität nahelegte.
A Sex Difference in the Human Brain and its Relation to Transsexuality (1997)
http://www.nature.com/nature/journal/v378/n6552/pdf/378068a0.pdf
Dies sorgte für einige Diskussionen, aber Behavioristen zweifelten die Studie stark an. Die Nachvollziehbarkeit wurde in einer weiteren Studie jedoch 2000 nachgewiesen:
Male-to-Female Transsexuals Have Female Neuron Numbers in a Limbic Nucleus (2000)
http://jcem.endojournals.org/cgi/content/full/85/5/2034
Beide Studien zeigen, dass die Gehirne von transsexuellen Frauen denen von biologischen Frauen entsprechen, und die von transsexuellen Männern entsprechend denen von biologischen Männern, und dass es keine Veränderungen durch nachgeburtliche Geschlechtshormone auf diese Bereiche des Gehirns gibt. Eigentlich sollte das bereits reichen, um die körperliche Ursache von Transsexualität als bewiesen zu betrachten.
Es gibt jedoch weitere interessante Studien, die über völlig verschiedene Ansätze zum Thema kommen:
So fand man 2007 eine Möglichkeit via Computertomographie bei sexueller Stimulation entsprechende Unterschiede Sichtbar zu machen:
fMRT zur Diagnose bei Transsexualität geprüft:
http://www.aerztezeitung.de/suchen/?query=fmrt&sid=406362
Die eigentliche Studie: http://duepublico.uni-duisburg-essen.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-18593/Dissertation_EvaKrause.pdf
Leider ist die Methodik noch nicht ausgereift genug für eine echte Diagnostik und könnte auch nur bei Transsexuellen angewendet werden, die bereits ihre Pupertät erlebt haben.
Andere Studien beziehen sich auf den Einfluss von pränatalen Störungen der Hormonellen Entwicklung als Ursache für diese Unterschiede:
Hier zum Beispiel eine Studie über den Einfluss von des Medikaments DES auf die geschlechtliche Entwicklung von Ungeborenen:
A Discussion on the Relationship Between Gender Identity And Prenatal Exposure to Diethylstilbestrol (DES) in 46XY Individuals
http://www3.telus.net/des1/index.html
Oder diese Pressemitteilung über eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)
Hormone im Mutterleib beeinflussen Transsexualität
http://www.idw-online.de/pages/de/news228729
Soweit wird deutlich, dass Transsexualität eine Unterart der Intersexualität bedeutet, die hier aber nur das menschliche Organ betrifft, dass wir am wenigsten verstehen und von aussen am schlechtesten Beurteilen können. Häufig sind die Grenzen zwischen erkennbarer Intersexualität und Transsexualität auch fliessend und häufig wird eine Intersexualität bei Transsexuellen erst bei den Voruntersuchungen zur Verordnung somatischer Massnahmen festgestellt – wenn diese Tests überhaupt gemacht werden.
Ein sehr interessanter Aufsatz zum Thema stammt von Zoë Brain, die, selbst Intersexuell, aufzeigt, wie die Wirkung ist und dass nicht alles beim Thema Transsexualität aufhört:
http://aebrain.blogspot.com/2008/06/bigender-and-brain.html
Ebenfalls von Zoë Brain stammt ein Aufsatz der die körperliche Ursache auf einer statistischen Basis nahelegt:
http://aebrain.blogspot.com/2006/01/brain-intersex.html
Ein sehr ausführlicher Aufsatz zum Thema stammt von Lynn Connway und ist in Englisch unter folgender Adresse verfügbar:
http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/TScauses.html
Ergänzung 22.07.2008:
Und schon kommt die nächste Studie: Sie ist ähnlich der deutschen Studie mit der sexuellen Stimmulierung, aber in diesem Fall über Pheromone:
Male-to-female transsexuals show sex-atypical hypothalamus activation when smelling odorous steroids.
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/18056697?dopt=Abstract
Dringend nötiges Update 6. Januar 2008:
Es gibt eine weitere Post Mortem Studie:
A sex difference in the hypothalamic uncinate nucleus: relationship to gender identity.
Nach Grösse und Dichte des BSTc wurde diesmal der Hirnbereich INAH3 auf Dichte untersucht.
Weniger wichtig, es wurden zwei Studien zu Genkonstellationen ausgeführt, die gehäuft bei transssexuellen Männern und (andere) bei transexuellen Frauen vorkommen - und eben zu Bildung des Gehirns im entsprechenden Geschlecht bei tragen. Wie bei den Fingerlängenstudien auch nur ein Hinweis auf mögliche Ursachen der Ursache, dennoch kam es durch ihre Erwähnung inbesondere der Studie in Bezug auf Frauen zu vielen Presseberichten und Diskussionen.
Ergänzung 15. September 2009
Am 18. Mai diesen Jahres wurde vor der American Psychiotric Associaten zwei Vorträge von Fachleuten zum Thema angeborene Geschlechtsidentität gehalten.
S10. The Neurobiological Evidence for Transgenderism
1. Brain Gender Identity Sidney W. Ecker, M.D.
2. Transsexuality as an Intersex Condition Milton Diamond, Ph.D.
Punkt 10: Die neurologischen Beweise für Transgenderismus (als Überbegriff)
1. Gehirn Geschlecht Identität von Sidney W. Ecker M.D.
2. Transsexualität als eine intersexuelle Kondition von Milton Diamond, Ph.D.
Dr. Eckers (Powerpoint-)Präsentation kann hier herunter geladen werden.
Änderung 30.09.2010
Ich habe die Links rausgenommen und die ständig wachsende Zahl der mir bekannten Wissenschaftlichen Studien und Schriften zum Thema in eine eigene Datenbank ausgelagert, die derzeit noch hier zu finden ist: studies.thruhere.net
Sabrina Schwanczar · 791 weeks ago
Aus der Tatsache, dass sich eine Arbeit mit einem bestimmten Problem befasst, ergibt sich noch lange nicht, ob dieses Problem geeignet ist, bestimmte Sachverhalte zu erklären.
Man könnte beispielsweise eine Untersuchung über den Einfluss des 2 : 1 Sieges des 1. FC Lokomotive Leipzig beim FC Barcelona in den 80er Jahren auf die Entwicklung des Schweizerischen Fussballs fertigen.
Mit freundlichen Grüssen
Sabrina Schwanczar
BadHairDays 54p · 791 weeks ago
Sabrina Schwanczar · 791 weeks ago
"Wesentlich wichtiger erscheint mir jedoch die Referenzensammlung, die Dr. Ecker angibt. Wir sind längst über den Punkt hinaus, an dem Gehirngeschlecht noch angezweifelt werden kann:"
Eine Angabe der Literatur, die in einer Arbeit verwendet wurde, ist keine Referenzensammlung.
In einer wissenschaftlichen Arbeit greift man oft verschiedene Positionen auf und analysiert sie. Und die betreffende Literatur gehört in das Literaturverzeichnis einer Arbeit.
Und genau das ist es. Ein Verzeichnis der bei der Arbeit verwendeten Literatur und keine Referenzensammlung.
Also nenne es schlicht Literaturverzeichnis und dann lösche meine diesbezüglichen beiden Kommentare.
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Schwanczar · 791 weeks ago
Weil ich grad dabei bin - ich weiß nicht ob meine eMail damals bei Dir angekommen ist. Hattest Du mal bei jener britischen Intersex-Organisation nach der der genauen Quellenangabe wegen der Imperato-McGuinley-Studie nachgefragt - einschließlich Seite ?
Es können nämlich mehrere Ursachen von Intersexualität gleichzeitig auftreten. Tritt z.B. komplette Adrogenresistenz auf, dann ist die sexuelle Identität nach Behauptung der Literatur immer weiblich. Das wusste man schon in den 70er Jahren. Soweit zu Gehirn und Geschlecht. Und dann ist die sexuelle Identität nämlich auch dann weiblich, wenn gleichzeitig noch 5-alpha-Reduktasestörung vorliegt. Solche Fälle musste Imperato-McGuinley aus der Studie herausnehmen.
Also - das die sexuelle Identität körperlich festgelegt ist, ist lange bekannt.
Das trotzdem aus der Psycho-Ecke irgendwelcher Unsinn von "geschlechtsidentitätsgestörten" "Transsexuellen" erzählt wird, zielt schlicht und einfach darauf ab, die Menschenrechte der Zwitter, die die angeblich "Transsexuellen" sind, zu verletzen, sie in psychiatrischen Behandlungen finanziell und zu Forschungszwecken auszubeuten, psychiatrische sozialexperimentelle Versuche mit "Alltagstest" und ähnlichen Übergriffen zu veranstalten.
Und da die angeblich "Transsexuellen" in Wahrheit Zwitter sind, so ist es auch nicht zulässig, diesen "Transsexuellen"-"Behandlungs"-"Standards" aufzunötigen.
Es ist ein schlicht rechtswidriges, medizinisch falsches Vorgehen, welches mit der vorsätzlich falschen "Diagnose" "Transsexualität" vollstreckt wird.
Mit freundlichen Grüßen
Sabrina Schwanczar · 774 weeks ago
“AWMF online – Leitlinie Störungen der Geschlechtsentwicklung”
http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/027-022.htm
In dieser Leitlinie befindet sich unter “Therapie” eine Tabelle, die Ursachen von Zwittrigkeit (Intersexualität) auflistet und dazu Angaben, inwieweit welche Geschlechtsidentität (Gefühlswelt, nicht “Rollen”) bei der jeweiligen Ursache auftritt.
Die Ärzte wissen sehr genau, dass eine Geschlechtsidentität körperlich festgelegt ist und sich somit hinter einer angeblichen Transsexualität nichts anderes als eine äußerlich eher unauffällige Ausprägung von Zwittrigkeit verbirgt.
Kannst Du diese Tabelle in deinen obigen Text mit einarbeiten?
MfG
BadHairDays 54p · 774 weeks ago
ich habs bislang nur mal kurz überflogen (ich hab zur Zeit viel zu tun)
Aber wegen der Imperato-McGuinley-Studie wollte ich kurz daraus zitieren:
* 5αRD2l
fast 60% männliche Identität nach der Pubertät
Also eben nicht 100% mit wenigen "Ausrutschern"
Sabrina Schwanczar · 774 weeks ago
Imperato-McGuinley haben auch niemals 100% behauptet.
Es ist nur ein signifikant höherer Anteil dieser Personengruppe in der Pubertät (und danach) von weiblich nach männlich gewechselt, als in der Durchschnittsbevölkerung.
Personen mit kompletter Anrdogenresistenz wechseln überhaupt nich nach männlich, egal ob auch noch 5alpha-Reduktase-Mangel vorliegt oder nicht, deshalb müssen diese bei einer seriösen Studie auch aus dem Probanden-Kollektiv herausgenommen werden.
Sabrina Schwanczar · 774 weeks ago
In der Tabelle in der
“AWMF online – Leitlinie Störungen der Geschlechtsentwicklung” http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/027-022.htm
wird auch behauptet, dass Zwitter mit "Mikropenis" (was es alles gibt), durchgängig männliche Geschlechtsidentität hatten.
Das mag in den untersuchten Kollektiven so sein. Allerdings beschreibt "Mikropenis" keine Ursache von Zwittrigkeit, sondern nur eine äußerliche Erscheinung. Die sexuelle Identität muss bei "Mikropenis" nicht notwendigerweise männlich sein, wie die Existenz der sogenenannten Angebliche "Mann-zu-Frau-Transsexuelle" zeigt, bei denen meist ein normal-großen Penis gewachsen ist, und die trotzdem eine weibliche sexuelle Identität haben.
In der Tabelle sind Ergebnisse von bisher vorliegenden Studien zusammengetragen worden - und das Ergebnis lautet:
Die sexuelle Identität korelliert signifikant mit körperlcihen Befunden.
MfG
BadHairDays 54p · 753 weeks ago
BadHairDays 54p · 774 weeks ago
Aber es gibt auch noch einen haufen anderer gehäufter "Auffälligkeiten". Verspätete, verminderte oder ausbleibende Pupertät, Hypogonadismus usw...
Horst Haupt · 750 weeks ago
Herzliche Grüsse
Horst Haupt
Kayla · 748 weeks ago
العاب شاودر · 595 weeks ago
العاب · 595 weeks ago